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Missbrauchsvorwürfe: DTB will gewissenhaft aufarbeiten

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© IMAGO/Dylan Martinez/SID/IMAGO/Dylan Martinez

Der Deutsche Turner-Bund (DTB) verspricht eine gewissenhafte, kritische Aufarbeitung der jüngsten Missbrauchsvorwürfe und einen Kulturwandel zum Besseren. "Aufgrund der jüngsten Meldungen und Veröffentlichungen von Turnerinnen müssen insgesamt selbstkritisch die Sinnhaftigkeit und der Erfolg der bislang eingeleiteten Maßnahmen grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden", teilten der DTB und der Schwäbische Turnerbund (STB) in einer gemeinsamen Stellungnahme am Silvestertag mit.

"Über zahlreiche bisher durchgeführte Maßnahmen hinaus" solle "ein angemessener Aufarbeitungsprozess" gestartet werden, hieß es weiter. "Dabei sollen sowohl mögliches Fehlverhalten einzelner Trainerinnen und Trainer, aber auch Fehler im Leistungssportsystem an Bundesstützpunkten und im DTB sowie der Umgang mit möglichen Hinweisen innerhalb der Verbandsstrukturen des STB und DTB überprüft werden."

Tabea Alt war an die Öffentlichkeit gegangen, sie warf DTB und STB "systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch" in ihrer Jugendzeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart vor. Die Gesundheit junger Turnerinnen sei "gezielt und bewusst aufs Spiel gesetzt" worden, unter Missachtung ärztlicher Vorgaben, schrieb die 24-Jährige, die vor drei Jahren ihre Karriere beendet hatte.

DTB und STB nahmen auf diesen "erschreckenden und sehr hilfreichen" Brief direkt Bezug. "Wir versichern nachdrücklich, dass sämtliche Beschwerden und Hinweise ernstgenommen wurden und ihnen nachgegangen wurde und dies auch in Zukunft geschehen wird", steht in der Stellungnahme. "Dies betrifft sowohl den Brief von Tabea Alt aus dem Jahr 2021 wie auch beispielsweise die Meldung von Michelle Timm, auf die sie in ihrem aktuellen Social-Media-Statement hinweist."

Die Verbände beteuerten, zu bedauern, dass "dies insbesondere bei den betroffenen Turnerinnen teilweise gänzlich anders wahrgenommen wird". Die Aufarbeitung werde zeigen, ob "wir die eingeleiteten Maßnahmen nicht ausreichend vermitteln konnten, die Turnerinnen die Maßnahmen anders wahrnehmen oder diese falsch oder nicht ausreichend waren". DTB und STB seien "betroffen über die zahlreichen Äußerungen von Turnerinnen, die verschiedene, zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattgefundene schwerwiegende Missstände im deutschen Turnen öffentlich geschildert haben". In der Aufarbeitung müssten nun "alle Seiten fair behandelt und gehört" werden: "Auch hier müssen wir die teilweise gänzlich unterschiedlichen Wahrnehmungen anerkennen und diese zum Anlass für eine selbstkritische Überprüfung nehmen."

Erkenntnisse aus Alts Brief seien bereits in den Kultur- und Strukturprozess "Leistung mit Respekt" und in die konkrete Aufarbeitung in Stuttgart einbezogen worden: "Dies führte zu konkreten Maßnahmen des STB am Trainingssystem an dem entsprechendem Bundesstützpunkt, die insbesondere die vier Problemfelder Umgang mit Verletzungen, Kommunikation, pädagogische Steuerung und Belastungssteuerung betrafen." Geprüft werde allerdings der Bedarf "grundsätzlicher Nachbesserungen". Es gelte die Maxime eines "humanen Leistungssports" ohne negativen Einfluss auf die persönliche Entwicklung.

Alt hatte beklagt, ihr Brief habe "zu nichts geführt". Sie schrieb: "Wir wurden verheizt, bis nichts mehr von uns übrig war." Michelle Timm beschrieb bei Instagram jahrelange Missstände, die "Menschen kaputt machen".

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