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Nach Hinsbergers Vorstoß: Bui fordert Konsequenzen
Nach den nächsten Enthüllungen durch die frühere Leistungsturnerin Lara Hinsberger hat IOC-Mitglied Kim Bui "arbeitsrechtliche Konsequenzen" im deutschen Turnen gefordert. Im Gespräch mit der aktuellen Ausgabe des Magazins stern kritisierte die frühere EM-Dritte Bui ein System, das Sportlerinnen über Jahre "manipuliert, erniedrigt und kaputt gemacht" habe: "Es betrifft den gesamten Turnsport in Deutschland." Viele Verantwortliche hätten sich gegenseitig geschützt.
Allerdings, so Bui, sei es für eine aktive Turnerin schwierig, den psychischen Missbrauch zu erkennen: "Man ist noch so jung, man sieht die Ergebnisse, die Trainingsmethoden scheinen den Trainern rechtzugeben, also hinterfragt man nicht. Man verinnerlicht, dass man als Sportlerin den Mund zu halten und zu funktionieren hat."
Am Silvesterabend hatte die heute 20-jährige Lara Hinsberger via Instagram erschütternde Details aus ihrer Zeit am Bundesstützpunkt Stuttgart offenbart. Sie war 14 Jahre alt, als sie 2019 bei den deutschen Meisterschaften turnte, "mit einem Gewicht von 37 kg auf einer Größe von 1,60 m". Geredet habe darüber im deutschen Turnen "wirklich jeder". Eingeschritten, um sie zu schützen, "ist aber leider niemand". Auch der Hilferuf der Eltern verhallte.
Lara Hinsberger weiß einiges zu erzählen aus ihrer Zeit in Stuttgart. Sie sei behandelt worden "wie ein Gegenstand. Ich wurde benutzt und das so lange, bis ich körperlich und geistig so kaputt war, dass ich für die Trainer (und irgendwann auch für mich selbst) sämtlichen Wert verlor." Dabei sei Stuttgart nur die Spitze des Eisbergs, denn "ich weiß sicher, dass es auch an anderen Standorten und Landesverbänden ... zu solch enormen Missständen kommt, über die einfach hinweggesehen wird".
Seit Tagen hatten zuletzt bereits ehemalige Leistungsturnerinnen Details über den Umgang mit jungen Sportlerinnen öffentlich gemacht. Tabea Alt hatte das Thema in der vergangenen Woche aufgebracht.