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Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Monza

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© AFP/SID/Gabriel BOUYS
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MAX VERSTAPPEN/RED BULL: Sechs Rennen ohne Sieg, der Rückstand auf der Strecke zu McLaren und Ferrari wird immer größer: Nun hat auch Max Verstappen genug von der Red-Bull-Krise, der Weltmeister verlangt Lösungen vom Team. Allein der erfolgreiche Start in die Saison konnte die leidige Affäre um Teamchef Christian Horner zeitweise überdecken. Nun sind einige der besten Ingenieure weg, das Auto ist nicht mehr dominant. Selbst ein Naturtalent wie Verstappen, der den RB20 am Sonntag als "Monster" bezeichnete, kann so nicht mehr seine Extraklasse ausspielen. Lösungen? Will das Team nun suchen. Ein konkreter Ansatz? Fehlanzeige. In der Konstrukteurs-WM dürfte Red Bull in dieser Form schon beim nächsten Rennen in Aserbaidschan von McLaren überholt werden, wenig später auch von Ferrari. Und auch Verstappens vierter Fahrertitel ist trotz weiter komfortabel erscheinenden 62 Punkten Vorsprung auf Lando Norris wohl in ernsthafter Gefahr. Allerdings...

MCLAREN: So richtig entschlossen, sich den Fahrertitel zu holen, scheint die McLaren-Teamführung nicht zu sein. In Monza nämlich verzichtete der Kommandostand erneut auf einen Platztausch zwischen dem WM-Vierten Oscar Piastri und dem ersten Verstappen-Verfolger Lando Norris, sie kamen auf den Plätzen zwei und drei ins Ziel. Das ist ehrenwert und selten in diesen Zeiten, für den Briten Norris aber wird der Gewinn der WM so natürlich erschwert. Mit zwei Tauschmanövern in Budapest, wo Piastri seinen ersten Grand-Prix-Sieg feierte, und in Monza wäre er zehn Punkte näher dran an Verstappen - wenn das am Saisonende den Ausschlag gibt... Die Bosse Zak Brown und Andrea Stella stellen stets das Teamergebnis in den Vordergrund. Zu ihrer Philosophie gehört auch, dass sich beide Fahrer auf der Strecke bekämpfen dürfen, solange sie sich nicht berühren und den Erfolg des Teams schmälern. Bislang gelingt das, doch in Monza wurde es wirklich eng: Norris war über das resolute Überholmanöver von Piastri in der ersten Runde nicht glücklich, im Nachgang gab er zu Protokoll, nur durch sein Zurückziehen sei ein Crash verhindert worden: "Wir hätten in der Kurve locker beide rausfliegen können, wenn ich noch einen Meter später gebremst hätte." Auf diese Weise haben in der Formel 1 schon oft erbitterte Rivalitäten begonnen.

FERRARI: Der lachende Dritte war am Sonntag das Team, wegen dem der Großteil der Fans in den Königlichen Park gekommen war. Ferrari ging praktisch alles oder nichts und wurde durch den Heimsieg belohnt. Es ist fast ein Treppenwitz, dass der Rennstall aus Maranello, der für dilettantische Entscheidungen und unnötige Fehler berühmt-berüchtigt ist, ausgerechnet über eine tollkühne Ein-Stopp-Strategie zum dritten Saisonsieg kam. So lebt auf einmal gar wieder der Traum von der ersten Team-WM seit 16 Jahren - auch wenn Sieger Charles Leclerc zurecht darauf hinwies, dass die Rennen zuvor eher ernüchternd verlaufen waren und die Scuderia nicht jede Woche ein Siegkandidat sein dürfte.

MERCEDES: Am Renntag schlüpfte Mercedes in die ungeliebte Nebenrolle. Viel ging nicht, Rekordweltmeister Lewis Hamilton etwa fuhr ein unauffälliges letztes Italien-Rennen für den Stern, ehe ihm im kommenden Jahr in Monza als Ferrari-Pilot die Herzen der Tifosi zufliegen werden. Dafür gehörten dem Mercedes-Rennstall am Freitag und Samstag die Schlagzeilen. Erst flog der vielversprechende Teenager Andrea Kimi Antonelli in seinem ersten freien Training spektakulär ab, tags darauf erhielt er von Teamchef Toto Wolff das Vertrauen, dauerhaft in den Silberpfeil zu klettern: Der 18-jährige Antonelli übernimmt Hamiltons Cockpit 2025, der Plan sieht vor, dass dies nur ein Anfang ist. Wolff geht ins Risiko, und er versprüht große Freude über seinen eigenen Wagemut. Die Formel 1 profitiert auch, und zwar von einem frischen Gesicht, dem nicht wenige nachsagen, ein künftiger Weltmeister zu sein.

SPRUCH DES WOCHENENDES: "Letztes Jahr hatten wir ein großartiges Auto, das dominanteste Auto aller Zeiten, und wir haben es im Grunde in ein Monster verwandelt." (Max Verstappen nach Platz sechs)