Motorsport DTM
Geheimprojekt "R-Next": Hatte Audi fertiges Konzept für neues GT3-Auto?
Für Audi-Fans wird es eine DTM-Saison mit viel Wehmut: Denn durch Abts Lamborghini-Markenwechsel wird 2025 erstmals in diesem Jahrtausend kein Bolide der Ingolstädter am Start stehen. "Es ist schade, aber es liegt nicht an uns", spielt Abt-Sportdirektor Martin Tomczyk auf den vom Audi-Vorstand beschlossenen Kundensport-Abbau an. "Audi hat keine Möglichkeit gehabt, uns weiter in gewohnter Form zu supporten."
Dabei wissen Insider: Audi hätte eigentlich ein fertiges Konzept für einen GT3-Nachfolger in der Schublade, der den in die Jahre gekommenen R8 LMS beerben könnte! Dabei handelt es sich um ein Geheimprojekt mit dem Arbeitstitel "R-Next", von dem auch ein GT3-Ableger angedacht war.
Wie Motorsport-Total.com erfahren hat, hätte der Audi R-Next auf einer gemeinsamen Basis mit Lamborghini entstehen sollen, die nun von der italienischen Audi-Tochter für den Temerario genutzt wird.
Gab es sogar ein 1:1-Designmodell des Audi R-Next?
Doch was ist über das Projekt bekannt? In der Öffentlichkeit nicht viel, aber schon 2020 stellte der damalige Audi-Sportchef Dieter Gass klar, dass nach seinem Kenntnisstand in Hinblick auf einen Nachfolger für den R8 "nicht final entschieden" sei, "wie und ob es solch ein sportliches Auto in Zukunft geben wird".
Dennoch wurde das Projekt vorangetrieben, allerdings soll es immer wieder interne Kämpfe gegeben haben, ob ein Verbrenner mit Hybridantrieb ins Portfolio passe oder ob man doch auf ein sportliches Elektroauto setzen soll.
Wie weit fortgeschritten die Entwicklung des R-Next war? Laut Informationen von Motorsport-Total.com soll 2023 intern bei Audi eine Animation des Fahrzeugs präsentiert worden sein, bei der der Bolide zunächst auf eine Rennstrecke zufährt und dort - als GT3-Sportwagen - Gas gibt. Später habe es sogar ein 1:1-Designmodell gegeben, wie man hört, das deutlich progressiver als der R8 ausgesehen habe.
"Daraus hätte man ohne Probleme GT3-Auto machen können"
Auch aus Kostensicht sprach einiges für die Umsetzung: Denn im Gegensatz zur gemeinsamen R8-Huracan-Basis vor über zehn Jahren, bei der Audi die Hauptarbeit machte, war es vorgesehen, dass die Ingolstädter diesmal den Windschatten von Lamborghini nutzen.
Durch die Synergien hätten sich die Kosten für Audi in Grenzen gehalten, da man für die Lamborghini-Basis des Temerario im Grunde nur eine "Audi-Hülle" gebraucht hätte, zudem hätte man auch den gleichen Motor und die gleiche E-Antriebseinheit nutzen können wie Lamborghini.
"Daraus hätte man ohne Probleme ein GT3-Auto machen können", sagt ein Kenner aus dem Volkswagen-Umfeld. Ein entsprechendes Fahrzeug-Konzept soll sogar schon vorbereitet gewesen sein. Und beim Motor hätten man den gleichen Weg wie beim Temerario GT3 gewählt - mit einem V8-Turbomotor, ohne der Hybrideinheit aus der Serie.
Medienbericht: Gibt es jetzt doch eine R8-Neuauflage?
Doch damals fiel die Entscheidung gegen die Umsetzung. Dabei hätte das Hybrid-Konzept des Serienautos zu Audis Formel-1-Einstieg im Jahr 2026 gepasst: Es soll sogar Gespräche darüber gegeben haben, das R-Next-Fahrzeug als Safety-Car bei den Grands Prix einzusetzen.
Könnte es nun aber doch noch eine Chance geben? Denn wie das renommierte britische Automobil-Magazin Autocar Ende Februar berichtete, soll nach einer "Neubewertung" der Elektro-Strategie bei Audi nun doch an einer Neuauflage des R8-Sportwagens gearbeitet werden.
Das Fahrzeug, das zahlreiche Elemente des Lamborghini Temerario übernehmen soll, habe "bereits die Machbarkeitsstudie überschritten", genieße die "Unterstützung von Audi-Chef Gernot Döllner" und soll Ende 2027 präsentiert werden.
Zudem gebe es bei Audi das Bestreben, FIA-homologierte Versionen des neuen R8 zu entwickeln, "um erneut eine führende Rolle bei bedeutenden Langstreckenrennen wie den 24 Stunden auf dem Nürburgring zu übernehmen". Möglicherweise ist das Kapitel der legendären GT-Einsätze also doch noch nicht beendet.