Motorsport DTM
"Wie früher, als Papa gefahren ist": Wie Nicki Thiim die DTM ändern würde
Am 7. Juli 2024 schrieb Nicki Thiim DTM-Geschichte: Mit seinem Sieg auf dem Norisring in Nürnberg trat der 35-Jährige in die Fußstapfen seines Vaters Kurt Thiim. Die beiden Dänen tragen sich damit als erstes Vater-Sohn-Gespann in die Siegerlisten der Rennserie ein!
Seinen letzten DTM-Sieg feierte Vater Kurt allerdings vor fast 30 Jahren, genauer gesagt am 17. September 1995 auf dem Alemannenring in Singen. Seitdem hat sich in der DTM viel verändert - doch nicht alles davon kann Nicki Thiim gutheißen. Er würde sich vor allem etwas mehr Unterhaltung wünschen.
"Als Show würde ich eine Super-Pole machen - für die ersten Fünf oder so", träumt der Aston-Martin-Werksfahrer im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Wie früher, als mein Papa gefahren ist, für die ersten Zehn: Eine Runde, alles was geht rausquetschen."
Das müsse nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, meint Thiim. "Du schickst ein Auto raus, wenn das Auto reinkommt, fängt das andere an. Das geht Ruck-zuck", sagt der Däne, der von etwa zehn Minuten spricht. "Aber das ist einfach für den Fan spannend. Ich würde das für den Adrenalin-Kick machen."
Thiim wünscht sich zwei Boxenstopps
"Der ADAC hat ein gutes Produkt. Ich würde ein paar Dinge anders machen, das Produkt mehr ausquetschen", meint der Däne, der 2024 im SSR-Lamborghini am Start war. "Was man hier an Möglichkeiten hat, ist unglaublich. Das zeigen auch die Zuschauerzahlen an der Strecke und im Fernsehen."
Aber Thiim sieht Luft nach oben. "Was sie machen, ist Showbusiness", erinnert der Aston-Martin-Werksfahrer, der "viel mehr aus diesem Showbusiness machen" und sich "ein bisschen aus Amerika" abschauen würde. Konkretes Beispiel: "Ich würde mit zwei Boxenstopps anfangen. Das ist nichts, wo der ADAC und die Teams sagen können, dass es mehr Geld kostet."
"Dieser Performance-Boxenstopp ist in der DTM der große Unterschied", hebt der diesjährige Norisring-Sieger die Besonderheiten der aktuellen DTM hervor. "Das würde ich wie in alten Klasse-1-Zeiten machen - für die Show, für die Zuschauer, für die Jungs drüben, die haben einen Riesenspaß mit dieser Pitstop-Challenge", verweist er auf das Kräftemessen der Boxencrews.
Der fliegende Start, wie er aktuell abläuft, sei hingegen in Ordnung. "Stehende Starts sind immer cool, aber die Autos sind leider nicht dafür gebaut", weiß der 20-fache DTM-Starter. "Das läuft auch sehr gut [und es herrscht] großer Respekt untereinander. Das finde ich gut."
"Müssen einfach mehr Entertainment machen"
Dafür wünscht sich Thiim "ein größeres Fenster für die Strategie, wie früher", denn vor allem das Boxenstopp-Fenster zur Mitte des Rennens, das zur Saison 2020 wieder eingeführt wurde, schränkt die Möglichkeiten für die Teams erheblich ein.
"Jeder GT3-Fahrer sagt, es ist so schwierig, mit diesen Autos zu überholen, weil wir so viele Hilfsmittel haben", erinnert der 35-Jährige daran, dass die aktuellen DTM-Rennen oft nur wenig Spannung und Überholmanöver bieten. "Auf dieser Grundlage würde ich sofort diesen zweiten Boxenstopp einführen, um mehr Spielraum zu haben."
Dennoch ist Thiim klar, dass die Entscheidungsträger ihre eigenen Ideen und Visionen haben. "Was soll ich sagen? Ich bin eh nur der Kutscher", zuckt er mit den Schultern. Und unterstreicht abschließen noch einmal seine Forderung: "wir müssen einfach mehr Entertainment machen - und mehr öffnen."