Motorsport DTM
"Der arme Mirko!": So sieht die BoP für das DTM-Titelfinale in Hockenheim aus
Der ADAC hat die mit Spannung erwartete Balance of Performance (BoP) für das Saisonfinale in Hockenheim bekanntgegeben. Diese weist im Vergleich zu Spielberg Änderungen bei allen sieben GT3-Fahrzeugen auf. Doch wie wurden die Boliden von Lamborghini, Audi und Mercedes-AMG, mit denen Mirko Bortolotti, Kelvin van der Linde und Maro Engel um den Titel fahren, von der SRO Motorsports Group eingestuft?
Beim Huracan GT3 Evo2 dürfen im Vergleich zum Red-Bull-Ring fünf Kilogramm Ballast ausgeladen werden. Beim Audi kommen zehn Kilogramm ins Auto, zudem wird der Restriktor um 0,5 Millimeter verkleinert, wodurch dieser wieder dem vor Spielberg entspricht. In den Alpen wirkte sich die Höhenlage negativ auf die Leistung der Saugmotoren aus.
Beim Mercedes-AMG GT3 wird der Restriktor um einen Millimeter verkleinert, womit man ebenfalls wieder auf dem Stand vor Spielberg ist. Im Gegenzug wird der Lambda-Wert um 0,03 auf 0,90 verringert, was sich wiederum positiv auf die Leistung auswirkt. Und man darf gleich 25 Kilogramm Gewicht ausladen.
Grasser kritisiert Einstufung: "Mit üblichem GT3-Sport nichts zu tun"
Wie die Titelkandidaten die BoP-Änderungen vor dem Finale einschätzen? "Ich habe es noch gar nicht gesehen und mich auch nicht drum gekümmert", weicht Engel aus. Auch Bortolotti hat die BoP "noch nicht genau angeschaut. Wir werden sehen." Und van der Linde sagt überhaupt: "Kein Kommentar."
Dafür meldet sich Teamchef Gottfried Grasser zu Wort, der mit seinem Lamborghini-Team zwar nicht mehr um den Titel mitredet, aber die Einstufung nicht nachvollziehen kann. "Der arme Mirko!", zeigt sich Grasser im Gespräch mit Motorsport-Total.com solidarisch mit seinem Ex-Piloten, der zwei Rennen vor Schluss 15 Punkte vor van der Linde und 20 vor Engel führt. "Mit dem üblichen GT3-Sport hat diese BoP nichts zu tun."
Wie er zu seiner Meinung kommt? "Ich vergleiche immer die ältesten Fahrzeuge am Markt: Und wenn man sich die Gewichte anschaut, ist der Audi darunter, der Mercedes ist massiv drunter - und der Lamborghini ist deutlich drüber", sieht er den Huracan GT3 Evo2 deutlich im Nachteil.
Vorteil für deutsche Marken?
"Formulieren wir es mal so: Die DTM mit einem ausländischen Fabrikat zu bestreiten, ist nicht so gescheit", deutet er schmunzelnd an, dass deutsche Marken im Vorteil sind. "Wenn ich das mit anderen Einstufungen und Serien vergleiche, ist eine deutliche Tendenz zu erkennen."
Wenn man die SRO-BoP in Hockenheim für die DTM mit derjenigen aus der Sprintserie der GT-World-Challenge Europe von Ende Juli vergleicht, zeigt sich, worauf Grasser möglicherweise anspielt: Der Lamborghini ist in der DTM um satte 25 Kilogramm schwerer als in der SRO-Serie, während das Audi-Gewicht gleichbleibt. Nur wird der R8 LMS GT3 Evo II in der DTM mit einem um 0,5 Millimeter größeren Restriktor eingesetzt, wodurch er etwas mehr Leistung hat.
Und der Mercedes-AMG GT3 ist in der DTM sogar um 15 Kilogramm leichter als in der GTWCE und verfügt ebenfalls um einen um 0,5 Millimeter größeren Restriktor. Man darf allerdings nicht vergessen, dass in der DTM im Gegensatz zur GTWCE das Reifenheizen verboten ist, worunter zum Beispiel der Mercedes in der Regel im Qualifying mehr leidet als andere Boliden. Zudem spielt das Qualifying in der DTM eine größere Rolle.
So sieht der Vergleich zur DTM-BoP aus dem Vorjahr aus
Wie die Einstufung der drei Boliden, die sich im Titelkampf befinden, im Vergleich zur Vorjahres-BoP der DTM ausfällt? Weniger krass als der mit der GTWCE: Der Lamborghini, mit dem Bortolotti im Vorjahr am Sonntag als Zweiter auf das Podest fuhr, wurde damals genau gleich eingesetzt wie es die diesjährige BoP vorsieht.
Der Audi, der 2023 nie in den Top 3 rangierte, besitzt nun einen um 0,5 Millimeter größeren Restriktor und ist zehn Kilogramm leichter. Und der Mercedes-AMG, mit dem Luca Stolz im Vorjahr Dritter im Sonntags-Qualifying war, hat nun einen um 0,5 Millimeter größeren Restriktor und fünf Kilogramm mehr Ballast an Bord. Der Lambda-Wert deckt sich mit 2023.
Mehr Ladedruck für Turbo-Boliden nach Spielberg
Wie 2024 die anderen Fahrzeuge eingestuft wurden? Beim BMW, der in Spielberg durch die BoP etwas gebremst werden musste, dürfen fünf Kilogramm ausgeladen werden. Zudem wird der Ladedruck vor allem im niedrigen bis mittleren Drehzahlbereich deutlich erhöht, wodurch dieser allerdings immer noch niedriger ist als am Sachsenring.
Beim Porsche kommen satte 30 Kilogramm ins Auto, wodurch das Auto immer noch um fünf Kilogramm leichter ist als bei Thomas Preinings Fahrt zum Titel im Vorjahr. Damals hatte man jedoch noch nicht mit der ungünstigen Fahrhöhe an der Vorderachse zu kämpfen.
Der Ferrari ist in Hockenheim um 20 Kilogramm leichter als in Spielberg, dafür wird der Ladedruck im hohen Drehzahlbereich leicht reduziert. Das gleiche gilt für den McLaren. Damit wird bei allen Turbo-Boliden der Ladedruck reduziert, was auf den Turbo-Vorteil in Spielberg zurückzuführen ist.
DTM-BoP Hockenheim: Audi: 1.305 kg/2 x 36,5 mm (Restriktor) BMW: 1.305 kg/2,00 - 2,64 bar (Ladedruck) Ferrari: 1.305 kg /1,78 - 2,50 bar (Ladedruck) Lamborghini: 1.345 kg/1 x 51 mm (Restriktor) McLaren: 1.300 kg/1,10 - 1,78 bar (Ladedruck) Mercedes: 1.325 kg /2 x 35 mm (Restriktor) Porsche: 1.320 kg/2 x 39,5 mm (Restriktor)
weitere Änderungen: Lambda-Wert bei Mercedes-AMG von 0,93 auf 0,90
Audi: +10 kg/-0,5 mm (Restriktor) BMW: -5 kg/+0,01 bis +0,1 bar (Ladedruck) Ferrari: -20 kg/-0,01 bis -0,02 bar (Ladedruck) Lamborghini: -5 kg McLaren: -0,01 bis -0,02 bar (Ladedruck) Mercedes: -25 kg/-1 mm (Restriktor)/-0,03 Lambda Porsche: +30 kg
DTM-BoP Spielberg (Sonntagsrennen): Audi: 1.295 kg/2 x 37 mm (Restriktor) BMW: 1.310 kg/2,00 - 2,64 bar (Ladedruck) Ferrari: 1.325 kg /1,78 - 2,50 bar (Ladedruck) Lamborghini: 1.350 kg/1 x 51 mm (Restriktor) McLaren: 1.300 kg/1,10 - 1,78 bar (Ladedruck) Mercedes: 1.350 kg /2 x 36 mm (Restriktor) Porsche: 1.290 kg/2 x 39,5 mm (Restriktor)