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Wintersport

Anzugskandal: Weltverband "schockiert" - DSV vermutet System

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© AFP/AFP/Jonathan NACKSTRAND

Der Skiweltverband FIS hat entsetzt auf den Manipulationsskandal im Skispringen bei der WM in Trondheim reagiert und eine genaue Aufarbeitung der Vorfälle rund um Norwegens Stars angekündigt. "Ich bin schockiert. Mit so etwas hätten wir nicht gerechnet", sagte FIS-Renndirektor Sandro Pertile nach der Disqualifikation von Marius Lindvik, Johann Andre Forfang und Kristoffer Eriksen Sundal im Wettkampf von der Großschanze.

"Nach dem Wettbewerb konnten wir die Anzüge besser kontrollieren. Einige hatten etwas Auffälliges", sagte Pertile: "Hier war die Naht das Problem. Es war ein anderes Material in der Naht. Wir müssen jetzt in Ruhe die Situation anschauen und eine Analyse machen."

Pikant: Lindvik hatte sechs Tage zuvor Gold von der Normalschanze vor dem deutschen Springer Andreas Wellinger gewonnen. Eine nachträgliche Aberkennung eines Titels sei aber nicht denkbar. "Wenn die Kontrollen fertig sind, sind die Wettkämpfe fertig. Wir wissen auch nicht, wann das passiert ist. Wir haben einige Bilder bekommen, die waren von der letzten Nacht", sagte Pertile. Auf Videos war zu sehen, wie Norweger vermutlich im Teamhotel an ihren Anzügen nähen.

Auch der Deutsche Skiverband (DSV) reagierte mit Kopfschütteln. "Das macht mich traurig und wütend gleichermaßen. Für mich hat es den Anschein, dass es systemisch gemacht wird. Das ist für mich das Entscheidende", sagte DSV-Sportdirektor Horst Hüttel.

Eine Annullierung älterer Ergebnisse kann sich auch Hüttel nicht vorstellen - mit einer Ausnahme: "Es sei denn, es liegen irgendwelche weiteren Informationen und klare Beweise vor. Aber ich bin kein Jurist."

Die Norweger hatten argumentiert, die im Video zu sehenden Anzüge seien für das kommende Weltcup-Wochenende in Oslo vorgesehen. Hüttel konnte diese Argumentation kaum glauben. "Als die Techniker der anderen Nationen das gehört haben, hat es sie zerrissen. Das ist ja, als ob hier jemand unerlaubte Medikamente nimmt und sagt, die nimmt er ja für nächste Woche. Da kann ich überhaupt nicht folgen."

Österreichs Cheftrainer Andreas Widhölzl gab Details zur Manipulation bekannt. Die fragliche Stelle am Anzug befinde sich "im Prinzip vom Knie bis zum Schritt, wo die Nähte auf der Innenseite verlaufen", dort sei "ein steifes Band eingenäht, dann wieder zusammengenäht und geklebt worden. Und das ist ganz klar Manipulation, das ist auch nicht erlaubt. Natürlich hat es einen Vorteil. Daher ist es auch gut, dass es dann sanktioniert wird." Wie Hüttel gehe er davon aus, dass dies nicht zum ersten Mal passiert sei.

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