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Motorsport Formel 1

Ayao Komatsu: Partnerschaft mit Ferrari bleibt trotz Toyota-Deal

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© TOYOTA GAZOO Racing

Haas-Teamchef Ayao Komatsu betont, dass die neue Partnerschaft seines Teams mit Toyota nichts an der Zusammenarbeit mit Ferrari ändern wird und diese auch nicht ersetzen soll. Stattdessen soll der Deal, der als technische Partnerschaft verkündet wurde, zusätzlich laufen und Haas weiter stärken.

"Wie alle wissen, sind wir das kleinste Team auf dem Grid, und uns fehlen gewisse Ressourcen und die Hardware-Kapazitäten, um gewisse Dinge zu verstehen", sagt der Japaner. Daher sei man auf der Suche nach einem Partner gewesen, der diese Ressourcen und Hardware besitzt und auch weiß, wie man sie einsetzen muss.

"Und Toyota Gazoo gibt uns genau das", stellt er klar. "Sie haben eine großartige Anlage in Köln, die wir nutzen können, und wir werden einige Aktivitäten wie Simulator und TPC (Testfahrten mit alten Autos; Anm. d. Red.) durch diese Zusammenarbeit starten können."

Bislang war aber immer Ferrari der große Partner von Haas und half den Amerikanern seit deren Formel-1-Einstieg 2016 aus. Das soll auch so bleiben. "Um das klarzustellen: Unsere Partnerschaft mit Toyota wird die Partnerschaft mit Ferrari nicht ersetzen", sagt Komatsu.

"Die Partnerschaft von Ferrari und Haas ist die Grundlage und wird sie auch bleiben, und die neue Partnerschaft wird nichts davon wegnehmen", so der Japaner. "Stattdessen wird sie die grundlegende Partnerschaft mit Ferrari noch verbessern."

Weiter Zusammenarbeit mit Ferrari, aber ...

Das heißt, Haas wird weiterhin die Anlagen inklusive Windkanal in Maranello nutzen, wie es bisher auch der Fall war. Auch will man weiter Motor, Getriebe und weitere Teile von der Scuderia beziehen - der Vertrag wurde erst in diesem Jahr bis 2028 verlängert.

Aber: Komatsu sagt, dass Haas anfangen möchte, einige Teile selbst herzustellen, zu testen und die eigene Arbeit zu simulieren - ob das in Maranello oder im eigenen Werk in Banbury sein wird, müsse man aber erst noch sehen.

"Was wir von Ferrari bekommen, ist fantastisch", betont Komatsu. "Das ist die Basis von Haas, aber die Bereiche, in denen Toyota uns helfen kann, liegen außerhalb davon."

Die neue Vereinbarung wurde auch im Vorfeld mit Ferrari besprochen und von ihnen abgesegnet. "Wir haben ein klares Verständnis davon, welches Engagement wir in welchem Bereich haben und wie wir das geistige Eigentum beider Unternehmen schützen müssen", so der Teamchef.

Ein weiterer wichtiger Partner von Haas ist Dallara, die bislang das Chassis des Teams gebaut haben. Hat der Deal von Toyota darauf Einfluss? "Wir werden besprechen, bei welchen Parametern wir weiter mit Dallara arbeiten werden und bei welchen wir mit Toyota arbeiten werden", sagt Komatsu. "Aber wir werden koexistieren. Es geht nicht darum, sich gegenseitig zu ersetzen."

Bald eigener Simulator in Banbury

Was für Haas in Zukunft aber ein großer Fortschritt sein wird, ist die Nutzung eines Simulators, denn einen eigenen hatte man in der hauseigenen Fabrik in Banbury nicht. Der einzige Zugang zu einem Simulator war in Maranello, den man aber nur sporadisch nutzen konnte - vor allem im Winter.

"Während der Saison ist es ziemlich limitiert, was wir im Simulator machen können", verrät Komatsu. Das liegt zum Teil auch an den geringen personellen Ressourcen. "Wenn wir eine Simulatorsession in Italien machen wollen, dann kann ich nicht meine Jungs in Großbritannien fragen, ob sie neben 24 Rennen noch weitere zehn Wochen in Italien im Simulator verbringen wollen."

Ein eigener Simulator in Banbury würde da natürlich helfen. Der wird aber nicht bis zum Saisonstart im kommenden Jahr fertig sein, ist aber kurzfristig in Planung. Bis dahin wird Haas weiterhin auf die Ferrari-Anlagen zurückgreifen, wie es bisher schon der Fall war.

Oliver Bearman, der im kommenden Jahr Stammfahrer bei Haas werden wird, ist ohnehin öfters in Maranello im Simulator unterwegs gewesen, da er gleichzeitig auch noch Ferrari-Junior ist. Dabei habe er aber auch Aero-Entwicklung für Haas betrieben. "Um etwas Konstanz zu behalten, wird Ollie weitermachen wie bisher, aber Ollie wird auch im Simulator in Banbury sitzen", so Komatsu.

"Und natürlich wird auch Esteban [Ocon] im Banbury-Simulator fahren, sobald er läuft. Und das bringt uns zusätzlichen Wert. Es nimmt also nichts von dem weg, was wir in Maranello machen, sondern wir können es jetzt auch in Banbury machen", sagt der Teamchef. "Es erhöht den Wert von dem, was wir jetzt schon machen, und bringt eine neue Dimension."

Keine Probleme mit Budgetgrenze erwartet

Eine Frage, die bei den neuen Verstrickungen mit Toyota aufkommt, ist auch die Frage nach der Budgetgrenze. Lässt sich die Kooperation mit den Japanern sinnvoll trennen, sodass die FIA genau weiß, welche Kosten dem Formel-1-Projekt zugerechnet werden müssen?

"Ich glaube nicht, dass es sehr kompliziert wird", winkt Komatsu ab. "Die Mechanik ist nicht viel anders als mit Ferrari und Dallara."

Statt Ferrari und Dallara um Teile zu bitten, fragt man eben nun bei Toyota an. "Wenn wir Toyota bitten, einen Frontflügel zu machen, dann bezahlen wir dafür, aber es kommt aus diesem Sponsorengeld. Wenn wir einen Frontflügel bei Dallara machen, dann muss Mr. Haas (Teameigner Gene Haas; Anm. d. Red.) bezahlen, oder?"

"Die Geldquelle ist eine andere, aber die Mechanismen selbst sind im Grunde die gleiche", sagt Komatsu. "Ich denke nicht, dass es sehr kompliziert ist."

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