Motorsport DTM
Kelvin van der Linde spricht erstmals über BMW-Wechsel: Was lief mit Abt?
Der Wechsel von Kelvin van der Linde zu BMW kam für viele überraschend, denn zunächst hatte es so ausgesehen, als würde der Deutsch-Südafrikaner bei Lamborghini einen Werksvertrag unterschreiben und somit bei seinem Abt-Team bleiben. Wie kam es also aus Sicht des 28-Jährigen dazu, der laut eigenen Angaben 2025 "wahrscheinlich eine einjährige DTM-Pause" einlegt?
BMW sei, wie van der Linde bei sportscar365.com selber sagt, immer der "Elephant in the Room" gewesen - also ein stets präsentes Thema, über das keiner spricht, so die Bedeutung der englischen Redewendung.
"Mein Bruder fährt dort schon viele Jahre lang, also gibt es eine gute Verbindung dorthin", erklärt Kelvin van der Linde. "Außerdem hat auch mein Management diese Verbindung, daher war die Tür immer halb offen, sollte es in diese Richtung gehen."
"Mitte Dezember versucht, an privatem Deal mit Abt zu arbeiten"
Tatsächlich sind mit Sheldon van der Linde und Rene Rast bereits zwei Fahrer von Manager Dennis Rosteks Pole-Promotion-Agentur, bei der auch Kelvin van der Linde untergebracht ist, BMW-Werkspiloten. Was gegen Lamborghini sprach?
"Ganz einfach gesagt: Lamborghini hat öffentlich bekanntgegeben, dass das WEC-Programm mit dem LMDh-Auto gestoppt wurde, was für mich ein zentraler Fokus war. Das war für mich ein klares Zeichen, dass das wahrscheinlich nicht das richtige sein würde."
Dennoch habe sich Ende 2024 eine Möglichkeit aufgetan, doch bei Abt zu bleiben, offenbart er: "Im Grunde haben wir Mitte Dezember noch einmal versucht, an einem privaten Deal mit Abt zu arbeiten, aber das Rennprogramm war ehrlich gesagt einfach nicht groß genug."
Eine interessante Aussage, denn laut Informationen von Motorsport-Total.com war es eigentlich Kelvin van der Lindes Ziel, 2025 DTM zu fahren. Es könnte aber durchaus sein, dass ein privater Abt-Deal genau das nicht ermöglicht hätte, sondern ausschließlich das Programm auf der Nürburgring-Nordschleife, womit van der Linde nicht ausgelastet gewesen wäre.
BMW-Werksvertrag "wahrscheinlich langfristig ein guter Schritt"
Auch bei BMW sieht es nun offenbar nicht nach einem DTM-Cockpit in der kommenden Saison aus, aber dafür hat van der Linde mit einem Werksvertrag ein Ziel erreicht. "Wieder Vollzeit zu einem Hersteller zurückzukehren und kein Privatfahrer mehr zu sein, ist wahrscheinlich langfristig gesehen ein guter Schritt für mich", sagt van der Linde, der bis Ende 2022 Teil von Audis Werkskader war.
Er kenne "viele der Jungs von meinem Bruder, daher war es die einfachste Umstellung", sagt er über seine neue Heimat BMW. Bei den Gesprächen über möglichen Programme - van der Lindes Haupt-Einsatzgebiet wird das WEC-Engagement in der LMGT3-Klasse an der Seite von Valentino Rossi und Amateur Ahmad Al Harthy sein - habe alles "ziemlich positiv und interessant" ausgesehen. Einsätze in Daytona und in Bathurst - mit seinem Bruder als Teampartner - sind bereits bestätigt.
Toyota-Trennung: Welche Rolle spielte das Geld?
Aber warum hat sich eigentlich die Toyota/Lexus-Perspektive zerschlagen? Laut sportscar365.com habe es sich sogar um einen mehrjährigen Vertrag bei den Japanern gehandelt, aus dem van der Linde nach einem Jahr in der WEC ausgestiegen sei.
"Das hat sich für beide Seiten nicht so entwickelt wie erhofft", sagt van der Linde. Er habe andere Vorstellungen gehabt, aber die mangelnden Erfolge im Lexus des Akkodis-ASP-Team haben sich "wirklich auf meine Motivation" ausgewirkt. Das habe er "wahrscheinlich unterschätzt".
Was er nicht sagt: Laut Informationen von Motorsport-Total.com dürfte es durchaus Gespräche mit den Japanern über eine Fortsetzung gegeben haben, zumal Toyota auch ein Hypercar-Programm betreibt. Und auch Ford soll ein Thema gewesen sein. Doch Manager Rostek habe - wie man hört - eine Jahresgage von über einer halben Million Euro gefordert, worauf beide Hersteller offenbar nicht eingestiegen sind.
Prototypen-Zukunft bei BMW? "Aktuell eine reine Hoffnung"
Wie es nun mit seinem Vorhaben aussieht, in Zukunft den Sprung zu den Prototypen zu schaffen? Denn das sprach ja laut van der Linde gegen Lamborghini. Wird er also bei BMW in absehbarer Zeit im LMDh-Auto sitzen?
"Ich habe jedes Jahr gewisse Hoffnungen, was das Fahren angeht", sagt er. "Aber wir sind jetzt so tief in der LMDh-Ära, dass es bestimmte Spezialisten gibt, die sich langsam herauskristallisieren." Jedes Jahr werde es daher "schwieriger", den Sprung zu schaffen, wenn erfahrene Prototypen-Piloten verfügbar sind.
"Ich würde es natürlich liebend gerne machen", stellt van der Linde klar. "Und die Türe ist auch nicht zu, wenn es darum geht, das Auto vielleicht irgendwann zu testen, es ist aber auch nichts bestätigt. Das ist aktuell eine reine Hoffnung meinerseits."
Doch auch wenn nichts daraus wird, dürfte die Welt für Kelvin van der Linde nicht untergehen: "Ich habe das Gefühl, dass ich mich in der GT3-Szene etabliert habe und noch ein paar Rennen gewinnen kann. Auf meiner Bucket-List sind noch ein paar Rennen."