Sport Allgemein
Kim Bui fordert "Ende der Angstkultur" im Turnen
Die ehemalige Spitzenturnerin Kim Bui hat erneut eine konsequente Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe im deutschen Turnen gefordert. Die Zustände am Bundesstützpunkt in Stuttgart müssten "arbeitsrechtliche Konsequenzen" haben, sagte die Stuttgarterin Bui im Interview mit der Bild am Sonntag. Zudem brauche es "ein Ende der Angstkultur."
Angeführt von den einstigen Leistungsturnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm hatten zuletzt mehrere Athletinnen auf schwere Missstände insbesondere am Stützpunkt in Stuttgart verwiesen, die Rede war von "körperlichem und mentalem Missbrauch."
"Da wurden offenbar junge Menschen kaputt gemacht, das darf nicht ohne personelle Folgen bleiben", sagte Bui. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) hatte sich als Reaktion auf die Vorwürfe bereits von einem Trainer-Duo in Stuttgart getrennt, damit allein sei es aber "noch nicht getan", betonte Bui.
Die 36-Jährige kritisierte, dass sich trotz zahlreicher Hinweise von Athletinnen über Jahre hinweg im deutschen Turnen "nichts verändert" habe. "Es wurde verdeckt, verleugnet und verdrängt", schilderte sie, "viele Verantwortliche haben sich gegenseitig geschützt."
In ihrem vor knapp zwei Jahren veröffentlichten Buch hatte die dreimalige Olympiateilnehmerin unter anderem von Essstörungen während ihrer aktiven Karriere berichtet. Dass sich nun zahlreiche Mitstreiterinnen ebenfalls öffentlich über Missstände geäußert haben, habe sie "überwältigt." Es gehe in der Debatte um ein "System, das Sportlerinnen über Jahre manipuliert, erniedrigt und kaputt gemacht hat." Und mit jeder weiteren Stimme werde es schwerer, "die Berichte der Betroffenen als Einzelfälle abzutun", erklärte IOC-Mitglied Bui.