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Motorsport DTM

"Niemand so ehrlich": Wieso Paffett als Teamkollege für Wickens so wichtig war

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© Daimler
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Von 2012 bis 2017 fuhren Robert Wickens und Gary Paffett gemeinsam für Mercedes in der DTM. Eine Zeit, an die sich Wickens, der seit einem IndyCar-Unfall 2018 im Rollstuhl sitzt, gerne zurückerinnert. "Er war einfach der ehrlichste und aufrichtigste Teamkollege, den ich je erlebt habe", sagt der Kanadier. "Ich habe von ihm gelernt und alles aufgesogen, was ich konnte."

Denn als Wickens zur Saison 2012 in die DTM kam, war Mercedes-Markenkollege Paffett schon acht Jahre lang dabei, feierte in der Saison 2005 sogar seinen ersten von zwei DTM-Titeln. "Die Tatsache, dass er so selbstbewusst war, dass er nichts zu verbergen hatte, bewunderte ich sehr", verrät Wickens.

"Gary [Paffett] und ich haben uns wirklich gut verstanden", sagt der heute 35-jährige Wickens im Gespräch mit der englischsprachigen Ausgabe von Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network. "Wir teilten uns immer die gleiche Fahrerkabine, und wir kamen uns auch außerhalb der Rennstrecke auf persönlicher Ebene sehr nahe."

"Großartiger Dialog" mit Teamkollege Paffett

Wickens feierte in seiner zweiten DTM-Saison 2013 den ersten Sieg, lag damals auf Augenhöhe mit dem Altmeister. "Sobald ich das Gefühl hatte, mit ihm mithalten zu können, hatten wir diesen großartigen Dialog als Teamkollegen", erinnert sich der Kanadier daran zurück, dass ihm Paffett eine wichtige Hilfe war.

Denn anders als in den Formelserien, in denen Wickens vor seiner DTM-Karriere aktiv war, kam es in der DTM darauf an, ein Einzelkämpfer zu sein. Die Fahrer, die für denselben Hersteller in verschiedenen Teams antraten, mussten sich gegenseitig unterstützen, indem sie taktisch fuhren, um sicherzustellen, dass der bestplatzierte Fahrer jeder Marke sein Ergebnis maximierte und gleichzeitig dem führenden Konkurrenten Punkte abnahm.

Wickens war anfangs darauf aus, möglichst viele Rennen zu gewinnen, was sich jedoch als Fehler herausstellte. Erst durch Paffett lernte er, dass er auch einen wertvollen Beitrag leisten kann, ohne jedes Wochenende auf der obersten Stufe des Podiums zu stehen.

Es kommt nicht allein auf Siege an

"Er war einfach in jeder Hinsicht ein Profi und hat mir klar gemacht, dass es nicht nur darauf ankommt, ein Rennen zu gewinnen. Es fühlt sich immer gut an, seinen Teamkollegen zu schlagen, aber die DTM war damals sehr teamorientiert und als junger, ehrgeiziger Fahrer war es anfangs schwer für mich", gibt der heute 35-jährige Wickens zu.

"Als ich sah, wie gut er [Paffett] das Teamspiel beherrschte, war er in jeder Hinsicht ein Profi, und mir wurde klar, dass es in diesem Szenario nicht nur entscheidend ist, ein Rennen zu gewinnen. Man kann immer noch einen großen Unterschied für sein Team machen und, ehrlich gesagt, seinen Job behalten."

In den ersten Jahren seiner DTM-Karriere lernte Wickens deshalb eine vollkommen neue Herangehensweise. "Ich war davon überzeugt, dass ich gewinnen musste, um meinen Job zu behalten, denn in den Juniorenkategorien hatte ich kein Geld", gibt der Kanadier zu.

"Wie kann ich noch von Wert sein?"

"Wenn ich in den Nachwuchskategorien nicht gewonnen oder herausragende Leistungen erbracht hätte, wäre meine Karriere wahrscheinlich zu Ende gewesen, weil ich die nächste Chance nicht bekommen hätte, also dachte ich immer: 'Ich muss Leistung bringen'."

"Und dann wurde mir klar: 'Du wirst diesen Wettbewerb nicht gewinnen - wie kann ich dann noch von Wert sein?' Das war sehr wichtig für mich. Auch wenn [Paffett] mir das nie wirklich gesagt hat, so war er doch ein Profi, wenn man sich ansah, wie er es machte. Ich habe von Gary gelernt, wie ich meine Kunst als Profifahrer perfektionieren kann."

Während Paffett seine aktive Rennfahrerkarriere mittlerweile beendet hat und zuletzt als McLaren-Teamchef in der Formel E tätig war, hat sich Wickens trotz seines schweren Unfalls wieder in das Renncockpit zurückgekämpft. Wohl auch, dank seiner gemeinsamen DTM-Zeit mit Paffett, die ihm gelehrt hat, dass es nicht immer darauf ankommt, ganz oben auf dem Podium zu stehen.