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Motorsport DTM

Bortolotti lässt Engel abblitzen: Das gab den Ausschlag

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© Alexander Trienitz

Mit dem Sieg im ersten Rennen in Spielberg hat sich die Situation in der Meisterschaft zugunsten von Mirko Bortolotti verändert. Die Entscheidung fiel auf noch feuchter Strecke, als Bortolotti vor dem Boxenstopp an Maro Engel vorbeizog und danach extrem starke Rundenzeiten hinlegte - zeitweise eine Sekunde schneller als alle anderen Fahrzeuge auf Regenreifen.

Der Triumph bei seinem Heimrennen - der Italiener ist in Wien aufgewachsen - ist für ihn aus zwei Gründen besonders wichtig: Zum einen wollte er schon immer ein DTM-Rennen auf seiner Heimstrecke gewinnen. Und zum anderen hat er gemeinsam mit SSR Performance einen perfekten Samstag hingelegt. Denn von der Einstufung her, so betont er, wäre ein Sieg im Trockenen nie möglich gewesen.

"Ich kann es gar nicht in Worte fassen", freut sich Bortolotti nach dem Rennen. "Die ganze Arbeit über all die Wochen und auch heute war in Kombination mit den Entscheidungen, die wir getroffen haben, der Schlüsselfaktor."

Was er damit meint? Die Reifen: "Die Regenreifen sind sehr sensibel. Wenn man im richtigen Fenster ist und die richtigen Entscheidungen trifft, kann man die Performance der Regenreifen über einen längeren Zeitraum ausnutzen. Ich konnte die Regenreifen bis zum Ende des ersten Stints am Leben halten. Das gab mir die Möglichkeit, einen Vorsprung herauszufahren. "

Doch wie so oft bei SSR Performance gibt er sich geheimnisvoll: "Ich kann nicht sagen, was wir gemacht haben, denn dann würde es jeder machen, aber das soll jeder selbst herausfinden. Ich denke, es war das Ergebnis unserer Vorbereitung und unserer Herangehensweise heute."

Luftdruck gibt den Ausschlag

Was allgemein angenommen wird: Bortolotti startete mit sehr niedrigem Reifendruck. Der Großteil des Feldes rechnete mit weiterem Regen, der aber nicht kam. Das führte aber offenbar zu unterschiedlichen Entscheidungen.

Während die Konkurrenz darauf setzte, dass mehr Wasser auf der Strecke zu niedrigeren Reifentemperaturen und damit niedrigeren Luftdrücken führen würde, setzte SSR Performance auf Langlebigkeit. Bortolotti lässt durchblicken: "Wir wussten, dass der erste Stint lang werden könnte."

Maro Engel, der im Winward-Mercedes Zweiter wurde, bestätigt: "Offensichtlich waren wir am Anfang im Nassen mit den Reifendrücken etwas zu hoch. Die Erwartung war, dass es wieder regnen würde, aber so kam es nicht."

Und so lief auch das Rennen. Bortolotti lässt die ersten Runden Revue passieren: "Der Start war ziemlich ereignislos, weil wir alle ähnlich gut wegkamen. Ich habe Max [Paul] in Kurve 3 außen angegriffen, aber mir ging der Grip und auch ein bisschen das Talent aus. So konnte ich das Manöver dort nicht zu Ende fahren, ich hatte zwei Autos rechts neben mir. Am Ende bin ich in Kurve 4 an Max vorbeigegangen."

"Dann hatte ich Luggi [Auer] hinter mir und Maini und Maro [Engel] vor mir. In den ersten drei, vier Runden hatte ich sehr zu kämpfen, da waren sie deutlich schneller. Aber dann hat sich das Blatt sehr schnell gewendet. Ab der fünften oder sechsten Runde waren wir schneller als sie und sie bekamen immer mehr Probleme."

Genau diese Phase war entscheidend für den Sieg: "Das gab mir die Chance, die Führung zu übernehmen und die beiden zu überholen. Von da an war für mich klar, dass ich so hart wie möglich attackieren musste, um so viel Vorsprung wie möglich herauszufahren, um [für den zweiten Stint] in einer besseren Position zu sein. Das war wirklich entscheidend."

Pirelli brachte für die Saison 2024 mit dem Cinturato WHB einen neuen Regenreifen in die DTM und das ADAC GT Masters. Deshalb ließen sich die Erfahrungen aus dem Vorjahr nicht auf das diesjährige Wochenende projizieren. "Aber das Nürburgring-Wochenende hat uns extrem viel gelehrt", bestätigt der 34-Jährige.

Engel: Keine realistische Chance am Ende

Ohne diesen Vorsprung wäre der Sieg wohl nicht möglich gewesen, denn im Trockenen dominierte Mercedes-AMG. Das zeigte sich im Anschluss an die DTM im ADAC GT Masters, als fünf Mercedes-AMG die ersten fünf Plätze belegten.

"Der zweite Stint war dann ein Qualifying-Stint: volle Attacke von der ersten bis zur letzten Runde. Ich sah Maro jede Runde näher kommen." Selbst seinem Renningenieur konnte er nicht mehr antworten, so sehr hatte er die Strecke im Tunnelblick. Bortolotti leistete sich bis ins Ziel keinen einzigen Fehler und Engel kam nie näher als 0,9 Sekunden an ihn heran.

Maro Engel gab nach dem Rennen ein überraschendes Statement ab: Obwohl der Mercedes-AMG GT3 im Trockenen deutlich schneller war als der Lamborghini Huracan GT3 Evo2, sei die Nassphase zu Beginn die einzige Chance gewesen, Bortolotti an diesem Samstag zu schlagen.

"Ich wusste, dass meine einzige Chance, Zeit gutzumachen, in der nassen Phase lag. Es war klar, dass wir keine Chance hätten, wenn es ganz trocken wäre. Deshalb habe ich am Anfang so hart gepusht", sagt er. Gegen Ende des Rennens habe es aber keine realistische Chance mehr gegeben.

Engel wurde zum fünften Mal in dieser Saison Zweiter. Ob es frustrierend sei, immer wieder den Sieg knapp zu verpassen? "Nicht wirklich. Es war immer noch ein sehr starkes Rennen und ein sehr starker Tag für uns. Wir haben alles getan, was wir konnten, und alles in die Waagschale geworfen. Ich denke, es war eine Lotterie und wir sind froh, dass wir das hier mitnehmen."

"Das Wetter kann sich hier sehr schnell ändern. Deshalb haben wir voll attackiert und Druck gemacht, aber Mirko hat das sehr gut kontrolliert. Bortolotti kontert bei ran: "Da war überhaupt nichts kontrolliert. Ich wünschte, es wäre so!"

Maro Engel kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: "Am Ende des Rennens gab es für mich keine realistische Chance, noch etwas zu reißen. Wir müssen wirklich froh sein, dass wir keine BoP haben, die ihnen liegt."

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