Handball-EM
Handball-EM - Juri Knorr über "Selbstmordkommando" und "Harakiri": Spielmacher wehrt sich gegen deftige Kritik
Juri Knorr liefert bei der Heim-EM nicht seine besten Leistungen ab. Der 23-Jährige weiß das, kontert seine Kritiker nach dem 22:22 gegen Österreich trotzdem.
Juri Knorr hatte genug. Als er auf die deftige Kritik der deutschen Handball-Legenden angesprochen wurde, holte der deutsche Spielmacher zum Konter aus.
Alle Informationen zum nächsten Hauptrunden-Spiel zwischen Deutschland und Ungarn findest du hier.
Dabei wählte der 23-Jährige nach dem Remis im EM-Hauptrundenspiel gegen Österreich (22:22) seine Worte mit Bedacht. Daraus, dass ihn die Worte von Stefan Kretzschmar und den Ex-Weltmeistern Michael "Mimi" Kraus und Pascal Hens getroffen hatten, machte er gar keinen Kehl.
Im "Dyn"-Talk "Harzblut" hatte Hens Knorrs Spiel in der ersten Hauptrunden-Partie gegen Island (26:24) als "Selbstmordkommando" bezeichnet: "Das ist so Harakiri.“ Ketzschmar hatte Stand-Handball ausgemacht, und dass Knorr "besonders cool, besonders lässig" wirken wollte.
Um nur ein paar der Kritikpunkte zu nennen. Die Legenden hatten verbal einen ausgepackt.
Knorr betonte, er sei "absolut kritikfähig und ich weiß ja auch, dass es nicht mein bestes Spiel war. Aber ich habe jetzt auch häufig genug gesagt, dass ich nicht bei 100 Prozent meiner Kräfte war", sagte Knorr. Er gibt an, dass ihn die Aussagen "natürlich" getroffen hätten.
"Ich nehme mir das natürlich zu Herzen und finde es in dem Moment einfach schade", sagte Knorr und ergänzte: "Ich glaube, man sollte immer das große Ganze sehen, bevor man mit dem Finger auf den anderen zeigt."
Das Wichtigste zur EM
Knorr wie Mertesacker
In der Interviewzone der Lanxess Arena merkte man deutlich, dass ihn das Thema beschäftigt. Auch, weil er gegen Österreich erneut unter seinen Möglichkeiten blieb (ran-Note: 4). Es ist immer noch nicht sein Turnier, mit ihm und seinen Leistungen steht und fällt aber eine Menge.
Weshalb sich die Kritik automatisch auf ihn fokussiert. Klar ist: Knorr wird - wie der Rest der Mannschaft auch - am Montag gegen Ungarn (ab 20:30 Uhr im Liveticker) noch mehr gefordert sein, denn im Grunde hält nur ein Sieg die Medaillenträume lebendig. Er als Spielgestalter, ist aber vor den Endspielen in der Hauptrunde weiter ein Sorgenkind.
Knorr nutzte die Situation für einen Appell an Kritiker, Fans und Medien. Dabei erinnerte er mit seiner Wortwahl an das legendäre "Eistonnen"-Interview von Per Mertesacker auf dem Weg zum WM-Titel der Fußballer 2014 in Brasilien.
"Ich weiß nicht, was ihr wollt. Ich glaube, ihr wollt, dass wir erfolgreich sind, oder? Dass wir wieder ein Wintermärchen für die Leute schaffen, einfach schöne Momente für jeden schaffen, der da draußen ist", sagte Knorr: "Wenn wir alle das gleiche Ziel haben, dann sollten wir auch so lange dafür arbeiten, solange es möglich ist."
Knorr weiter: "Wir müssen generell, ob wir Spieler das sind, ob ihr Journalisten das seid, die Berichterstattung, wenn wir hier erfolgreich sein wollen, dann müssen wir alle zusammenstehen, die Fans, die Spieler, die Journalisten, wenn wir wirklich das Ziel haben, dann muss auch so das Gefühl bei uns Deutschen herrschen. Und das Gefühl müssen wir alle bekommen und deshalb geht es nur in eine Richtung."
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Handball-EM 2024 - DHB-Noten gegen Österreich
Knorr sieht auch das Positive
Gegen den klaren Außenseiter Österreich lieferte die deutsche Mannschaft offensiv um Spielmacher Knorr aber eine schwache Leistung ab, mit einer teilweise grotesken Chancenverwertung. Knorr wollte aber auch hier nicht nur Negtives sehen.
"Ich weiß nicht, was immer erwartet wird. Wir zerreißen uns auf der Platte. Natürlich wollen wir gewinnen. Am Ende sind wir heute an unseren freien Chancen gescheitert. Das bedeutet nicht, dass wir heute schlecht Handball gespielt haben", sagte Knorr.
Der Profi der Rhein-Neckar Löwen gehört weiter zu den besten Werfern des Turniers. Gegen Österreich erhielt er zunächst eine Pause, weil er "ein bisschen schlapp" gewesen sei und sich "wer weiß wie viele Medikamente, die ich sonst nicht kenne, reingeworfen" habe.
Doch bereits beim hart erarbeiteten Hauptrunden-Auftakt gegen Island (26:24) war Knorr angeschlagen gewesen und hatte eine für seine Verhältnisse durchwachsene Leistung gezeigt. Was die Kritiker auf den Plan rief.