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Audi lässt GT3-Programm auslaufen: R8-LMS-Baustopp, Fahrerkader aufgelöst

  • Aktualisiert: 12.07.2023
  • 10:45 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Gruppe C Photography

Audi beendet Werksunterstützung, streicht Fahrerkader und stellt den Bau aller Kundensport-Autos ein: Was der radikale Schritt für DTM und die 24h-Klassiker heißt

'Motorsport-Total.com' hat darüber schon Anfang Mai berichtet, jetzt wurden auch die rund 300 Teams über den radikalen Schritt informiert: Audi bietet für die Kundensport-Programme ab 2024 keinerlei Werksunterstützung mehr, was vor allem die Einsätze mit dem R8 LMS GT3 in der DTM und beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring betrifft.

Der Fahrerkader der Ingolstädter, der 2023 14 Piloten - darunter Fahrer wie Ricardo Feller, Markus Winkelhock, Patric Niederhauser oder Christopher Mies - umfasst, soll mit Ende des Jahres aufgelöst werden.

Darüber hinaus sollen ab dem ersten Quartal 2024 von Audi Sport keine Kundensport-Fahrzeuge - das sind neben dem erfolgreichen R8 LMS GT3 auch die GT2- und GT4-Varianten des Autos und der TCR-Boliden RS 3 LMS - gebaut werden. Nur die bis dahin eingegangenen Aufträge werden noch erfüllt.

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So sieht die Basisversorgung von Audi aus

Ein GT3-Nachfolger für die Zeit danach ist nicht in Planung, obwohl Lamborghini auf der Huracan-R8-Plattform aktuell an einem neuen Fahrzeug mit einem selbst entwickelten Motor arbeitet.

Stattdessen sollen der R8 LMS GT3 und andere Kundensport-Fahrzeuge weiterhin nachhomologiert werden - und eine kostenpflichtige Grundversorgung durch Ersatzteile bis 2032 aufrecht bleiben. Auch technischer Support durch Ingenieure und eventuell nötige Nachentwicklungen sollen weiter gewährleistet sein.

Damit will Audi dafür sorgen, dass die Fahrzeuge in Kundenhand weiterhin einsatzfähig sind. Das hätte man als großer Hersteller und durch die rund 1.000 weltweit in Umlauf stehenden Autos vermutlich auch bei einer kompletten Schließung von Audi Sport Customer Racing über eine Fremdfirma gewährleistet.

Projekte wie die DTM, in der durch das Ein-Fahrer-pro-Auto-Konzept pro Fahrzeug ein Jahresbudget von rund 1,5 Millionen Euro notwendig ist, sind in dieser Form aber kaum noch stemmbar, zumal es andere Hersteller gibt, die finanzielle Unterstützung, Fahrer und ein Auto bieten, das auf dem neuesten Stand ist. Der Audi R8 LMS GT3, der in seiner ursprünglichen Version 2016 debütierte, zählt trotz zwei Updates zu den ältesten GT3-Autos.

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Wieso Audis Kundensport nicht komplett geschlossen wird

Hintergrund der Entscheidung, im Kundensport nur noch eine Basisbetreuung durchzuführen, ist das teure Formel-1-Projekt ab 2026. Ursprünglich hatte der Audi-Vorstand laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' bereits 2021 beschlossen, dass der Formel-1-Werkseinstieg auf Kosten aller weiteren Motorsport-Engagements - darunter auch das bis Ende 2024 genehmigte Dakar-Projekt - gehen soll. Ende 2022 wurde dann der Auftrag gegeben, die Abteilung von Kundensport-Chef Chris Reinke Ende 2023 zu schließen.

Rund um das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring Ende Mai soll es, wie wir aus sicherer Quelle erfahren haben, nach Bemühungen von Reinke und Audi-Sportchef Rolf Michl zu einem Umschwung gekommen sein, die Abteilung doch nicht zu schließen, sondern eine Basisbetreuung weiterhin im eigenen Haus durchzuführen. Das wurde am Montag (10. Juli 2023) vom Vorstand der Audi AG beschlossen.

"Bei uns ist schon Wehmut dabei, dass wir den strategischen Einsatz nicht fortsetzen können", sagt Audi-Sportchef Rolf Michl im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Aber wichtiger ist, dass wir nicht zusperren. Es beginnt jetzt eine neue Ära, die wir mit der gleichen Zuverlässigkeit und Passion weiterführen."

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Elektro-Tourenwagen als Perspektive? Audi dementiert

Informationen, wonach es für Audi Sport Customer Racing auch mit dem neuen Elektro-Sportwagen-Reglement - das Electric Sports Vehicle (ESV) wurde von der FIA bei der Weltrats-Sitzung Ende Juni in Cordoba abgesegnet - ein neues Betätigungsfeld gegeben hätte, dementiert Michl.

"Das kann ich derzeit nicht bestätigen", sagt der ehemalige Abt-Mitarbeiter, der im September 2022 Julius Seebach beerbte. "Die Message, die wir gesendet haben, ist Gegenstand von dem, was wir auch mit dem Vorstand diskutiert haben. Ein Teil ist für uns sehr positiv, der andere leider nicht mehr. Alles andere müssen wir in unserer jetzigen Transformationsphase erst mal sauber analysieren, bevor wir mit dem Vorstand drüber sprechen."

Welche Rolle spielte das Aus für Audi-Boss Duesmann?

Das Ende von Markus Duesmann als Audi-Boss soll übrigens keinen unmittelbaren Einfluss auf die Entscheidung gehabt haben, da dieser nach wie vor Teil des siebenköpfigen Vorstands der Audi AG ist und erst Anfang September von Nachfolger Gernot Döllner ersetzt wird. Dennoch sei es Duesmanns ursprünglicher Plan gewesen, die Kundensport-Abteilung komplett zu schließen, hört man aus Audi-Kreisen.

Interessant ist, dass es laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' im Audi-Kader Piloten gibt, deren Verträge bis Ende 2024 laufen. Man darf gespannt sein, welche Einsatzmöglichkeiten diese kommendes Jahr erhalten werden.