Motorsport DTM
Road-to-DTM-Sieger 2025 nicht im DTM-Fahrerfeld: Was ist die Ursache?
Vor einem Jahr hat der ADAC das Road-to-DTM-Programm im ADAC GT Masters ins Leben gerufen, um talentierten Nachwuchsfahrern den Sprung in die DTM zu ermöglichen. Im Rennen um den Road-to-DTM-Titel hat sich der finnische Landgraf-Mercedes-Pilot Elias Seppänen durchgesetzt, der auch zum zweiten Mal in Folge ADAC-GT-Masters-Champion wurde. Im DTM-Feld sucht man den 21-Jährigen aber vergeblich.
"In den vergangenen Monaten standen wir intensiv im Austausch und haben ihn mit vielen Kontakten unterstützt", sagt ADAC-Motorsportchef Thomas Voss im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Er ist wirklich ein toller Fahrer, der Förderung des Road-to-DTM-Programms hat. Ich weiß aber nicht, was er zusätzlich selbst aufbringen kann. Ganz ohne Mitgift wird er wahrscheinlich nicht fahren können."
Dem Sieger der Road-to-DTM-Wertung wird vom ADAC das Nenngeld von - je nach Zeitpunkt - 98.000 oder 120.000 Euro pro Fahrzeug in der DTM erlassen. Doch das Budget für eine DTM-Saison beträgt pro Auto rund 1,5 Millionen Euro. Ist die Förderung zu wenig, damit DTM-Teams beim Road-to-DTM-Sieger zugreifen?
Keine Chance ohne Platz im Fahrerkader eines Herstellers?
"Das würde ich so nicht sagen, und es hat letztendlich nicht immer nur mit Geld zu tun, in die Phalanx der DTM-Fahrer zu kommen", antwortet der ADAC-Motorsportchef. Was er damit genau meint?
"Es ist eigentlich das Ziel der DTM, keine Paydriver zu haben - oder zumindest nicht so viele", erklärt Voss. "Elias muss zuerst in diese Werksfahrer-Phalanx reinkommen. Dafür braucht es einen Automobilhersteller, der sagt: Du bist so gut, ich möchte dich in meinem Kader haben - zu welchen Konditionen auch immer. Und da scheint er keinen gefunden zu haben, trotz seines Talents."
Seppänen ist 2025 zwar Teil des Mercedes-AMG-Fahreraufgebots, allerdings nur im E-Sport-Bereich. Im Kader für die realen Renneinsätze wurde der von Bernd Schneider gemanagte Pilot, der - wie man hört - kein Geld mitbringt, nicht berücksichtigt.
"Würde mir für den Jungen in der Seele wehtun"
"Das würde mir für den Jungen wirklich in der Seele wehtun", sagt Voss zum nun offenbar eingetretenen Szenario, dass Seppänen 2025 bei keinem Hersteller unterkommt. "Er hätte es echt verdient. Er hat im GT-Masters tolle Leistungen abgeliefert." Seppänen sei aber "sicher nicht aus dem Blickfeld - weder bei uns noch bei den Herstellern", verspricht Voss.
Dennoch ist bekannt, dass die Motorsport-Budgets bei vielen Herstellern aktuell kleiner werden, was sich auch auf die Anzahl der Piloten in den Fahrerkadern auswirkt. Auch bei Mercedes-AMG gab es im Vergleich zum Vorjahr eine Reduktion.
AMG über Seppänen-Schicksal: "Gesamtpaket ist notwendig"
Wie man es sich dort erklärt, dass Seppänen trotz Road-to-DTM-Förderung 2025 nicht DTM fährt? "Elias ist Teil der Familie, er macht für uns einen hervorragenden Job als Ambassador und auch als Performance-Fahrer im virtuellen Bereich, und er hat mit seinen zwei GT-Masters-Siegen bewiesen, dass er hier auf der Plattform konkurrenzfähig fahren kann", holt Stefan Wendl aus, der bei Mercedes-AMG den Kundensportbereich leitet.
"Um in der DTM einen von diesen begehrten vier Fahrerplätzen auf unseren Autos zu bekommen, ist aber ein Gesamtpaket notwendig", stellt er klar. Was er damit meint? "Neben der persönlichen Performance, der Erfahrung, den Erfolgen, die man mitbringen muss, muss auch das ganze Paket im Sinne von Partnern und Sponsoren zusammenpassen."
Kein Wunder, denn ohne Gönner im Hintergrund ist es dieser Tage schwierig im Motorsport: Für einen Auftritt als Hauptsponsor auf einem DTM-Boliden zahlt kaum ein Unternehmen mehr als 400.000 Euro pro Jahr. Daher ist es für die Teams fast unmöglich, ohne Werksunterstützung und Mitgift durch zumindest einen Fahrer ein DTM-Paket für eine ganze Saison zu schnüren.
Während sein Ex-GT-Masters-Teampartner Tom Kalender diesen Sprung mit 17 Jahren als jüngster DTM-Pilot aller Zeiten bei Landgraf geschafft hat, wartet man nach wie vor auf die Bekanntgabe von Seppänens Programm für 2025. Zuletzt war er im Februar in der asiatischen Le-Mans-Serie am Start, und man hört, dass es auch eine Cockpitchance im ADAC GT Masters gegeben hätte. Aber was bringt dem Mann aus Helsinki ein dritter Titel in der Serie?