Anzeige
Sport Allgemein

SWR: Vorwürfe am Turnstützpunkt Mannheim

Article Image Media
© IMAGO/SCHREYER/SID/IMAGO/Schreyer

Nach den schwerwiegenden Vorwürfen von Spitzenathletinnen wegen Fehlverhaltens am Bundesstützpunkt in Stuttgart rückt nun auch der Turn-Stützpunkt Mannheim in den Fokus. In einer am Mittwoch veröffentlichen SWR-Recherche berichteten drei ehemalige Turnerinnen "von teils harschen Trainingsmethoden" unter der heutigen Nachwuchs-Bundestrainerin Claudia Schunk, die von 2006 bis 2017 den Stützpunkt geleitet hatte.

So erhoben unter anderem die frühere Turnerin Zoé Meißner und ihre Mutter Yvonne schwere Vorwürfe gegen Schunk. Die damals 11-jährige Zoé soll im November 2016 mit ihrer Heimtrainerin zu einem DTB-Kadertest nach Halle/Saale gefahren sein und sich dann dort im Training an beiden Beinen verletzt haben. "Claudia Schunk hat sie trotz Verletzung noch mal auf den Balken geschickt", wird Yvonne Meißner zitiert. Für Tochter Zoé sei diese Erfahrung "einfach Horror" gewesen: "Ich musste von anderen Turnerinnen zum Buffet getragen werden, damit ich überhaupt was zu essen bekam. Es interessierte keinen."

Zoé Meißner "hatte sich bei einem Training vor dem Kadertest verletzt. Aufgrund dieser Verletzung haben wir Trainer sie bei dem anstehenden Kadertest nicht starten lassen", teilte Schunk dem SWR mit. Sie bestätigte aber auch, dass "wir nicht unmittelbar ins Krankenhaus gefahren sind".

Auch die Turnerin Naomi Schachner erzählte von schlechten Erfahrungen. "Wenn es darum ging, etwas Neues zu lernen, wo ich vielleicht Angst hatte, wurde ich gezwungen, solange an diesem Gerät zu bleiben, bis ich das Element auch machte", sagte Schachner, die im Alter von acht Jahren in die Trainingsgruppe von Schunk aufgenommen wurde: "Ich trainierte mir teilweise die Hände blutig."

Sie habe "nie Strafen gegen Turnerinnen verhängt, die sich ein Element nicht getraut hätten", wird Schunk zitiert: "Dabei möchte ich nicht ausschließen, dass ich in der Vergangenheit versucht habe, nachdrücklicher (…) auf die Turnerin einzuwirken." Schachner habe nach zwei Jahren unter Schunk das Turnen in Mannheim beendet.

"Die Gesundheit der Turnerinnen muss immer an erster Stelle stehen, bezogen auf sämtliche Trainingsumstände", sagte Schunk. Es sei nie ihre Absicht gewesen, "die Turnerinnen zu belasten", so Schunk, die betonte "dass, sollten meine Verhaltensweisen gleichwohl so wahrgenommen worden sein, mir das leidtut".

Kurz vor dem Jahreswechsel hatten mehrere zumeist zurückgetretene Auswahl-Turnerinnen schwerwiegende Vorwürfe gegen die Arbeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart erhoben, unter anderem beklagten sie "systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch".

Der Deutsche Turner-Bund (DTB) hat eine externe und unabhängige Klärung angekündigt, eine Frankfurter Kanzlei soll "mit der umgehenden Untersuchung der Vorwürfe" beauftragt werden.

Anzeige
Anzeige