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Motorsport DTM

"Bei Mercedes nicht möglich": Wieso HRT den Ford-Markenwechsel wagt

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© Ford Performance

Die Gerüchte gab es schon länger, doch bis zum Schluss gab es Zweifler, dass das langjährige Mercedes-AMG-Team HRT die Marke mit dem Stern wirklich verlässt und zu Ford wechselt. Doch das wurde am Freitag offiziell bestätigt - inklusive eines umfangreichen Programms mit dem Mustang GT3 in der DTM, auf der Nordschleife und in der GT-World-Challenge Europe.

Aber was war nun wirklich das ausschlaggebende Argument für den Markenwechsel? "Die Entscheidung für Ford ist keine Entscheidung gegen Mercedes - und sie ist uns absolut nicht leicht gefallen", sagt HRT-Geschäftsführer Ulrich Fritz im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

"Wir hatten so eine tolle gemeinsame Historie und so eine gute Zusammenarbeit. Am Ende war das Paket wirtschaftlich und sportlich aber so, dass wir gesagt haben: Man muss es eigentlich machen", erklärt der frühere DTM-Leiter von Mercedes.

Hatte das Mercedes-System für HRT seine Grenzen?

Tatsächlich war immer wieder von einem finanziell sehr attraktiven Angebot von Ford zu hören, was die Werksunterstützung angeht. Das will Fritz aber nicht so stehen lassen. "Jeder wird jetzt sagen: Da ist ein Haufen Geld involviert. Nein, das ist es gar nicht", erklärt er.

Stattdessen gäbe es einen anderen Anreiz: "Wir haben uns als Team entwickelt und eine starke Engineering-Struktur aufgebaut. Ich kann für Ford Entwicklungsarbeit leisten und dort was vorwärts bringen, was bei Mercedes mit einem neun Jahre alten Auto nicht möglich ist. Und auch so in der Breite glaube ich nicht gewünscht wird, denn es gibt noch zehn andere Teams, die sich dann benachteiligt fühlen."

Damit spielt Fritz darauf an, dass bei Mercedes-AMG Gleichbehandlung oberstes Kredo sei. Das zeige sich in der DTM auch beim sogenannten "One-Team-Approach", bei dem die Teams untereinander transparent agieren und auch Set-up-Daten geteilt werden. Bei Ford hat HRT hingegen einen exklusiven Vertrag für die DTM, für die Nürburgring-Langstrecken-Serie NLS und das 24-Stunden-Rennen sowie für ein Profi-Auto in der GT-World-Challenge Europe.

Le Mans im Gegensatz zu Mercedes-AMG als Perspektive

"Es geht um die Philosophie, sich selbst mehr einbringen zu können", erklärt Fritz. "Eine Marke wie Ford muss da nicht so viel Rücksicht nehmen. Denn wenn du nur ein Team in der DTM hast, dann kannst du mit denen testen gehen. Dadurch kann der Hersteller auch noch Geld sparen, weil es das Team macht. Und als Team lernt man was dabei."

Denn HRT ist durch die eigene Ford-Monopolstellung in gewissen Serien auch das Entwicklungsteam, wodurch man die Möglichkeit hat, das seit dieser Saison ausgelieferte Auto - ähnlich wie zum Beispiel Manthey bei Porsche - besser kennenzulernen als andere Teams, sollte das Ford-Engagement irgendwann ausgeweitet werden.

Zudem gibt es eine potenzielle Chance, in Zukunft in Le Mans anzutreten, auch wenn auch 2025 das Proton-Team dort den Mustang GT3 einsetzt. "Ford bietet für uns auch interessante Perspektive, weil es auch auf der ACO-Plattform unterwegs ist", sagt Fritz. "Das ist aus Teamsicht ein großer Vorteil gegenüber dem Mercedes, den dort ist man weder in der ELMS noch in der WEC am Start."

Wieso HRT weiterhin Mercedes-Boliden einsetzen will

Aber bedeutet das, dass das Kapitel Mercedes-AMG für HRT endgültig geschlossen ist? "Ich würde davon ausgehen, dass wir weiter mit AMG unterwegs sind", schüttelt Fritz den Kopf. "Wir werden weiterhin ein Kundensport-Team sein. Sicherlich nicht mehr so geballt wie bisher, aber wenn im GT-Masters ein Gentleman ums Eck biegt, dann wäre das vorstellbar."

Das darf nicht verwundern, denn HRT hatte in Hochzeiten bis zu elf Mercedes-AMG GT3 in der Werkstatt stehen, ohne die von AMG gestellten Fahrzeuge sind es immer noch sieben. "Wir würden sicher nicht in der gleichen Klasse mit zwei verschiedenen Produkten gegeneinander fahren, aber im gleichen Rennen sehe ich kein Problem, wenn das jemand möchte", stellt der HRT-Geschäftsführer klar.

Bleibt die Frage, wann das Kapitel Ford für das Team nun auch auf der Rennstrecke beginnt. "Wir werden dieses Jahr vielleicht noch testen gehen, aber kein Auto in irgendwelchen Rennen einsetzen", antwortet Fritz.

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