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Motorsport Formel 1

Alpine bestätigt Famin-Aus: Neuer F1-Teamchef nach der Sommerpause

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© Motorsport Images

Bruno Famin wird sein Amt als Teamchef des Formel-1-Rennstalls Alpine niederlegen, das haben sowohl das Team als auch der Franzose selbst am Freitagnachmittag in Spa-Francorchamps bestätigt. Famin wird den Posten Ende August räumen und sich dann um andere Motorsportaktivitäten der Renault-Gruppe in Viry-Chatillon kümmern.

Famin war vor genau einem Jahr zum Übergangs-Teamchef bei Alpine ernannt worden und folgte auf Otmar Szafnauer, der nach dem Wochenende in Belgien gehen musste. Damals saß Famin in der Pressekonferenz und erklärte alles über diesen Schritt - und genau auf dem gleichen Sofa musste er nun seinen Abschied verkünden.

Wer Nachfolger von Famin an der Spitze des Formel-1-Rennstalls wird, will Alpine in naher Zukunft verkünden. Gerüchte im Fahrerlager deuten aber auf Oliver Oakes hin, der aktuell das Team Hitech in der Formel 2 und Formel 3 leitet.

Famin selbst wird auch nach seinem Abgang als Teamchef weiter für Alpine arbeiten und verantwortlich für die Motorenfabrik in Viry-Chatillon sein - was er auch zuvor schon gemacht hatte. Allerdings stehen derzeit große Fragezeichen über der Zukunft des Werkes, weil Renault derzeit evaluiert, ob man ab 2026 nicht als Kundenteam weitermachen möchte.

Zudem wird Famin weiterhin für andere Motorsportaktivitäten der Renault-Gruppe verantwortlich sein, darunter das Hypercar-Projekt in der Langstrecken-WM WEC sowie das Formel-E-Projekt von Nissan.

Famin: Keine Probleme mit Flavio Briatore

Im Hinblick auf die Umstrukturierungen, die auf das Werk in Viry zukommen, sei es "für das Unternehmen viel nützlicher, wenn ich meine Zeit auf die Aktivitäten in Viry konzentrieren würde", betont Famin bezüglich seiner neuen Rolle. "Denn es wird für alle Viry-Mitarbeiter eine große Auswirkung haben - falls es bestätigt wird."

Dann unterstreicht der Franzose die großen Fortschritte, die man trotz des Motors, der "nicht ganz zu den besten gehört" gemacht habe. "All die Leute sind sehr engagiert, sehr professionell und sehr talentiert", sagt er. "Und ich denke, dass es all die Leute wert sind, dass wir ihnen die notwendige Zeit in diesem Projekt widmen, das gewaltig ist."

Gerüchte über Spannungen mit dem neuen Berater Flavio Briatore wischt er beiseite: "Ich habe kein Problem mit Flavio", sagt Famin - ohne auf den Italiener angesprochen zu werden. "In der kurzen Zeit, die wir zusammen verbracht haben, hatte ich absolut kein Problem mit ihm. Jeder kennt ihn. Er hat seine Methoden und er hat seine Ziele. Und ich habe kein Problem."

"Aber ich denke, es wird auf dieser Seite klarer, wenn ich meine Rolle als F1-Teamchef von Alpine abgebe", meint er. "Ab dem 1. September werde ich mich voll und ganz den Aktivitäten in Viry-Chatillon widmen."

Famin bestätigt: Alpine plant in Viry komplett um

Und genau dort steht in Zukunft auch ein größerer Umbruch an, über den Famin in der Pressekonferenz ebenfalls gesprochen hat. Der Franzose bestätigt, dass es Gespräche darüber gibt, das Motorenprojekt in der Formel 1 einzustampfen, um andere Ziele zu verfolgen.

"Wir haben ein Projekt präsentiert, und dieses Projekt ist nicht die Power-Unit", sagt er. "Das Projekt ist viel größer als das. Es ist ein Umwandlungsprojekt auf dem Niveau der Marke Alpine."

Er spricht über neue Fahrzeugmodelle mit "High-End-Technologie" und Ambitionen, die Marke weiter aufzubauen und außerhalb Frankreichs bekannter zu machen. Und dafür müsse man Ressourcen von einer Seite auf die andere verschieben.

"Und eine Seite ist die Entwicklung der Power-Unit in der Formel 1. Und diese Ressourcen und Fähigkeiten sollen neue Technologien für die Marke und die neuen Produkte der Marke entwickeln. Und eine Konsequenz dieses Projektes, wenn es angenommen wird, wäre dann, dass das Formel-1-Team eine Power-Unit kauft anstatt eine eigene zu entwickeln", so Famin.

"Und dann hätten wir mehr Ressourcen, um die Marke zu entwickeln, und einen anderen Motor, mit dem das Formel-1-Team fahren würde."

Kein Stellenabbau in der Fabrik

Famin verspricht dabei aber, dass jeder einzelne Mitarbeiter in der Formel-1-Fabrik einen neuen Job angeboten bekommt. "Es wird keine Entlassungen geben. Wir tun alles, das wir können, um diesen schwierigen Moment so schmerzlos wie möglich zu machen. Aber wir wissen, dass das nicht einfach ist."

Derzeit wird Mercedes als möglicher Motorenhersteller mit Alpine in Verbindung gebracht, doch eine endgültige Entscheidung lässt noch etwas auf sich warten - auch wenn Famin im Hinblick auf 2026 eine schnellstmögliche Entscheidung anstrebt.

"Natürlich sprechen wir mit verschiedenen Power-Unit-Herstellern", bestätigt der Franzose, "aber aktuell ist natürlich noch nichts fix, weil wir dem Projekt folgen müssen. Wir haben in Frankreich strikte Gesetze, denen wir folgen müssen, und können bis zum Ende dieses Prozesses keine Entscheidung treffen."

Warum eigene Motoren kein Vorteil mehr sind

Bislang hatte das Renault-Team immer auf eigene Motoren beharrt, weil das einen Vorteil gegenüber Kundenantrieben bringen soll. Aus dem gleichen Grund war auch McLaren vor einigen Jahren eine exklusive Kooperation mit Honda eingegangen. Mittlerweile hat sich McLaren aber von der Meinung gelöst - und anscheinend auch Renault.

"Es gibt ein bisschen Potenzial bei der Entwicklung der Integration", sagt Famin über die Vorteile, "aber theoretisch sind wir damit schon am Ende angelangt, weil alle Hersteller schon sehr früh und sehr eng im Projekt mit den Teams arbeiten und die Integration unglaublich optimiert ist."

"Und wenn wir einen Motor von Ferrari oder Mercedes nehmen, dann bin ich sicher, dass die Integration, das Packaging, schon sehr, sehr gut sein wird."

Kein Vorbote für Formel-1-Ausstieg

Für viele ist die Ankündigung, das Motorenprojekt aufzugeben, aber auch der nächste Schritt in Richtung Ausstieg aus der Formel 1. Denn der wird dem erfolglosen Rennstall, der seinen Zielen seit Jahren hinterherjagt, immer wieder nachgesagt. Doch das möchte Famin kategorisch ausschließen.

"Nein, das Formel-1-Projekt bleibt ein wichtiges Projekt für die Marke Alpine", stellt er klar. "Dank der Formel 1 wollen wir die Markenbekanntschaft global entwickeln. Wir verlagern nur die Ressourcen, um unsere Marke besser zu entwickeln - immer basierend auf den Säulen des Motorsports und in erster Linie der Formel 1."

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