Motorsport Formel 1
Ayao Komatsu: Möchte Haas führen und kein Mikromanagement machen
Die Ära Günther Steiner bei Haas ist vorbei und der US-Rennstall hat mit Ayao Komatsu einen internen Nachfolger für die Rolle des Teamchefs bestimmt. Der Formel-1-erfahrene Japaner kommt aus dem Kern des Rennstalls und war lange für die Ingenieure an der Strecke verantwortlich. Als Experte auf diesem Gebiet kennt er die Arbeit seiner Mitarbeiter wie seine Westentasche, doch das könnte auch Probleme mit sich bringen.
Mikromanagement beschreibt die Detailorientierung der Führungskraft, die aufgrund ihres Wissens den Mitarbeitern nicht vertraut. Genau das will Komatsu bei Haas vermeiden, auch wenn er weiß, welche Herausforderung auf ihn zukommt. "Ich bin mir dessen bewusst", sagt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Während der Tests musste ich mich zurückhalten, mich in bestimmte Diskussionen einzumischen."
Doch das war bei den Testfahrten vor dem Saisonauftakt in Bahrain keine Einbahnstraße, denn auch die Mitarbeiter mussten sich an die neuen Kommunikationswege gewöhnen, was nicht immer perfekt klappte. "Für sie war es normal, mit mir über bestimmte Entscheidungen zu sprechen", sagt der Japaner. "Ich erinnere sie dann immer daran, mit wem sie jetzt darüber kommunizieren müssen."
Offene Kommunikation und vollsten Vertrauen
Komatsu will über die Entscheidungen seiner Ingenieure informiert sein, denn nur so kann er selbst "die richtigen Entscheidungen" treffen. "Aber ich sollte nicht die täglichen Entscheidungen treffen. Dafür habe ich Leute, denen ich vertraue, und nur so werden sie besser", sagt der Japaner, der mit seinem Führungsstil ein Vorbild für seine Mitarbeiter sein will.
"Ich muss Klarheit darüber haben, was wir als Team tun", fährt Komatsu fort. "Außerdem möchte ich mit jedem Einzelnen gut kommunizieren. Ich mache kein Mikromanagement, weil ich meinen Mitarbeitern vertraue. Ich habe die richtigen Leute an den richtigen Stellen und motiviere sie."
Als Teamchef muss sich Komatsu auch den Medien stellen, eine neue Aufgabe, die der Japaner meistern muss. "Ich will da konstant sein, denn das lesen auch die Mitarbeiter", sagt er. "Wenn ich im Internet etwas anderes sage als im Unternehmen, ist das verwirrend. Ich möchte auch erst mit dem Team kommunizieren und dann mit den Medien."
Haas möchte sich im Mittelfeld etablieren
Mit diesem Führungsstil will Komatsu die Leistung von Haas steigern und die rote Laterne in der Königsklasse abgeben. Den ersten Meilenstein erreichte das Team beim Saisonauftakt in Bahrain, als es Nico Hülkenberg ins Q3 des Qualifyings schaffte. Im Rennen kollidierte Hülkenberg beim Start und musste die Box ansteuern, um sich eine neue Nase zu holen. Kevin Magnussen kam als Zwölfter ins Ziel und zeigte eine solide Pace.
"Ich hätte nicht gedacht, dass wir in diesem Jahr gleich beim ersten Rennen um Punkte kämpfen würden", so Komatsu. "Unser Ziel war es, beide Autos in Q2 zu bringen, und das haben wir geschafft. Nico war in Q2 sehr gut, auch in Q3. Aber wir haben keine neuen Reifen benutzt, weil wir sie für das Rennen brauchten."
"Leider hatte er keinen guten Start, denn das Rennen war für ihn schon in Kurve 1 vorbei", fährt der Haas-Teamchef fort. Dennoch sorgte Magnussens Pace in Bahrain für gute Stimmung im Team. "Wir haben gesehen, dass wir dieses Jahr im Mittelfeld mitfahren können. Es muss alles perfekt laufen, und das war heute nicht der Fall, um Punkte zu holen. Insgesamt war es aber sehr positiv."
Schwächen bei schnellen Kurven?
Laut Komatsu verrät die Strecke in Bahrain viel über die Schwächen eines Formel-1-Autos, weshalb er mit der Leistung seiner Fahrer zufrieden ist. "Wenn wir auf eine Strecke wie Suzuka kommen, wo es mehr schnelle Kurven gibt, wird es anders aussehen", sagt er. "Dort werden wir sicherlich mehr Probleme haben."
Haas erwartet ein schwieriges Rennwochenende in Saudi-Arabien, das genau eine Woche nach dem Saisonauftakt stattfindet. Die Streckencharakteristik scheint dem Auto der Amerikaner nicht zu liegen. "Aber wenn wir die Konkurrenz jetzt mit der vor zwölf Monaten vergleichen, dann sind wir eher bei der Musik", so Komatsu weiter. "Wir können mithalten!"
Haas hat erst spät mit der Entwicklung seines Autos begonnen, weshalb Komatsu einen Rückstand auf die direkten Konkurrenten erwartet. Dazu zählen Sauber, Racing Bulls und Williams. "Wir waren spät dran, warum hätte ich also erwarten sollen, dass wir die anderen schlagen können? Zum Glück scheinen wir einen besseren Job gemacht zu haben als die anderen Teams."
"Aber das kann ich nicht akzeptieren", stellt Komatsu klar. "Für mich ist das fast schon respektlos gegenüber den anderen. Ich habe erwartet, dass unser Auto hier in Bahrain ganz hinten sein würde, also muss man wirklich aggressiv entwickeln. Wir lernen, das Auto zu verstehen und werden einige andere Richtungen einschlagen. Aber das wird nicht früh in der Saison passieren."