Tragödie überschattet Champions-League-Finale
Mensch vor Titel! Magdeburg und Kielce sind wahre Champions - ein Kommentar
- Aktualisiert: 19.06.2023
- 12:42 Uhr
- ran.de/Dominik Kaiser
Der Champions-League-Sieg des SC Magdeburg wird vom Tod eines polnischen Journalisten überschattet. Das deutsche Top-Team hätte auf den Titel verzichtet und zeigt damit, worauf es im Sport wirklich ankommt. Ein Kommentar.
Trauer und Ektase liegen im Sport oft nur Minuten auseinander. Wie beim Handball-Champions-League-Finale zwischen dem SC Magdeburg und KS Kielce (30:29 n. V.). Denn die Magdeburger haben einen Titel gewonnen, den sie nach 48 Spielminuten gar nicht mehr wollten.
Beim Stand von 22:20 für Kielce brach auf der Tribüne ein polnischer Journalist zusammen und verstarb nach Angaben der Turnierorganisatoren später im Krankenhaus.
"Ich bin zu Talant (Kielce-Trainer Dujshebaev, Anm. d. Red.) gegangen und hab gesagt, lass uns das Spiel beenden. Es gibt wichtigere Sachen im Sport. Wir nehmen das Resultat und ihr seid Champions-League-Sieger", gab SCM-Trainer Bennet Wiegert anschließend zu.
Der Mensch steht immer an erster Stelle
Es zeugt von besonderer Größe, den Wunsch eines Final-Sieges hinter das Schicksal eines Menschen zu stellen. Was im ersten Moment vielleicht selbstverständlich wirkt, ist bei genauerer Betrachtung aber alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Der SC Magdeburg musste 20 Jahre auf seinen zweiten Champions-League-Sieg warten. Wann so eine Chance wieder kommen könnte, ist nicht kalkulierbar. Und trotzdem hätte das Team verzichtet. Auf einen Pokal, den die meisten Spieler wahrscheinlich nur einmal in ihrer Karriere gewinnen können.
Doch kein Titel ist so groß, wie das Leben eines Menschen. Der SC Magdeburg hat deutlich gezeigt, welche Werte im Sport wirklich wichtig sind: Empathie, Fairness und Bescheidenheit. Charakterzüge wahrer Champions!
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Auch Kielce ist ein Gewinner-Team
Dass Kielce dieses Angebot offenbar ablehnte, ist ebenso beeindruckend. Titel und Pokale sollen gewonnen und nicht einfach überlassen werden. Der Sieg hätte sonst für immer den Beigeschmack einer nicht zu Ende gespielten Partie gehabt.
Am Ende des Tages hat das polnische Spitzen-Team in Köln ein Finale und einen langjährigen Begleiter verloren. Der Umgang beider Teams mit dieser Tragödie brachte aber einen großen Gewinner hervor: den Sport.