Motorsport DTM
AMG erklärt DTM-Aus für Stolz: Wieso musste bislang letzter Sieger gehen?
Warum ist mit Luca Stolz der bislang letzte AMG-Sieger dieses Jahr nicht mehr Teil des DTM-Fahreraufgebots der Marke mit dem Stern? Eine Entscheidung, die - wie Motorsport-Total.com berichtete - auch Stolz' Ex-Teamchef Ulrich Fritz, dessen Team im Winter von Mercedes-AMG zu Ford wechselte, nicht ganz nachvollziehen kann. Er findet, dass Stolz es anhand seiner Leistungen "verdient hätte, DTM zu fahren".
Wie Mercedes-AMG die Entscheidung gegen den 29-Jährigen erklärt? "Bei Mercedes-AMG sind wir in der komfortablen Situation, auch dieses Jahr wieder einen sehr starken Fahrerkader zu haben", sagt Mercedes-AMG-Motorsportleiter Christoph Sagemüller auf Nachfrage von Motorsport-Total.com.
"Dass es bei der enormen Vielseitigkeit unseres Kundensportprogramms zu Veränderungen in den jeweiligen Line-ups kommen kann, ist völlig üblich", erklärt er. Die Entscheidung, wer in welcher Serie fahre, werde "abhängig von der strategischen Ausrichtung und den unterschiedlichen Bedarfen oder etwaigen Überschneidungen getroffen".
Was für Engel und Auer sprach
Nach dem Ford-Wechsel von Arjun Maini sind dieses Jahr drei Performance-Fahrer - das ist die höchste Klasse im GT-Kader von AMG - in der DTM am Start. Neben Maro Engel und Lucas Auer, die bereits seit einigen Jahren in der DTM antreten, wird Stolz 2025 durch Jules Gounon ersetzt, der als starker HRT-Ersatzmann für den erkrankten Stolz beim Saisonfinale in Hockenheim Werbung in eigener Sache machte.
Warum Stolz komplett aus der DTM abgezogen wurde? Ihm dürfte es zum Verhängnis geworden sein, dass andere Mercedes-AMG-Fahrer einen DTM-Einsatz als Bedingung im Vertrag stehen haben. Laut Informationen von Motorsport-Total.com ist das bei Engel der Fall - und auch bei Auer, dessen Verhandlungen über eine AMG-Vertragsverlängerung bis in den Januar andauerten, dürfte ein DTM-Verbleib eine Rolle gespielt haben.
Gounons AMG-Vertrag läuft zwar noch ein Jahr lang, der für Andorra startende Franzose kämpft aber seit Jahren um ein DTM-Cockpit. Im Vorjahr wäre er - wie man hört - bei Landgraf zum Zug gekommen, hätte das Team wie 2023 und 2025 von Mercedes-AMG in der DTM Unterstützung zugesichert bekommen.
Fünfjahresvertrag bei Stolz als strategischer Nachteil?
Während Gounon im Vorjahr in der DTM durch die Finger schaute, heuerte er bei Alpines Hypercar-Programm als Ersatzfahrer an, wo er dieses Jahr sogar Stammfahrer ist - und drohte langfristig abhanden zu kommen. Mit einem DTM-Cockpit bietet Mercedes-AMG dem Sohn des Ex-Formel-1-Piloten Jean-Marc Gounon einen Anreiz für die Zukunft.
Bei Stolz ist die Lage anders: Der Routinier, der sich medial gerne im Hintergrund hält, gilt nicht nur als unkompliziert, er hat laut Informationen von Motorsport-Total.com auch eben erst einen Fünfjahresvertrag bei Mercedes-AMG unterschrieben. Offenbar ohne Klausel, die fixe DTM-Einsätze garantiert, was ihm zumindest in der Traditionsserie möglicherweise zum Verhängnis wurde.
"Ich weiß nicht, was in welchem Vertrag steht", sagt HRT-Teamchef Fritz auf Nachfrage von Motorsport-Total.com. "Ich weiß nur, dass ich drei Jahre mit Luca zusammengearbeitet habe - und auch gerne ein viertes oder fünftes Jahr mit ihm bei Mercedes gearbeitet hätte." Das ist aber wegen des Ford-Markenwechsels keine Option.
Was auf einen Einsatz in gesamter IGTC-Saison hindeutet
Auch Mercedes-AMG stellt klar, dass man mit Stolz' Leistungen absolut zufrieden sei. "Luca ist einer unserer schnellsten Fahrer - das hat er allein in den ersten Wochen dieses Jahres schon wieder mehrfach gezeigt. In der aktuellen Saison setzen wir jedoch in anderen, hochkompetitiven und internationalen Rennserien auf ihn, um Siege und Titel für die Marke einzufahren", sagt Sagemüller.
Dabei dürfte es sich neben der Langstrecken-Serie der GT-World-Challenge-Europe, in der er für GetSpeed startet, vor allem um die Intercontinental-GT-Challenge (IGTC) handeln. Das ist die inoffizielle GT3-Weltmeisterschaft der SRO mit Klassikern wie Bathurst, den 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und in Spa und Events in Suzuka und Indianapolis, in der Mercedes-AMG auch dieses Jahr in der Herstellerwertung und bei den Fahrern um den Titel fahren möchte.
Mit Stolz hätte man einen Profipiloten, der nach dem Auftakt in Bathurst aktuell in der Gesamtwertung Dritter ist. Abgesehen davon gibt es eine Überschneidung zwischen dem 1.000-Kilometer-Rennen in Suzuka, das Teil der IGTC ist und gleichzeitig mit dem DTM-Wochenende in Spielberg von von 12. bis 14. September über die Bühne geht.
Hinzu kommt, dass Stolz in diesem Jahr bei den 24 Stunden von Le Mans antreten darf: Der 29-Jährige wird dort gemeinsam mit Stephen Grove und Brenton Grove einen dritten Mercedes-AMG LMGT3 vom Iron-Lynx-Team pilotieren. Schon 2018 war Stolz an der Sarthe am Start, damals gemeinsam mit Ben Keating und Jeroen Bleekemolen im Ferrari 488 GTE.