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Gislason sieht "gutes Jahr" - WM-Nominierung "möglichst spät"
Der Zorn von Alfred Gislason legte sich allmählich. Nachdem der Bundestrainer die deutschen Handballer in einer Auszeit zusammengefaltet und auch unmittelbar nach Spielende deutliche Worte gefunden hatte, blickte der Isländer doch noch zufrieden auf "ein gutes Jahr" seiner Mannschaft zurück.
"Bei der EM daheim und den Vorbereitungsspielen im Juli sowie bei den Olympischen Spielen selbst waren sehr gute Entwicklungen zu sehen. Die Jungs haben viele Erfahrungen gesammelt und viel fürs Selbstvertrauen getan", sagte Gislason nach dem 36:29 im Rahmen der EM-Qualifikation beim krassen Außenseiter Türkei.
Der Arbeitssieg im letzten Länderspiel des Jahres brachte wie erhofft zwei weitere Punkte auf dem Weg zur EM-Endrunde 2026, angesichts einer wechselhaften Vorstellung allerdings kaum Rückenwind für die anstehende WM-Mission im Januar. Das Kader-Casting, das Gislason für den Türkei-Trip ausgerufen hatte, kannte am Sonntag auch Verlierer. "Jeder will sich zeigen für die WM, heute ist das nicht allen gelungen", sagte der 65-Jährige in der ARD unzufrieden.
Shootingstar Renars Uscins sah dagegen auch Positives. Angesichts der zahlreichen personellen Ausfälle sei das Spiel "goldwert" und "zehnmal wertvoller" als die Partie drei Tage zuvor gegen die Schweiz (35:26) gewesen, "weil wir gesehen haben, was passiert, wenn es nicht läuft".
Für die DHB-Profis heißt es nun vor allem: Wunden lecken. Nach einem ereignisreichen Jahr, das mit Platz vier bei der Heim-EM begann und im Sommer mit Silber bei Olympia gekrönt wurde, hofft die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zeitnah auf die Rückkehr einiger Leistungsträger. Während Spielmacher Juri Knorr (Daumenbruch) und Rückraumspieler Julian Köster (Innenbandriss) mit schwerwiegenderen Verletzungen kämpfen, dürfte der Ausfall von Kapitän Johannes Golla (muskuläre Probleme) in der Türkei eher eine Vorsichtsmaßnahme gewesen sein.
Unklar ist die Situation dagegen bei Christoph Steinert: Der abwehrstarke Linkshänder erlitt im Abschlusstraining in der Türkei einen Mittelhandbruch. Ob seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Dänemark, Norwegen und Kroatien (14. Januar bis 2. Februar) gefährdet ist, blieb zunächst offen.
Nicht nur deshalb plant Gislason, sich für die Berufung seines WM-Kaders maximal viel Zeit zu lassen. "Den WM-Kader werden wir so spät wie möglich nominieren", kündigte der DHB-Coach an: "Wir werden erstmal diese beiden Spiele hier und die gesamte Woche analysieren. Dann werden wir sehen, was im November und Dezember passiert."
Die letzten Testspiele vor WM-Start stehen dann bereits im neuen Jahr an: Am 9. und 11. Januar trifft Deutschland in Flensburg und Hamburg auf Brasilien.