Motorsport DTM
"So viele Troubles selten erlebt": Was bei Lucas Auer am Sachsenring schieflief
Vor dem Sachsenring-Wochenende war Lucas Auer noch bester Mercedes-AMG-Pilot und durfte sich als Fünfter in der Meisterschaft Außenseiter-Chancen ausrechnen. Doch dann holte der Österreicher, der bis dahin eine ansteigende Formkurve gezeigt hatte, nach dem Samstags-Ausfall am Sonntag als 15. nur einen Punkt. Der Titel ist mit 78 Punkten Rückstand kaum noch zu holen.
"Das war ein wirklich brutales Wochenende für mich", klagte der Kufsteiner nach dem Sonntagsrennen. " So viele Troubles auf einmal hab' ich noch selten erlebt. Jetzt müssen wir alles mal richtig aufarbeiten. Da liegt viel Arbeit vor uns."
Aber was hat die umfangreiche Detailanalyse des Winward-Teams ergeben? "Es gibt ein Kernproblem, das wie bei einem Dominoeffekt viele Dinge ausgelöst hat", sagt Winward-Teamchef Christian Hohenadel im Gespräch mit Motorsport-Total.com.
"Luggis Unfälle im Rennen, seine Strafe und auch die Rennperformance haben mit den schlechten Startplätzen zu tun", verweist Hohenadel auf die Tatsache, dass Auer im ersten Qualifying Elfter und im zweiten Qualifying nur 14. wurde. "Schuld daran war eine Set-up-Richtung, die wir beim Test erarbeitet haben - und für die wir uns dann entschieden haben. Wir sind in die falsche Richtung gegangen und haben das zu spät erkannt."
Dadurch sei das Auto "schwierig zu fahren" gewesen, erklärt Hohenadel. "Und Luggi hat mehr Fehler gemacht als wie er es von ihm kennen. Die Reifentemperatur war auch nicht dort, wo sie hingehört."
Winward musste im Qualifying zweite "Prep-Lap" einlegen
Das zeigte sich vor allem beim Samstags-Qualifying, als es dem Winward-Team im Gegensatz zur HRT-Mercedes-Pole-Setter Luca Stolz nicht gelang, nach der Outlap nur eine sogenannte Preplap zuf fahren, ehe die schnelle Runde folgt. "Das lag bei uns an der Vorderachse", verrät der Winward-Teamchef. "Aber alle, die das gemacht haben, konnten den Reifen richtig nutzen."
Das Wichtigste zur DTM in Kürze
Denn der Pirelli-Reifen ist zwar schwierig auf Temperatur zu bringen, hat aber den sogenannten "Peak" dennoch ganz am Anfang. Je früher man also in der Lage ist, den Pneu anzuwärmen, desto eher ist man in der Lage, den Vorteil des frischen Reifen zu nutzen.
Im Rennen schob dann Kelvin van der Linde Landgraf-Markenkollege Maro Engel in Auers Winward-Mercedes. Nach einem Ausritt ins Kiesbett stellte der Österreicher seinen Boliden vorzeitig ab.
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Warum Auer trotz Set-up-Änderung nicht in Top 10 kam
Am Sonntag setzte dann aber auch Winward im Qualifying auf die HRT-Taktik mit der schnellen Runde im dritten Umlauf und baute das Set-up komplett um. Warum bei Auer trotzdem nur Platz 14 herausschaute und der Rückstand auf Stolz fast acht Zehntel betrug?
"Wenn du dann bei Null anfängst, fehlt dir die Feinabstimmung", erklärt Hohenadel, der ergänzt, dass sein Schützling ausgerechnet in der schnellen Runde auf Emil-Frey-Ferrari-Pilot Thierry Vermeulen auflief. "Wir haben aber gesehen, dass das die richtige Richtung ist", ist er von der Set-up-Änderung überzeugt.
Im Rennen nahm dann das Unheil erneut seinen Lauf: Auer wurde zunächst in die Kettenreaktion mit Jusuf Owega und Sheldon van der Linde verwickelt, nach dem Re-Start wurde er dann auch noch von Toksport-WRT-Porsche-Pilot Tim Heinemann abgeschossen. Später kollidierte Auer dann noch mit Engstler, wofür er zu allem Überdruss noch drei Penalty-Lap-Strafen erhielt. Mehr als Platz 15 war nicht möglich.
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Hohenadel fürchtet Mercedes-Schwäche in Spielberg
Was all das für Auers Heimrennen auf dem Red-Bull-Ring bedeutet? "Es ist ein bisschen schade, denn der Sachsenring wäre eigentlich für den Mercedes eine gute Strecke gewesen", trauert Hohenadel dem Wochenende nach. "Das konnte aber nur einer nutzen."
In Spielberg werden hingegen eher "andere die Highlights setzen, was all das doppelt bitter macht", fürchtet Hohenadel, denn der reifenschonende Mercedes-AMG GT3 mit dem glatten Asphalt nicht optimal harmoniert. Abgesehen davon leiden die Sauger-Boliden besonders unter der dünnen Höhenluft in Spielberg. "Ich bin aber überzeugt, dass wir bei der Mercedes-Front dabei sein werden", sagt Hohenadel.