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Nach Gruppensieg: Handballer heiß auf Dänemark-Kracher

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© Ritzau Scanpix/SID/CLAUS FISKER

Revanche? "Nee", sagte Juri Knorr und verzog das Gesicht. Der Spielmacher der deutschen Handballer stand mit einem weißen Handtuch um den Hals gewickelt in den Katakomben der Jyske Bank Boxen und überlegte. Knorr kratzte sich am Kinn, dann schüttelte er energisch den Kopf. "Nein", sagte er nach seiner kurzen Denkpause entschieden: "Wir haben eine Rechnung mit uns selbst offen, dass wir nicht wieder so aussehen wollen wie in dem olympischen Finale."

Kaum hatten Knorr und seine Mitspieler ihr erstes WM-Etappenziel mit dem Gruppensieg erreicht, richteten sie den Blick auf den Hauptrunden-Kracher gegen Dänemark. Am Dienstag (20.30 Uhr/ARD) kommt es vor 15.000 Zuschauern im Hexenkessel von Herning schließlich zur Neuauflage des Olympia-Endspiels, das die DHB-Auswahl vor rund fünf Monaten so deutlich verloren hatte (26:39).

"Die Karten werden neu gemischt", sagte Renars Uscins. Dänemark werde "vielleicht den Heimdruck haben, wie wir es kennen von der Heim-EM im Vorjahr". Auf die spezielle Atmosphäre freut sich der Rückraumspieler. "Wenn man die ganze Halle gegen sich hat, ist das etwas besonderes, richtig cool", so Uscins: "Da freue ich mich extrem drauf."

Ähnlich sieht es der im Vorrundenabschluss am Sonntagabend gegen Tschechien (29:22) überragende David Späth, der Torhüter kramte die Erinnerungen an das siegreiche olympische Viertelfinale gegen Frankreich vor 27.000 Zuschauern in Lille hervor. "Das gibt ein bisschen Lille-Vibes, als die ganze Halle im Spiel gegen Frankreich gegen uns war", sagte Späth. Die Halle werde auch am Dienstag in Herning "brennen. Hoffentlich werden wir auch brennen und dagegen halten."

Knorr kann es kaum erwarten, vor vollbesetzten Rängen den Partycrasher zu spielen. "Es ist einfach geil. Es ist für mich das Schönste", sagte der 24-Jährige: "Natürlich ist es auch sehr schön in Köln oder in Berlin oder in Hamburg vor einer riesigen deutschen Kulisse zu spielen. Aber es hat auch was, in einem fremden Haus zu spielen. Den Favoriten zu ärgern. Das macht manchmal vielleicht ein bisschen mehr Spaß. Wenn es gut läuft."

Für eine erfolgreiche Revanche gegen Dänemark muss sich die deutsche Mannschaft aber weiter steigern. Wie schon in den vorherigen WM-Spielen gegen Polen (35:28) und die Schweiz (31:29) benötigte die DHB-Auswahl auch gegen Tschechien eine gewisse Warmlaufphase. Vor allem in den Startphasen fehlt es noch an der Leichtigkeit, mit der das junge deutsche Team im Vorjahr zu Olympia-Silber gestürmt war.

Um gegen Dänemark diesmal eine Chance zu haben, "müssen wir sehr, sehr effizient sein", sagte Uscins: "Das wird eine Riesenherausforderung." Der letzte Sieg in einem Pflichtspiel gegen das Nachbarland liegt inzwischen neun Jahre zurück. Bei der EM 2016 gab es in der Hauptrunde einen 25:23-Erfolg - am Ende wurde Deutschland Europameister.

Derlei Statistiken spielen für die DHB-Stars in der Vorbereitung ihres ersten echten WM-Härtetest aber keine Rolle, selbst das verlorene Olympia-Finale wird kaum Thema sein. "Es ist nur ein Handballspiel", beschwichtigte Bundestrainer Alfred Gislason: "Dass alle Handballexperten auf Dänemark wetten, ist normal. Wir werden versuchen, das besser zu machen als bei Olympia und schauen, was das bringt. Danach kommen auch genauso wichtige Spiele."

Weitere DHB-Gegner in der Hauptrundengruppe 1 sind neben Dänemark (wie Deutschland 4:0 Punkte) am Donnerstag (18.00 Uhr/ZDF) Italien (2:2) und am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) Tunesien (0:4). Tschechien und die Schweiz (beide 1:3) komplettieren die Sechsergruppe. Nur die besten zwei Teams ziehen in das Viertelfinale ein.

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