So beeinflusst Corona die Formel-E-WM 2021
So beeinflusst Corona die Formel-E-WM 2021
Corona ist eine enorme Herausforderung, auch für den Rennsport und die Formel E (2021 live in SAT.1 und auf ran.de). Schon in der vergangenen Saison hat die nachhaltigste Rennserie der Welt aber gezeigt, dass das Prädikat "innovativ" keine Worthülse und man phantasievoll genug ist, auch in schwierigen Situationen Lösungen zu finden. Lösungen, die nun auch die erste Formel E-Saison, die als Weltmeisterschaft firmiert, ermöglichen werden.
Rückblick: Corona und die Formel-E-Saison 2019/20
Als der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühling 2020 dazu führte, dass die noch ausstehenden Rennen u. a. in Rom, Paris, Seoul, Jakarta und London absagt werden mussten, hätte das den endgültigen Saisonabbruch bedeuten können. Stattdessen aber suchten die Macher der Elektro-Rennserie nach einem Ausweg - und fanden diesen schließlich in Berlin. Genauer gesagt: auf dem Gelände des ehemaligen Berliner Flughafens Tempelhof. Hier wurden Anfang August im Verlauf einer Woche und im Double-Header-Modus an je zwei aufeinanderfolgenden Tagen auf unterschiedlichen Streckenlayouts die ausstehenden sechs Rennen durchgeführt. So konnte man die Saison 2019/20 doch noch zu einem regulären Abschluss bringen.
Saison 2021: Maximale Flexibilität
Saisonauftakt ist am 16. Januar 2021 in Santiago de Chile (live in SAT.1 und auf ran.de), das Finale der 14 Rennen umfassenden Saison soll am 24./25. Juli in London stattfinden. Da niemand weiß, wie sich die Pandemie entwickeln wird und wie entsprechende lokale Maßnahmen dann aussehen werden, haben die Verantwortlichen um Formel-E-Vize Alberto Longo ein Konzept entwickelt, das auf maximale Flexibilität setzt. So kann kurzfristig, notfalls sogar erst vor Ort, auf ein verändertes Infektionsgeschehen reagiert werden. Zentraler Baustein des Konzepts ist ein fünfstufiges System, das die Durchführbarkeit der jeweiligen Rennen bewerten soll.
Stufe 1: Maximale Einschränkungen
Stufe 1 bedeutet, dass das lokale Infektionsgeschehen große Einschränkungen notwendig und damit auch strenge Schutzprotokolle erforderlich macht, die penibel eingehalten werden müssen. Das war zum Beispiel auch beim Saisonfinale 2020 in Berlin der Fall, Zuschauer waren dort nicht erlaubt.
Stufe 2, Stufe 3, Stufe 4: Schrittweise Rückkehr der Zuschauer
Die Stufen 2 bis 4 stehen für die schrittweise Lockerung etwaiger Einschränkungen. So ist - entsprechend den lokalen Bestimmungen - gegebenenfalls auch wieder ein eingeschränkter und je nach Stufe gestaffelter Zuschauerbesuch möglich.
Stufe 5: Der Normalzustand
Stufe 5 steht für einen Normalzustand, einen Zustand vor der Pandemie, und würde dementsprechend für die Formel E nahezu Normalbetrieb bedeuten, so wie er in der vergangenen Saison vor dem Lockdown bei einigen Rennen, wie beispielsweise im saudi-arabischen Diriyya, noch möglich war.
Saisonauftakt in Santiago de Chile
"Für das Event in Santiago, das [am 16. und 17. Januar 2021] stattfindet, haben wir die Erlaubnis, das Rennen nach einem speziellen Plan zu organisieren", erklärte Alberto Longo Anfang Dezember. "In drei Wochen aber könnten die Behörden auf mich zukommen und sagen: 'Leider müsst ihr die Personenanzahl reduzieren'." Darauf sei man aber vorbereitet und werde dann nach dem Fünf-Stufen-Plan handeln, so der Formel-E-Vizechef. "In Santiago wechseln wir momentan von Stufe 3 auf Stufe 4. Damit wissen wir genau, wie viele VIP-Gäste, wie viele Medienvertreter etc. wir einladen können."
Verschiebung der Rennen in Mexiko-Stadt und Sanya
Bereits im Oktober 2020 wurde entschieden, die Rennen in Mexiko-Stadt und im chinesischen Sanya wegen COVID-19 zu verlegen. Der Saisonauftakt in Chile und das Rennen in Diriyya werden stattdessen als Double-Header ausgetragen. Ganz ausfallen sollen Mexiko-Stadt und Sanya aber keineswegs. "Wir haben die Entscheidung getroffen, die beiden Rennen sofort zu verschieben, weil es keine Möglichkeit gab, sie mit Publikum zu veranstalten. Für beide Events ist es für uns aber sehr wichtig, Publikum dabei zu haben", erklärte Longo. "Beide Rennen werden stattfinden, nur eben später im Jahr und nicht im März", so der Formel-E-Vize.
Extra-Rennstrecken
Sollte die Entwicklung der Pandemie einige der angesetzten Rennen in Stadtzentren, etwa in Rom oder in Paris, unmöglich machen, will die Formel E nach dem Berliner Vorbild wieder auf andere Rennstrecken ausweichen. Als einen zentralen Ankerpunkt für den Fall der Fälle war zunächst die Grand-Prix-Strecke im englischen Silverstone vorgesehen, wo die Rennserie dann erstmals zu Gast wäre. Alternativ ist auch Marrakesch im Gespräch. Dort gastierte die Formel E bereits des Öfteren.
Hoffnungsträger Impfstoff
Mit ziemlicher Sicherheit ist anzunehmen, dass ein großer Teil der Saison 2021 noch von Corona bestimmt wird. Die weltweit geplanten und zum Beispiel in Großbritannien sogar schon begonnenen Impfungen könnten aber ermöglichen, dass sich die Bedingungen im Lauf der Saison allmählich entspannen und auch wieder Zuschauer zugelassen werden. Eine Garantie aber gibt es dafür selbstverständlich nicht.
Budget-Obergrenze
In der Formel 1 ist die Budget-Obergrenze bereits beschlossene Sache, aber auch in der Formel E wird das Thema heiß diskutiert. "Als ich vor einem Jahr angefangen habe, hat man mir sehr deutlich gesagt, dass so etwas im Motorsport unmöglich ist. Dabei gibt es eine solche Obergrenze in vielen anderen Sportarten doch auch", so Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle. Er jedenfalls glaube, das eine solche Obergrenze ein starkes Signal sein könne, um die Kapitalrendite für die Teams und potenzielle neue Investoren zu erhöhen. Es ist wohl anzunehmen, dass der CEO der nachhaltigsten Rennserie der Welt ein solch "starkes Signal" der Zurückhaltung gerade in Corona-Zeiten nur allzu gerne aussenden würde.