DTM-Saison 2023: Die Gewinner und Verlierer
DTM-Saison 2023: Die Gewinner und Verlierer
Die erste Saison unter dem ADAC-Dach ist durch! Der Champion lautet Thomas Preining aus dem Porsche-Team Manthey. Doch neben dem Österreicher gibt es noch einige Gewinner und auch Verlierer, die wir aufdecken wollen.
Gewinner: Emil-Frey-Boxencrew
Die erste Pitstop-Challenge der DTM-Geschichte, bei der die schnellste Boxencrew des Jahres prämiert wird, endet mit einer Überraschung: Denn mit der Schweizer Emil-Frey-Ferrari-Truppe setzt sich ausgerechnet ein Team durch, das zuvor gar nicht in der DTM am Start war. In sechs Rennen lieferten sie den schnellsten Boxenstopp.
Gewinner: Martin Tomczyk
Der Ex-ranRacing-Experte wechselte vom DTM-Manager zum Abt-Sportdirektor und führt das Team weiter zurück in die einst glorreiche Zeit. Ricardo Feller mischte bis zum Ende im Titelkampf mit, in der Teamwertung war Abt wieder unter den Top drei und stellte trotz der Einstellung der werksseitigen Audi-Unterstützung schon Fahrer und Sponsor (RedBull) für 2024 vor. Top!
Gewinner: Fans
88.000 Fans besuchten am Wochenende das DTM-Finale in Hockenheim. Während die ständige Angst mitfährt, dass der deutsche Motorsport vor dem Abgrund steht, scheint der Fan-Support in der DTM eher zu wachsen.
Gewinner: Paddock-Erlebnis / Schaeffler
Der ADAC nahm nicht nur sportliche Veränderungen in der DTM vor. Auch das Paddock wirkt belebter als in den Jahren zuvor. Viele kleine Attraktionen wie Hüpfburgen, das Bällebad oder größere Hospitalities zieren das Fahrerlager. Allen voran der Schaeffler-Bereich glänzt als beliebtester Spot mit Top-Service. Den Fans wird mehr geboten zu günstigeren Preisen.
Gewinner: Bortolotti und Preining
Kurz: der Titelkampf. Bis zum Ende spannend und egal, wie viel von außen hineininterpretiert wurde, beide Fahrer begegneten sich stets respektvoll. So soll es sein. Auch Mirko Bortolotti (l.) fuhr ein unfassbares Jahr, war deutlich schneller als alle anderen Lamborghinis zusammen, während Thomas Preining sich zum verdienten Champ krönte.
Verlierer: Kelvin van der Linde
Klarstellung: Nein, KVDL ist kein Verlierer im klassischen Sinne. Er ist eher der Pechvogel der Saison. Niemand wurde öfter in Kurve eins abgeschossen oder hatte mit dem Podium vor Augen einen technischen Defekt als der Südafrikaner. Ohne dieses Pech hätte er im Titelkampf kräftig mitreden können, war über die Saison gesehen der Audi-Fahrer mit der schnellsten Pace.
Verlierer: Project-1-Crew - Marco Wittmann
Lange Zeit ohne Teamkollegen, ein unerfahrenes Team an der Seite, viele verpatzte Boxenstopps und trotzdem stets einer der besten BMWs: Der Fahrer mit der Nummer elf ist deswegen ein Verlierer der Saison, da er eigentlich einen überragenden Job absolvierte, aber nicht den Lohn erhielt, den er verdient gehabt hätte. Er ist nach wie vor einer der besten Piloten.
Verlierer: Mercedes
Seltsame Saison. Als Traditionsmarke hatte kein Mercedes-Fahrer etwas mit dem Titelkampf zu tun. Es wirkte oft so, als wenn die Teams untereinander nicht reden und ihr Setup teilen würden. Mal war Engel mit Abstand der Schnellste, dann Auer oder Stolz - aber nie waren sie es als gemeinsame Truppe. Verwunderlich, zumal Auer zuvor Vizemeister wurde. Stolz auf P6 wurde bester Mercedes.
Verlierer: BoP
Die "Balance of Performance"-Anpassungen sind Fluch und Segen. Einerseits haben sie funktioniert, wenn man sieht, wie oft es spannend wurde und wie lange der Titelkampf ausgeglichen war. Doch irgendwie schien keiner glücklich. Vor allem Audi und Feller sahen sich benachteiligt, was auch die Herstellerwertung zeigt. Zudem blickte irgendwann kein Fan mehr durch, wie, wann und warum Autos schwerer wurden.
Verlierer: Test- und Budget-Verhältnis
Die finanzielle Kluft zwischen den Teams ist zu groß. Manche Teams hatten ein Budget über kolportierte vier Millionen Euro, andere nicht mal eine Million. Demnach gab es auch Teams, die über 25 Testtage hatten, andere keine zehn. Das kann weder gerecht noch nachhaltig sein. Es braucht weniger Tests, mehr Fahrerverantwortung und ein ausgeglicheneres Budget-Verhältnis.