Motorsport DTM
Gounons DTM-Traum: Wie ihn Schneider, Ludwig und Aiello begeisterten
Für Mercedes-AMG-Werksfahrer Jules Gounon geht mit dem DTM-Cockpit beim Winward-Team ein Traum in Erfüllung: Denn obwohl der für Andorra startende GT3-Spezialist Franzose ist, ist die in Deutschland beheimatete Serie bereits seit seiner Kindheit sein ganz großes Ziel.
"Als ich ein kleiner Junge war, habe ich immer aufgeschaut zur DTM", offenbart der 30-Jährige in einem Interview, das Motorsport-Total.com bei seiner DTM-Premiere im Oktober 2024 in Hockenheim geführt hat. "Die DTM ist so eine Ikone und so mächtig in Deutschland - und auch in der Geschichte des Motorsports. Es ist schön, ein Teil davon zu sein."
Als Kind sei er "Fan von meinem Landsmann Laurent Aiello" gewesen, "der 2002 die DTM gewonnen hat", erzählt Gounon, der 1994 geboren wurde und damals gerade mal sieben Jahre alt war.
"Die guten alten Zeiten von Schneider und Ludwig"
Aber auch die "alte" DTM der 1990er-Jahre habe ihn trotz seiner Herkunft "immer schon" fasziniert. "Schon die guten alten Zeiten von Schneider und Ludwig. Die DTM stand als Meisterschaft schon immer für echte Kämpfe, pures Talent, sehr eng, die absolute Performance."
Alles drehe sich "um eine Person - und man versucht, alle Details zu optimieren, was mir wirklich gefällt", sagt Gounon, der sich 2017 mit seinem ADAC-GT-Masters-Titel in der Callaway-Corvette einen Namen machte und seit 2021 Teil des Mercedes-AMG-Kaders ist.
Gounons sammelt Rennanzüge seiner Rennfahrer-Helden
Was nur wenige wissen: Gounon, der zu den schnellsten Piloten der Marke mit dem Stern zählt und bereits zweimal die 24 Stunden von Spa und dreimal den 12h-Klassiker in Bathurst für sich entschieden hat, sammelt Rennanzüge seiner DTM-Idole.
"Ich habe einen Rennanzug von Marco Wittmann hier", sagt er beim Interview im Umkleideraum der Piloten im HRT-Truck. "Ich sammle Rennanzüge der Helden, die ich in der Vergangenheit mochte. Ich habe den von Kelvin van der Linde, dann alle AMG-Fahrer, denn Arjun (Maini; Anm. d. Red.) wird mir heute seinen Anzug geben. Ich bekomme den von Rene Rast ..."
Das sei für ihn etwas besonderes, denn der dreimalige DTM-Champion, der in der Herstellerära dominierte, war für ihn lange unerreichbar. "Als mir mein Renningenieur sagte, dass ich auf Rast aufhole, war das ein gutes Gefühl", grinst Gounon. "Vor drei Jahren war ich kein Profifahrer. Da wäre ich gerne in der Position gewesen, es mit Rene aufnehmen zu können."
Gounons Vater bei Le-Mans-"Flugshow" Kollege der DTM-Stars
Schon vor seiner Zeit als Profifahrer sei er "Motorsport-Fan" gewesen, "auch was die Historie angeht", erzählt Gounon, der erst im Alter von 15 Jahren mit dem Kartsport begann. Heute sei es durch seinen Job "recht einfach, die Anzüge zu bekommen".
Der Motorsport war schon in Gounons Kindheit omnipräsent: Das liegt an seinem Vater Jean-Marc Gounon, der 1993 und 1994 für die Hinterbänkler-Teams Minardi und Simtek an insgesamt neun Formel-1-Rennen teilnahm. Sein größter Erfolg war der Le-Mans-Klassensieg im McLaren im Jahr 1997.
1998 und 1999 war er Teil des Le-Mans-Programms von Mercedes-AMG, an dem auch die DTM-Legenden Klaus Ludwig und Bernd Schneider teilnahmen, doch die Boliden wurden nach dem furchterregenden Flugeinlagen zurückgezogen. Sein Sohn Jules war damals vier Jahre alt. Dieses Jahr wird Gounon an der Seite von Mick Schumacher im Alpine-Prototypen erstmals mit theoretischen Chancen auf den Gesamtsieg an der Sarthe antreten.
Und in der DTM will er in die Fußstapfen seines Kindheitsidols Laurent Aiello treten, der 2002 im von Abt eingesetzten Audi-TT-R Meister wurde. "Jetzt möchte ich dasselbe mit Mercedes-AMG und Winward Racing erreichen."