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Motorsport DTM

"Pokal oder Hospital!": So erlebte Engstler seinen Macau-Crash mit Ansage

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© Gruppe C Photography

Es war ein Unfall mit Ansage! Das gibt DTM-Pilot Luca Engstler acht Wochen nach dem schlimmsten Crash seiner Karriere beim Qualifying in Macau in der gefürchteten Mandarin-Kurve offen zu. "In dem Moment, als wir uns zum Einsatz committet haben, war meine Aussage: Entweder Hospital oder Pokal!", erinnert sich der 24-Jährige im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

Doch dann kam der Lamborghini-Youngster tatsächlich mit Bänderrissen, Verletzungen an Schien-, Wadenbein und Sprunggelenk sowie einer Gehirnerschütterung wieder zu sich. "Ich war bewusstlos, bin im Krankenhaus aufgewacht und wusste nicht, wo ich bin und was los ist", schildert er die Situation. "Wenn du das dann realisierst und ein bisschen verarbeitest, fragst du dich schon: Was machst du hier?"

Doch die Erinnerung an " fast alles" kam zurück - und auch die Zweifel hielten nicht lange an. "Du wachst dann am nächsten Morgen wie nach einem schlechten Wochenende auf und sagst, Let's go! Wenn man so verseucht ist im Kopf, kann einen nichts aufhalten", grinst er.

"Bewusstlos geworden und im Krankenhaus wieder aufgewacht"

Aber wieso verlor Engstler eigentlich das Bewusstsein? Der Youngster offenbart, dass er den Einschlag noch voll miterlebte und erst später die Lichter ausgingen. "Ich wollte unbedingt aus dem Auto raus, weil ich ja wusste, was für eine schnelle Ecke das ist", schildert er die bangen Momente nach dem Crash.

"Ich hatte meinen Gurt offen und habe dann realisiert: Doch nicht so eine gute Idee! Ich wollte also so schnell es geht aus dem Auto raus. Und beim über die Leitplanke klettern habe ich gemerkt, dass was mit dem Fuß nicht stimmt. Ich bin bewusstlos geworden und im Krankenhaus wieder aufgewacht", so Engstler, dessen Kreislauf nicht mehr mitspielte.

Mehrere Faktoren führten zum Crash

Rückblickend gibt es laut Engstler einige Faktoren, die zum heftigen Crash führten. Es sei von Anfang an "ein ganz offener Austausch" mit seinen Partnern gewesen, "dass wir ganz vorne reinfahren wollen, denn es hätte keinen glücklich gemacht, auf P6, 7, 8 ins Ziel zu fahren", sagt er. "Pokal oder Hospital - so sind wir das Ganze angegangen."

Der Regen am ersten Trainingstag machte die Aufgabe nicht einfacher - und dann schien auch noch die Balance of Performance nicht gerade Lamborghini-freundlich zu sein. Engstler erinnert sich, dass er beim ersten Versuch im Qualifying den Vergleich mit Macau-Spezialist Edoardo Mortara im anderen Huracan GT3 Evo2 nicht scheuen musste.

"Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich beim ersten Schuss zwar Verkehr hatte, aber mit meiner theoretischen Zeit Edo gematcht hätte, was gut war", so Engstler. Und das, obwohl Teamchef Gottfried Grasser prophezeit habe, "dass es eine volle BMW-Show ist und wir leider keine Chance haben. Das war etwas, was ich lange in meinem Kopf hatte, bevor die ganze Erinnerung zurückkam."

"Das kann und will ich nicht akzeptieren"

Grassers Aussage stachelte ihn an. "Dann hieß es für mich: Das kann und will ich nicht akzeptieren, wir gehen jetzt 'All In'! Und was dabei rumkam, haben wir gesehen", sagt er. Engstler verlor im ultraschnellen Rechtsknick das Heck seines Lamborghini und donnerte mit der linken Front mit Tempo 230 km/h in die Leitplanke. "Wir sind im Qualifying das erste Mal im Trockenen gefahren. Das heißt, wir waren bei der Fahrzeughöhe ein bisschen daneben", nennt er einen Faktor für den Unfall.

Denn Großteil der Schuld sieht er aber bei sich selbst. "Natürlich habe ich es bei den anderen acht Mal davor auch geschafft, da durchzufahren, ohne das Ding wegzuhauen", sagt er. "Ich habe gesagt, ich committe mich dazu und möchte hier alles rausholen. Ich möchte nicht aussteigen und sagen: Hätte ich mich getraut oder wäre oder hätte ..."

Sein "Mindset" sei stattdessen, "Herz und Seele dazulassen und schauen, was dabei rauskommt. Diesmal lief es halt so."

Kehrt Engstler nach Macau zurück?

Aber hat Engstler nach dem Schock bei der GT3-Premiere überhaupt Lust, sich Macau noch einmal anzutun? "So wie ich ihn kenne und so wie er das abgehakt hat, ist seine Einstellung eher: Wieso ist Macau erst wieder im November?", grinst Teamchef Grasser. "So ist der Luca!"

Hat der Österreicher damit recht? Ein Comeback auf dem Guia Circuit schließt Engstler, dem es inzwischen wieder besser geht, tatsächlich "auf keinen Fall" aus. "Egal mit wem ich spreche - ich sage jedem, ich will Macau machen", sagt er weiterhin. "Letztes Jahr war es leider Hospital, dieses Jahr hoffentlich der Pokal!"

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