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Motorsport Formel 1

Aston Martin: Muss Adrian Newey die Saison 2025 retten?

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© Getty Images

Technik-Guru Adrian Newey hat erst im März seine Arbeit bei Aston Martin aufgenommen - mit dem klaren Ziel, sich sofort der Entwicklung für das neue Formel-1-Reglement 2026 zu widmen. Doch angesichts des holprigen Saisonstarts 2025 könnte dieser Plan schon bald über den Haufen geworfen werden.

Denn Milliardäre gelten nicht als geduldige Zeitgenossen. In früheren Inkarnationen des Teams war personelle Kontinuität ein Markenzeichen, selbst wenn sich die Besitzer abwechselten. Doch unter Lawrence Stroll hätte man besser gleich eine Drehtür in das neue, prunkvolle Technikzentrum einbauen sollen.

Seit der Umbenennung in Aston Martin kämpft das Team weiter - mit wenig Erfolg, dafür mit vielen personellen Wechseln. Im Juli 2024 wurde die Verpflichtung von Enrico Cardile als Technischer Direktor bekannt gegeben. Während er sich noch in Freistellung befindet, wurde die Technikabteilung bereits mindestens zweimal umstrukturiert. Ferrari versucht derweil weiter, Cardiles Start zu verzögern.

In der Zwischenzeit wurde Adrian Newey auf eine Position berufen, die in der Teamhierarchie noch über dem Technischen Direktor angesiedelt ist. Als er im März bei Aston Martins Campus zum ersten Mal einstempelte, machte er deutlich: Das Team kennenlernen und sich auf das Reglement 2026 konzentrieren - das habe Priorität.

Schon bei seinen Wechseln zu McLaren und Red Bull hatte er sich bewusst aus der Weiterentwicklung der aktuellen Autos herausgehalten. Doch angesichts des schwachen Saisonstarts könnte das diesmal nicht möglich sein.

Bisher keine Erfolgserlebnisse für Aston Martin

In Australien schieden beide Aston Martin in Q2 aus. Lance Strolls sechster Platz linderte den Frust über Fernando Alonsos Unfall zumindest etwas. Beim Großen Preis von China verlief das Wochenende ähnlich: null Punkte im Sprint, Stroll wurde abgeschlagener Neunter, Alonso schied mit Bremsversagen aus dem Mittelfeld aus.

In Japan wurde Stroll Letzter im Qualifying und im Rennen, überrundet und ohne funktionierende Strategie auf den Soft-Reifen. Alonso schaffte es zwar in Q3, doch das Auto verhielt sich plötzlich wie ein bockendes Rodeopferd.

"Wir sind eigentlich nicht schnell genug für die Top 10", sagte Alonso nach Platz elf. "Ich glaube, wir sind nicht mal schnell genug für die Top 18. Dass ich Elfter wurde, ist ein kleines Wunder. Denn das Auto war über das ganze Rennen hinweg ziemlich konstant. Es hatte einfach keinen Grip. Wir haben auch das langsamste Auto auf den Geraden."

Der Aston Martin AMR25 ist nicht gut genug

Übertreibung ist zwar eine Spezialität Alonsos, doch hier hatte er wohl recht. Zwar war Gabriel Bortoletos Sauber im Qualifying der langsamste Rennwagen auf der Geraden und Jack Doohans Alpine im Rennen noch langsamer, aber beide Aston Martin waren kaum schneller - und im Vergleich zu George Russells Mercedes, dem schnellsten Auto, lagen sie über 8 km/h zurück. Dieses Bild hatte sich schon davor gezeigt, wenn auch nicht ganz so extrem.

Alles deutet also darauf hin, dass dem AMR25 die aerodynamische Effizienz fehlt. Das Team scheint sich zwischen Geradeausgeschwindigkeit und Kurvengrip entscheiden zu müssen. Hinzu kommt eine große Empfindlichkeit gegenüber Wind - ein Umstand, der laut Team zum Ausrutscher von Alonso ins Kiesbett der Degner-Kurve beitrug.

Laut Informationen von Motorsport-Total.com sind die Montage im Werk nach enttäuschenden Rennwochenenden unangenehm - wenn Lawrence Stroll seinem Ärger Luft macht. Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Newey in die Richtung des kränkelnden 2025er-Projekts geschoben wird.

Wie Newey über bestehende Fahrzeuge denkt

Welche Rolle er dabei spielen wird, ist unklar. Die Formel-1-Technik folgt nicht den Gesetzen der afrikanischen Savanne, wo der neue Löwenführer erst mal die Jungen seines Vorgängers tötet.

Newey erklärte 2007 in einem Interview, dass er bei Red Bull 2006 erst einmal das bestehende Auto verstehen wollte, bevor er sich mit voller Energie einem neuen Entwurf widmete.

In seiner Autobiografie äußerte er sich noch schärfer: Statt das Red-Bull-Auto zu verbessern, nutzte er ein McLaren-Konzept als Grundlage - weil der bestehende RB2 überhitzt, wenig Abtrieb hatte, schlecht zu fahren war und ein unzuverlässiges Getriebe besaß. "Abgesehen davon war er okay!", schrieb Newey süffisant.

Als 1997 ein Rechtsstreit mit Williams um seine Freistellung beendet war, wurde er sofort zum Ungarn-Grand-Prix geschickt, um beim bestehenden Auto zu helfen - obwohl er lieber gleich mit dem neuen Auto begonnen hätte. Damals empfahl er weichere Federn und zog sich danach schnellstmöglich an das Zeichenbrett zurück.

Wissen, wann man verloren hat

Genau hier liegt das Problem bei Aston Martin: Adrian Newey ist ein kreativer Visionär - ihn mit der Weiterentwicklung eines möglicherweise von Grund auf fehlerhaften Konzepts zu beschäftigen, wäre eine Verschwendung seines Talents.

"Ich versuche immer, mit Leidenschaft zu zeichnen", schrieb er in seiner Autobiografie. "Mit anderen Worten: Ich muss glauben, dass das, was ich zeichne, der nächste Fortschritt ist. Wenn ich nicht an das glaube, was ich zeichne, hat es nie funktioniert."

"Die Schwierigkeit besteht immer darin, ehrlich zu sich selbst zu sein - zu wissen, wann man aufhören sollte, das sprichwörtliche tote Pferd zu prügeln, und sich etwas Neuem zuzuwenden. Oft sehe ich Kollegen, die viel zu lange an offensichtlichen Sackgassen festhalten."

Vielleicht wäre es für Aston Martin langfristig besser, den AMR25 als ein totes Pferd zu akzeptieren - und Neweys gewaltige kreative Energie voll und ganz auf das neue Reglement zu konzentrieren. Doch das würde eine Geduld erfordern, die an der Spitze des Teams offenbar Mangelware ist.

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