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Daniel Ricciardo gibt zu: Eigentlich interessiert ihn nur das Red-Bull-Cockpit!

  • Aktualisiert: 20.07.2023
  • 13:55 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Motorsport Images

Großer Andrang beim Termin von Daniel Ricciardo bei AlphaTauri: Wie er sich beim Test in Silverstone geschlagen hat und warum ihn Helmut Marko nostalgisch macht

Der Tisch, den das PR-Team von AlphaTauri für Daniel Ricciardos Medienrunde am Donnerstag am Hungaroring vorbereitet hatte, platzte aus allen Nähten, als der 34-Jährige zu Mittag seinen ersten öffentlichen Auftritt als Nachfolger von Nyck de Vries hatte. Unerwartet früh, denn dass der Fahrerwechsel bereits vor der Sommerpause vollzogen wurde, findet sogar Ricciardo selbst "unkonventionell".

Aber: "Red Bull ist eben ein bisschen unkonventionell, wie wir wissen", sagt der Australier, dessen Lächeln jetzt fast noch strahlender wirkt als sonst. In Silverstone habe er schon klingeln gehört, dass sich eine Chance ergeben könnte, "und danach ging es nur noch darum, wie der Test läuft und wie ich mich dabei fühle".

Beim Pirelli-Test in Silverstone ging es vor allem darum, auf der Rennstrecke zu bestätigen, was sich schon im Simulator angedeutet hatte, nämlich dass Ricciardo das Fahren nicht verlernt hat. Es ist noch gar nicht lang her, da meinte Helmut Marko noch, Ricciardo sei im Simulator messbar langsamer als Max Verstappen und Sergio Perez. Doch seither hat sich einiges getan.

"Ich wurde im Simulator immer besser - bis zu dem Punkt, dass Christian und Helmut wieder angefangen haben, an mich zu glauben", sagt Ricciardo. "Der Test war dann noch der letzte Haken, den ich setzen musste; dass ich beweise, dass ich das auch auf die Strecke übersetzen kann. Und das lief gut. Danach kamen sie zu mir und sagten: 'Du bist bereit. Let's do it!'"

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Comeback im schlechtesten Auto der Formel 1?

Dass das Comeback erfolgreich verlaufen wird, ist aber kein Selbstläufer. Yuki Tsunoda sagt, der AlphaTauri sei im Moment das langsamste Auto im Feld: "Wir sind definitiv nicht Achter. Vielleicht Neunter, eher Zehnter. Und das Silverstone-Update hat für mich keinen großen Unterschied gemacht. Vielleicht war der Schritt der anderen Teams größer als unserer."

Ricciardo gibt sich diesbezüglich keinen Illusionen hin: "Ich habe keinerlei Erwartungen", winkt er ab. "Ich bin sicher, das Auto hat seine Grenzen. Aber ich werde meine Erfahrung einsetzen, um dem Team zu helfen. Ich kann nicht sagen, was mein Ziel für dieses Wochenende ist. Ich werde einfach mein Bestes geben und hoffentlich mindestens eine Runde hinkriegen, auf die ich stolz sein kann."

Problematisch könnte sein, dass der AlphaTauri am Kurveneingang als schwierig gilt - genau jene Charakteristik, die Ricciardo bei McLaren das Genick gebrochen hat. Das ist ihm bewusst - aber er weiß auch: "Ich glaube, die vergangenen Jahre bin ich ein bisschen in die Falle getappt, dass ich mir selbst eingeredet habe: 'Das Auto liegt mir nicht, ich muss das und das ändern.'"

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Ricciardo: "War mein eigener größter Feind"

"Vielleicht war ich diesbezüglich mein eigener größter Feind. Mein erstes Qualifying bei McLaren war großartig. Da wusste ich noch nicht viel über das Auto. Da dachte ich nicht dran, welche Schwächen es vielleicht hat, sondern ich bin einfach gefahren. Aber fragt mich morgen wieder, wenn ich das Auto zum ersten Mal gefahren bin, wie es ist."

Bislang kennt er den AlphaTauri nur aus dem Simulator. Ricciardo ist klar: "Er wird sich sicher nicht so gut anfühlen wie der Red Bull, den ich vor einer Woche gefahren bin. Aber ich werde das so nehmen. Im Simulator war es okay. Es war ein Tag, und wir müssen jetzt schauen, was sich davon auf die Strecke übertragen lässt."

"In den vergangenen sechs Monaten hatte ich Zeit, ein bisschen über meine Karriere nachzudenken, und da kam ich auf ein paar Dinge, die ich heute anders machen würde. Vielleicht hätte ich darüber schon früher sprechen sollen. Hier bin ich einfach eingestiegen und gefahren und habe nicht nachgedacht. Es hat mir Spaß gemacht - und die Rundenzeiten waren sofort gut."

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Tsunoda von Ricciardos Simulatordaten beeindruckt

Tsunoda traut seinem Teamkollegen jedenfalls einen starken Einstand zu: "Ich sehe ja an den Daten, was er kann", so der Japaner - der die veränderte Fahrersituation bei Red Bull ganz pragmatisch sieht: "Einer von uns beiden wird langsamer sein, und der Langsamere wird es nicht zu Red Bull schaffen. Ganz einfach."

Auch Ricciardo macht keinen Hehl daraus, dass AlphaTauri nicht sein Wunsch-Zielhafen ist: "Der Traum ist das Red-Bull-Cockpit. Aber es ist nicht so, dass ich ein bestimmtes Ziel erreichen muss und dann bekomme ich es." Zumal Perez' Vertrag bis Ende 2024 läuft. Es müsste schon viel passieren, damit der Mexikaner früher rausfliegt.

Eigentlich wollte Ricciardo nur zu einem Topteam ...

Erstmal also AlphaTauri, und das ist insofern eine kleine Überraschung, als Ricciardo Ende 2022 stets klargestellt hat, dass er nur bei einem Topteam in die Formel 1 zurückkehren würde. Jetzt steigt er in jenes Auto ein, das Letzter in der Konstrukteurs-WM ist. Was sich geändert hat? "Ich habe die Freude am Fahren wiederentdeckt", lächelt er.

"Ich habe das schon im Simulator gespürt. Daher wollte ich beim Test sehen, ob es im Auto genauso ist, dass es das ist, was ich liebe - und ich kam schnell auf Zeit und fühlte mich gut. Das Red-Bull-Auto zu spüren war ziemlich aufregend. Nach allem, was die vergangenen Jahre passiert ist, wäre es aber sehr schwierig gewesen, direkt wieder ganz vorn einzusteigen."

"Irgendwann habe ich realisiert, dass es ein Prozess sein wird, wenn ich wieder zu Red Bull kommen sollte, und auf diesen Weg habe ich mich jetzt begeben. Vor sechs Monaten war ich noch nicht so weit. Aber durch die Auszeit habe ich mich neu verliebt, und ich bin wieder in einem Umfeld, das sich auch ein bisschen nostalgisch anfühlt."

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Enge Beziehung zu Helmut Marko

Was Ricciardo damit meint: "Ich habe eine lange Zeit in meiner Karriere bei Red Bull verbracht, auch in den Nachwuchsformeln. Wenn ich jetzt wieder öfter mit Helmut spreche, fühlt sich das so an, als sei ich wieder da, wo ich hingehöre. Als die Möglichkeit da war, habe ich sofort gesagt: 'Okay, lasst es uns versuchen!'"

Der Grand Prix von Ungarn, bei Hitze und auf einer Strecke, die kaum Luft zum Atmen lässt, wird aber auch körperlich eine Herausforderung. Ricciardo weiß: "Es ist eine anstrengende Strecke. Nach so langer Zeit ist klar, dass der Nacken steif ist. Ich werde sicher viel schwitzen. Aber dafür, dass ich so lang nicht gefahren bin, bin ich in der bestmöglichen Verfassung."