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Handball-WM 2019: "Blacky" Schwarzer macht den Favoriten-Check
- Aktualisiert: 10.01.2019
- 11:56 Uhr
- ran.de / Victoria Kunzmann
Mit Wille, Leidenschaft und Einsatz sei es für jede Mannschaft schwierig, gegen Deutschland zu spielen, sagt Christian "Blacky" Schwarzer. Der Weltmeister von 2007 über die Favoriten, die deutschen Vorrunden-Gegner und die Stimmung bei der Heim-WM (vom 10. bis 27. Januar alle Spiele live auf Sportdeutschland.TV).
München - Die "Bad Boys" wollen wieder Geschichte schreiben: Zwölf Jahre nach dem Wintermärchen will die deutsche Handball-Nationalmannschaft erneut im eigenen Land triumphieren und sich den WM-Titel holen. (Die komplette WM gibt es live und on demand auf Sportdeutschland.TV).
Der ehemalige Kreisläufer Christian "Blacky" Schwarzer wurde 2007 unter Heiner Brand Weltmeister. Im Interview mit ran.de und Sportdeutschland.TV spricht er über das besondere Gefühl bei einer Heim-WM, die Form der deutschen Mannschaft - und er nimmt Gegner und Favoriten unter die Lupe.
ran.de: Herr Schwarzer, die WM findet in Deutschland und Dänemark statt. Was ist das für ein Gefühl, eine WM im eigenen Land zu spielen?
Christian Schwarzer: Man hat diese Wahnsinnsunterstützung des Publikums, des gesamten Umfelds. Die besondere Situation muss man genießen, wenn man diesen Luxus hat, auch in schweren Spielen den achten Mann hinter sich zu haben. Die Fans befähigen einen, noch eine Schippe draufzulegen, obwohl das eigentlich nicht möglich ist.
ran.de: Das deutsche Team ist bei der EM 2018 nach der Hauptrunde ausgeschieden. Es gab Diskussionen, ob Trainer Christian Prokop noch der richtige ist. Welche Entwicklung im Team sehen Sie seitdem?
Schwarzer: Wir haben zuletzt nur Vorbereitungs- und Trainingsspiele sehen können. Da gab es keine Stresssituationen. Von den Spielern und aus dem Umfeld ist zu hören, dass darüber gesprochen wurde und dass diese Dinge ausgeräumt sind. Ob es funktioniert, werden die Stresssituationen bei der WM zeigen.
ran.de: Heiner Brand sagte, er traue der deutschen Mannschaft den WM-Titel zu. Wie sehen Sie das?
Schwarzer: Ich sehe es nicht anders. Wir durften das 2007 erleben. Damals gab es auch Mannschaften, die individuell besser besetzt waren. Die meisten Nationen aber haben Respekt, wenn eine deutsche Mannschaft die deutschen Tugenden Kampf, Wille, Einsatz und Leidenschaft aufs Spielfeld bringt. Dann haben alle Nationen ein großes Problem, gegen uns zu gewinnen. Das erste Spiel gegen Korea wird nicht leicht, da das erste Spiel immer seine eigenen Gesetze hat. Für europäische Mannschaften sind asiatische Teams immer schwer zu spielen. Wir sind klar die bessere Mannschaft. Aber auch eine Niederlage wäre nicht schlimm, da nicht im K.o.-Modus gespielt wird. Das haben wir 2007 mit der Niederlage gegen Polen auch erfahren. Deshalb geht nicht gleich die Welt unter, da muss man sich auf das nächste Spiel konzentrieren und weitermachen.
ran.de: Martin Strobel spielt in der zweiten Liga bei Balingen-Weilstetten. Sie sagten, Sie sind nicht sicher, ob er auf weltmeisterlichem Niveau spielt. Was sind die Vorzüge von Martin Strobel?
Schwarzer: Martin ist ein spielintelligenter, sehr guter Rückraum-Mitte-Spieler. Er hat viele Jahre in der Bundesliga und international gespielt. Martin ist ein sehr guter Mittelmann, der ein Spiel führen kann. Ich weiß aber nicht, ob das auf allerhöchstem Niveau reicht.
ran.de: Ein sehr wichtiger Spieler ist Kapitän Uwe Gensheimer. Auf welche weiteren deutschen Nationalspieler kommt es besonders an?
Schwarzer: Das sind die erfahrenen Spieler, die viele Turniere gespielt haben. Dazu gehören Patrick Groetzki, unsere Kreisläufer Wienczek und Pekeler, Steffen Weinhold und unser Torwart-Gespann (Andreas Wolff und Silvio Heinevetter, d. Red.). Sie werden den Weg vorgeben. Daran können sich die jüngeren Spieler orientieren. Dazu braucht es das Team im Team: Bei uns waren das Henning Fritz und Jogi ("Johannes", Anm. d. Red.) Bitter. Sie haben sich gegenseitig gepusht. Das sollte auch bei Wolff und Heinevetter so sein. Der Trainer muss sich um diese Position dann keine Gedanken machen.
ran.de: Welche Mannschaften können für die Deutschen besonders gefährlich werden?
Schwarzer: Die Gastgeber-Mannschaft gehört immer zu den Favoriten. Dänemark hat auch eine sehr gute Mannschaft. Dann haben wir die üblichen Verdächtigen: Frankreich, Spanien. Die Norweger haben in den vergangenen Turnieren Großartiges geleistet. Dazu Schweden. Dann gibt es immer Mannschaften, die für Überraschungen gut sind. Sechs bis acht Mannschaften können um den Titel mitspielen.
ran.de: Frankreich tritt ohne Superstar Nicola Karabatic an. Was glauben Sie, wie stark ist die französische Mannschaft dennoch?
Schwarzer: Es wird interessant zu beobachten, wie diese Mannschaft auftritt. Wie sie nach vielen Turnieren mit ihrem Leader und Emotional Leader ohne ihn aufschlagen. Da verändert sich die Struktur und die Hierarchie in der Mannschaft. Nichtsdestotrotz haben die Franzosen so viel Weltklasse in ihren Reihen, dass sie zu den Topfavoriten zählen.
ran.de: Welche Mannschaften außer den Topfavoriten können noch für Überraschungen sorgen?
Schwarzer: Polen ist international erfahren. Argentinien darf man nicht vergessen, auch wenn wir sie hoch geschlagen haben. Brasilien hat sich unheimlich weiterentwickelt, da sie sich europäische Trainer in die Nationalmannschaft geholt haben und einen europäischeren Spielstil haben wie vor Jahren. Wir müssen sehen, wie die Mannschaften in unserer Gruppe, Russland und Serbien, aufgestellt sind. Sie alle können für Überraschungen sorgen.
ran.de: Ihr Tipp: Wer wird Weltmeister?
Schwarzer: Ganz schwer zu sagen. Mein Wunschfinale wäre Deutschland gegen Dänemark. So ein Turnier lebt davon, dass die Gastgeber so lange als möglich im Turnier sind. Das hilft der Stimmung. Deshalb wäre es optimal, wenn sie ins Finale kommen. Bei diesem Finale hätten die Dänen Heimvorteil, aber das muss man dann abwarten.
Die komplette Handball-WM der Männer gibt es live und on demand auf Sportdeutschland.TV. Alle Informationen, Highlights und Livestreams rund um die WM sind hier zu finden: http://sportdeutschland.tv/wm-maenner-2019