Formel 1 in Silverstone: Die Gewinner und Verlierer des Großbritannien-GP
Die Gewinner und Verlierer des Großbritannien-GP
Die Formel 1 kehrt zurück zu ihren Ursprüngen und beweist sich mal wieder selbst, dass sie auch an den Traditionsstrecken in Europa die Massen noch begeistern kann. 160.000 Menschen am Renn-Sonntag und knapp eine Million Fans am gesamten Wochenende zeugen von der nach wie vor riesigen Euphorie für den Motorsport in und um Silverstone. Diesem Hype können sich auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner und seine Frau Geri, das Ex-Spice-Girl, nicht entziehen. Wer aber sind die Gewinner und Verlierer des Großbritannien-GP? ran stellt sie vor.
Gewinner: Max Verstappen
Nach kleineren Problemen am Start, als er doch tatsächlich vom jungen Lando Norris kassiert wird, dreht der Weltmeister auf. Keine fünf Runden später macht er Ernst und überholt den McLaren-Fahrer. Der Rest ist – wie so oft in dieser Saison – eine Machtdemonstration auf vier Rädern. Auch wenn er die Konkurrenz diesmal nicht vollends deklassiert, lässt Verstappen keinen Zweifel daran, wer auch in diesem Jahr wieder Weltmeister wird. Nebenbei stellt der rasende Niederländer mit seinem sechsten GP-Sieg in Folge einen Rekord ein. Das schafften vor ihm nur Sebastian Vettel, Alberto Ascari, Michael Schumacher und Nico Rosberg.
Gewinner: Red Bull
Bei Rekorden kennt sich Max Verstappens Team aus. Die Bullen erreichen in Silverstone den nächsten Meilenstein. Dank des Triumphs von Verstappen fährt Red Bull saisonübergreifend den elften Sieg in Folge ein. Auch das bedeutet: Einstellung der Bestmarke. Die hat übrigens McLaren 1988 aufgestellt. Beim Rennen in Silverstone beweist aber nicht nur Verstappen seine Extraklasse, sondern auch sein Teamkollege: Von Platz 16 gestartet, fräst sich Sergio Perez geradezu durchs Feld und wird am Ende Sechster.
Gewinner: Lando Norris
Der eigentliche Gewinner des Rennens heißt Lando Norris. Überzeugt auf jeder der 52 Runden und lässt seine Landsleute auf den Rängen ausflippen. Start gegen Verstappen gewonnen, Lewis Hamilton nach dem Re-Start in Schach gehalten. Der 23-Jährige legt sich vor heimischem Publikum mit den Größten an – und besteht den Test. Sein erster Grand-Prix-Sieg dürfte nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
Gewinner: Oscar Piastri
Mindestens ebenso überraschend wie sein Teamkollege auf Platz zwei rast Oscar Piastri in Silverstone auf den vierten Platz. Auch der Australier kommt sauber vom Start weg und kontrolliert Hamilton über weite Phasen des Rennens. Nur das Pech bei der Safety-Car-Phase, die der Engländer optimal für einen Boxenstopp nutzt, bringt den F1-Rookie um den eigentlich verdienten dritten Platz und das erste Podium.
Gewinner: McLaren
Was ist eigentlich in den letzten Wochen mit dem Team aus Woking passiert? In den ersten acht Rennen sammelt die Truppe von Zak Brown mickrige 17 Punkte. In den folgenden zwei Rennen in Österreich und Großbritannien sind es 42! Ja, die Kurse in Spielberg und Silverstone mit ihren schnellen Kurven liegen den orangen Fahrern offensichtlich mehr als die zuvor. Trotzdem muss man die Vorteile erst einmal so eiskalt ausnutzen. In Budapest in zwei Wochen sollte man von McLaren aber keine Wunderdinge erwarten. Dann ist die Formel 1 auf dem Mickey-Mouse-Kurs mit den langsamen Kurven zu Gast.
Gewinner: Lewis Hamilton
Zum dritten Mal in vier Rennen auf dem Podium: Der Rekord-Champion setzt auch in der Heimat seinen positiven Trend fort. Mit Platz drei holt der 38-Jährige das absolute Optimum heraus – wohlgemerkt von Start-Position sieben. Mit all seiner Erfahrung lässt er das Ferrari-Duo alt aussehen und profitiert dann von einer Safety-Car-Phase in der zweiten Rennhälfte. Das Glück des Tüchtigen!
Gewinner: Alex Albon
Alex Albon ist das Gesicht des zarten, aber stetigen Aufschwungs beim Traditionsteam Williams. Der 27-Jährige fährt in Silverstone auf Rang acht und damit schon das dritte Mal in dieser Saison in die Punkteränge. Besonders bemerkenswert: Auf dem Silverstone Circuit schafft es Albon, den Angriffen der beiden Ferrari-Piloten stand zu halten und sowohl Charles Leclerc als auch Carlos Sainz hinter sich zu lassen.
Verlierer: Ferrari
Die Scuderia kommt auch in England nicht aus dem Quark. Besonders verheerend ist dabei wieder einmal die Vorstellung im Rennen. Nach Platz vier und fünf im Qualifying kommen Leclerc und Sainz am Sonntag nicht aus den Pötten. Dazu wird offenbart, dass Ferrari vor allem mit dem harten Reifen riesige Probleme hat. Die Saison ist für die Roten schon vor der Halbzeit so gut wie gelaufen.
Verlierer: Carlos Sainz
Die personifizierte Misere bei Ferrari am Sonntag. Lässt sich in Runde 44 durch ein zugegebenermaßen recht ruppiges Manöver von Sergio Perez komplett aus dem Konzept bringen - und innerhalb weniger Meter auch noch von Albon und dem eigenen Teamkollegen überholen. Den Spott gibt es umsonst noch obendrauf. "Das ist peinlich. Da muss man mal das Hirn einschalten", lästert "Sky"-Experte Ralf Schumacher am Mikrofon.
Verlierer: Alpine
Bei den Franzosen ist der Wurm drin. Esteban Ocon muss schon nach neun Runden seinen Boliden abstellen. Der Grund: Hydraulik-Probleme. Für Pierre Gasly ist sechs Runden vor dem Ziel ebenfalls Schluss - nach der Rambo-Attacke von Lance Stroll allerdings unverschuldet. Dennoch schauen die Alpine-Bosse in Silverstone ganz besonders neidisch zu McLaren. Die haben ihnen vor der Saison Piastri weggeschnappt, obwohl der 22-Jährige schon als Ersatz für Fernando Alonso vermeldet wurde.
Verlierer: AlphaTauri
"Alpha traurig" würde in diesen Tagen wohl besser zum Schwester-Team von Red Bull passen. So weit wie jetzt lagen die Nachwuchs-Bullen noch nie hinter dem Original. Mit kümmerlichen zwei Punkten ziert AlphaTauri das Ende der Konstrukteurs-Wertung. Warum das so ist, offenbart der Briten-GP schonungslos. Beide Autos kommen zwar ins Ziel – aber erst dann, wenn der große Bruder Max schon die ersten Glückwünsche entgegennimmt. Yuki Tsunoda und Nyck de Vries haben mehr als eine halbe Minute Rückstand.
Verlierer: Lance Stroll
Ein insgesamt enttäuschendes Rennen für Aston Martin, die bislang in dieser Saison so überzeugen. Doch während Fernando Alonso wenigstens noch als Siebter locker in die Punkte fährt, rauscht Teamkollege Stroll dem armen Gasly ins Auto. Die Folge: Fünf-Sekunden-Strafe und damit nur noch 14. statt 13 - lief in dieser Saison schon mal besser für den Kanadier.
Verlierer: Nico Hülkenberg
So richtig drin ist der einzig verbliebene deutsche Formel-1-Pilot immer noch nicht in dieser Saison. Nach einem verheißungsvollen elften Platz im Qualifying gab es für Nico Hülkenberg einmal mehr die Ernüchterung im Rennen. Verbremst sich schon früh und verliert daraufhin einen Teil des Frontflügels. Die Folge: Ungeplanter Boxenstopp und einsame Runden als Letzter. Besser wird es erst nach der Safety-Car-Phase, als er wieder ein paar Positionen gut macht. Die Punkteränge aber bleiben dennoch unerreichbar.
Verlierer: Haas
Auch Hülks Team macht in Silverstone keinen guten Eindruck, um das mal diplomatisch auszudrücken. Leidtragender: Kevin Magnussen. Der bemitleidenswerte Däne muss schon im Qualifying nach einem technischen Defekt die Segel streichen. Im Rennen kommt es dann noch heftiger: kapitaler Motorplatzer, sein Auto fängt Feuer. Immerhin übersteht Magnussen das Wochenende unverletzt.