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"Ein Meilenstein": DOSB stellt "Safe Sport Code" vor

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© IMAGO / Imagn Images/SID/IMAGO/Kirby Lee

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat im Kampf um einen sicheren und gewaltfreien Sport ein neues Regelwerk vorgestellt. Mit dem "Safe Sport Code", den die Mitgliedsverbände in ihre jeweilige Satzungen aufnehmen können, soll gegen körperliche, seelische und sexualisierte Gewalt vorgegangen werden. Dabei geht es nicht zuletzt um Verstöße, die strafrechtlich nicht relevant sind.

"Das ist ein Meilenstein für den organisierten Sport in Deutschland. Gewalt hat in unseren Sportvereinen und -verbänden keinen Platz und ist mit unseren Werten nicht vereinbar", sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert. Für Maximilian Klein vom Verein Athleten Deutschland gibt es aber noch "manche Lücken, die im Sinne eines besseren Betroffenenschutzes zügig geschlossen werden sollten".

Michaela Röhrbein, DOSB-Vorständin Sportentwicklung, betonte die Tragweite des Schrittes: "Wir führen als erste zivilgesellschaftliche Organisation in Deutschland solch ein Regelwerk ein, mit welchem wir auch Fälle unterhalb der Strafbarkeitsgrenze rechtssicher sanktionieren können."

Bekämpft werden sollen beispielsweise Fälle von Trainerinnen oder Trainern, die ihre Macht ausnutzen und durch Herabwürdigung oder Verspottung seelische Gewalt ausüben. Der Code soll zunächst auf der Mitgliederversammlung am 7. Dezember in den Statuten des DOSB verankert werden.

Auch die Justiz begrüßte den Schritt. "Wir alle haben den Fall Jan Hempel verfolgen können", sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Stephanie Gropp, die in den Entstehungsprozess des Codes eingebunden war: "Wenn dieser Code gelebt wird, ist das ein riesiger Schritt, den ich noch nie bei einer anderen Organisation gesehen habe."

Der ehemalige Wasserspringer Hempel hatte 2022 öffentlich gemacht, dass er jahrelang sexualisierter Gewalt durch seinen Trainer ausgesetzt gewesen war und eine Kultur des Wegschauens und Schweigens erlebt hatte.

Künftig soll es beispielsweise möglich sein, rasch ein vorläufiges Umgangsverbot mit Kindern oder anderen schutzbedürftigen Personen zu erwirken. "Mit der Verabschiedung erhoffen wir uns auch einen Schub für einen Kulturwandel hin zu noch mehr Hinschauen und Handeln", sagte Röhrbein.

Die Erstauflage des nun vorgestellten Codes war 2023 im Rahmen eines Forschungsprojekts im Auftrag des Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Kooperation mit dem Deutschen Turnerbund und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung erarbeitet worden.

Die Athleten Deutschland lobten das Engagement des DOSB, äußerten aber auch Kritik. "Besonders hervorzuheben ist hierbei die aus unserer Sicht ungenügende Verankerung von Organisationsmissständen", sagte der stellvertretende Geschäftsführer Klein: "Konkret fehlen zielführende Regelungen, um juristische Personen für strukturelle und kulturelle Defizite in Organisationen zur Verantwortung zu ziehen und verbindlich Abhilfe und damit Verbesserungen herbeizuführen."

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