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Motorsport DTM

Strafe für jedes Mal Fluchen: Wie Maini dieses Jahr der DTM-Durchbruch gelang

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© ADAC Motorsport

Der indische Ex-Formel-2-Pilot Arjun Maini erlebt dieses Jahr in seiner vierten DTM-Saison den Durchbruch: Am vergangenen Rennwochenende in Spielberg holte der HRT-Pilot als erster Inder eine DTM-Pole - die einzige für Mercedes-AMG in der bisherigen Saison abgesehen von Maro Engels gelungenem Reifenpoker am Nürburgring. Zudem holte er nach dem Norisring in den Rennen zwei weitere Podestplätze.

Aus seinem Umfeld hört man, dass der Speed immer da war, Maini aber vor allem mental noch Nachholbedarf hatte, was er nun selbst bestätigt. "Ich konnte mein Tempo in der DTM nie wirklich zeigen, weil man so schwierig durchs Feld kommt. Mein größte Schwäche war das Qualifying, aber das habe ich dieses Jahr in den Griff gekriegt", sagt er im Gespräch mit Motorsport-Total.com. Wie ihm das gelungen sei?

"Mehr als das Fahren selbst war es eine mentale Sache. Ich habe im Qualifying immer viele Fehler gemacht, hab die Runde einfach nicht hingekriegt", sagt der Mann aus Bangalore. "Dabei haben die theoretischen Sektoren gepasst."

So stark war Maini bisher in der Saison 2024

Er habe den Mercedes-AMG GT3 "im Qualifying immer ein bisschen überfahren". Nun habe er aber verstanden, "wie das Auto im Qualifying gefahren werden muss, denn ich war früher mit dem GT-Auto viel aggressiver". Der Fortschritt zeigte sich in den ersten sechs Qualifyings der Saison, in denen Maini viermal bester Mercedes-AMG-Pilot war - und nur einmal außerhalb der Top 5 startete.

Bis jetzt ist die Bilanz hervorragend: In 14 Qualifyings landete er zehnmal in den Top 8 - das gelang keinem anderen Mercedes-AMG-Piloten. Zudem hat er in der Gesamtwertung als Achter einen Punkt und einen Podestplatz mehr auf dem Konto als sein etablierter Teamkollege Luca Stolz.

Bruder von Billiard-Champion als Mentalcoach

Die gewonnene mentale Stärke habe dazu einen großen Beitrag geleistet. "Zu Beginn des Jahres war ich in so einem guten Rhythmus, da denkt man nicht zu viel über das Qualifying nach", sagt er. "Alles geht von selbst."

Aber wenn man "beginnt ein bisschen darüber nachzudenken, was man macht und sich nicht mehr sicher ist, dann macht es einen großen Unterschied, dass man dieses Selbstvertrauen hat", sagt er. Auch rund um einen müsse "dabei alles zusammenpassen, denn das Feld ist so eng".

Maini arbeitet seit Jahren mit dem indischen Mentaltrainer Shri Advani zusammen. Dabei handelt es sich um den Bruder des Billiard-Champions Pankaj Advani, der ihn online coacht. Aber auch das Umfeld scheint bei Mainis Aufwärtstrend eine große Rolle zu spielen.

Fluchstrafe zeigt bei Heißsporn Wirkung

Denn der Rennfahrer hat diese Saison mit Marius Avemarg, der davor bei Toksport WRT den Technikbereich leitete, einen erfahrenen neuen Renningenieur. Intern gilt folgende Regel: Maini muss jedes Mal 500 Euro bezahlen, wenn er - wie früher so oft - am Funk explodiert. Das Geld geht übrigens nicht ans Team, sondern an seine Crew.

Anstatt den Fokus und wichtige Positionen zu verlieren, lässt er sich nun durch Rückschläge nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen. "Er hatte immer schon das Können, es hat aber nie so richtig zusammengepasst", sagt Teamchef Ulrich Fritz im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

"Ihm hat sicher auch der Tapetenwechsel mit seinem neuen Ingenieur gutgetan. Die beiden arbeiten sehr gut zusammen. Er gibt ihm auch viel Vertrauen - und dementsprechend ist das eine Win-Win-Situation."

Maini gehört bei HRT "eigentlich zum Inventar"

Fritz, der mit Maini seit 2022 arbeitet, sieht sich in den Leistungen seines Schützlings bestätigt: "Ich habe schon im Winter gesagt, dass ich in ihm was sehe. Das zahlt er gerade zurück. Er ist vom Kopf her sehr gut unterwegs. Auch auf der Nordschleife war er beim 24-Stunden-Rennen sehr stark. Er fühlt sich im Auto und bei uns wohl."

Maini lebt inzwischen in der Nähe von Köln und ist daher so oft wie kaum ein anderer in der HRT-Werkstatt unweit des Nürburgrings. Zudem fährt er mit der DTM, dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, zahlreichen NLS-Rennen, der GT-World-Challenge Europe und anderen Einsätzen deutlich mehr Rennen für HRT als Teamkollege Stolz. "Er gehört eigentlich zum Inventar", schmunzelt Fritz.

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