Formel 1
Formel 1 - "Drastische Konsequenzen": Famin tobt nach Alpine-Crash, droht Ocon Rauswurf?
Jetzt ist richtig Feuer unterm Dach bei Alpine: Nach der teaminternen Kollision zwischen Esteban Ocon und Pierre Gasly in Runde eins des Monaco-Grand-Prix platzt Teamchef Bruno Famin der Kragen - für Verursacher Ocon kündigt er "drastische Konsequenzen" an.
Doch der Reihe nach: Während es auf der Startrunde im Hinterfeld zwischen Sergio Perez und den beiden Haas-Piloten heftig kracht, halten sich die Alpine-Stars zunächst aus allem Ärger aus.
Dann sieht Ocon in Portier jedoch ausgerechnet gegen Teamkollege Gasly eine Lücke, sticht hinein und es kommt zum Crash der beiden Franzosen.
Während Ocon durch die Luft katapultiert wird und das Rennen anschließend aufgeben muss, tobt Gasly am Funk.
"Was hat er getan! Was hat er getan? Warum hat er versucht mich zu attackieren? Oh mein Gott!", ist der 28-Jährige nach dem Kontakt fuchsteufelswild.
Ocon entschuldigt sich, Famin tobt
Unfallgegner Ocon entschuldigt sich wenig später kleinlaut und auch öffentlich, schreibt noch während des Rennens bei Twitter: "Der heutige Vorfall war mein Fehler, die Lücke war am Ende zu klein und dafür entschuldige ich mich beim Team. Ich hoffe heute auf ein verdientes Punkteergebnis für das Team."
Immerhin das klappt, bringt Gasly am Ende der Prozession in Monaco doch seinen zehnten Platz aus dem Qualifying ins Ziel. Vor dem Ärger seines Bosses rettet Ocon das allerdings nicht, denn Bruno Famin geht wegen des Verhaltens seines Fahrers in der Startrunde gewaltig die Hutschnur hoch:
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"Estebans Manöver war komplett unangebracht, es war genau das, was wir nicht sehen wollen. Wir werden daraus unsere Lehren ziehen", sagt der Alpine-Boss bei Canal+. Wie diese aussehen könnten, will Famin noch nicht verraten, stellt aber klar: "Wir werden drastische Maßnahmen ergreifen."
Pikant: Ocons Vertrag bei Alpine läuft mit Saisonende aus, zuletzt hatte er offen mit einem Abschied geliebäugelt und auch nicht mit Kritik an der Performance seines aktuellen Arbeitgebers gespart. Mit dem Vorfall in Monaco dürfte der 27-Jährige seine Karten in keinem Fall verbessert haben.
Für Famin ist das Resultat der teaminternen Fehde indes absolut inakzeptabel: "Wir haben viel Schaden am Auto, die linke Hinterradaufhängung ist verbogen, das Gehäuse des Getriebes ist beschädigt. Wir müssen das Getriebe wechseln, das ist viel Arbeit", listet Famin auf und schüttelt den Kopf: "Diese Art Vorfall ist traurig. Genau das, was wir nicht haben wollten."
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Strafe für Ocon: Fünf Plätze nach hinten in Montreal
Dass die Ereignisse ihn ebenfalls nicht kalt lassen, das offenbart nach dem frühen Aus dann auch Ocon. "Danke, dass du fragst, wie ich mich fühle. Okay ...", sagt ein angefressener Ocon auf die ersten Fragen zu seinem Crash, die sich gleich um die Schuldfrage drehen. In Bezug auf seinen physischen Zustand gibt er aber Entwarnung: "Mein Rücken sollte okay sein."
Mit Blick auf sein kurzes Rennen glaubt der Franzose: "Es ist einfach ein unglücklicher Vorfall. Natürlich nicht gut, das Auto so schnell abzustellen." Ocon verrät: "Wir haben noch versucht, das Auto in der Garage zu reparieren, aber leider war der Schaden zu groß und wir konnten nicht weiterfahren."
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Die erste Runde sei allgemein "chaotisch" gewesen, sagt Ocon und räumt ein: "Natürlich muss man aufpassen, aber wisst ihr, wir geben 120 Prozent, um zu versuchen in die Top 10 zu kommen. Das gilt für mich und für Pierre, das haben wir gestern schon gesehen, wo wir im Qualifying auch sehr ans Limit sind. Fehler passieren. So ist es halt."
Die Rennleitung sieht das, genauso wie Teamchef Famin, jedoch weit weniger entspannt: Sie macht Ocon wegen seines "überambitionierten Manövers" als Alleinschuldigen für den Crash aus und brummt ihm eine 10-Sekunden-Strafe auf.
Doppelt bitter: Weil Ocon diese wegen seines Ausfalls in Monaco nicht mehr absitzen kann, wird sie in eine Startplatzstrafe von fünf Positionen für das Rennen in Montreal umgewandelt. Zwei Strafpunkte auf die Superlizenz gibt es obendrein.
"Ich weiß nicht, ich habe es auch erst jetzt gesehen. Wirklich kein Kommentar", erklärt Ocon in Bezug auf seine Strafe. Gemeinsam mit dem Team werde er den Vorfall nun aufarbeiten: "Das machen wir üblicherweise immer, wir versuchen es immer beim nächsten Mal besser zu machen."
Ocon: Immer wieder Ärger mit den Teamkollegen
Fakt ist aber: Ocon und seine Teamkollegen, das ist in der Formel 1 eine Geschichte für sich. Schon mit Sergio Perez legte er sich zu Force-India-Zeiten an, mit Altmeister Fernando Alonso endete die gemeinsame Zeit ebenso im Unfrieden - teaminterne Berührungen gab es in beiden Fällen mehrere.
Auch mit Gasly gilt die Beziehung als schwierig, eigentlich schon seit Kartzeiten, kommen die beiden fast Gleichaltrigen doch aus derselben Region in Nordfrankreich und kämpfen gefühlt schon ihr ganzes Rennfahrerleben um ein und dasselbe Stück Asphalt - so wie am Sonntag vor dem Tunneleingang in Monte Carlo.
Obwohl sich die Gemüter gut zwei Stunden später wieder etwas beruhigt haben, konstatiert Gasly nach der Zieldurchfahrt: "Ich war echt geschockt, es war sehr unnötig. So eine Situation solltest du nie haben, vor allem nicht zwischen Teamkollegen."
Der Franzose stellt klar: "Hinter uns stehen über 200 Leute, die arbeiten sich alle den Arsch ab, um uns das bestmögliche Auto zu geben. Sie schauen sich das Rennen am Sonntag alle an, und so eine Situation sollten sie dann nicht sehen."
Gasly versteht's nicht: "Hatten klare Instruktionen"
Die Kollision in Portier findet Gasly deshalb "einfach traurig, und ich bin enttäuscht davon - vor allem, weil wir vor dem Rennen klare Instruktionen hatten, was zu tun ist: Wer auch immer im Qualifying vorne ist, dem sollte das hintere Auto im Rennen mit der Strategie helfen. Leider ist das nicht passiert", verrät der Alpine-Pilot.
Mit Teamchef Bruno Famin habe er wegen des ganzen Trubels noch nicht gesprochen, "aber wir müssen reden, denn das können wir uns echt nicht leisten", sagt Gasly mit Blick auf sein Team: "Besonders in so einer Saison, kann jeder Punkt am Ende des Jahres wirklich entscheidend sein. Da müssen wir sicherstellen, dass es nicht wieder passiert."
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Die bisherigen Appelle sind dabei scheinbar verpufft: "Wir sind uns ja schon paar Mal nahe gekommen, zu viele Male. Das müssen wir einfach klarstellen, denn wir waren heute nur ein paar Zentimeter davon entfernt, dass beide Autos in der Wand sind und ich bin eigentlich nur glücklich, dass ich die Ziellinie gesehen habe", sagt Gasly.
Dabei profitiert der Alpine-Pilot, der nach dem teaminternen Unfall einen Reifenschaden beklagte, wie etwa auch Ferraris Carlos Sainz vor allem von der von der Rennleitung ausgegebenen Startreihenfolge für den Restart.
Am Unverständnis für das Manöver Ocons ändert der glimpfliche Ausgang allerdings wenig, gibt Gasly doch zu bedenken: "Wir waren zu dem Zeitpunkt (der Kollision) auf Platz neun und Platz zehn, es gibt also absolut keinen Grund, zu riskieren, dass beide Autos rausfliegen. Aber nun kann man die Geschichte nicht mehr ändern."
Deswegen hält er auch nichts davon, nun blind auf seinen Teamkollegen draufzuhauen: "Das will ich nicht beantworten", sagt Gasly in Bezug auf Nachfragen zu Ocons Zukunft im Team, erklärt aber: "Er ist ein professioneller Fahrer. Du weißt, was du tun darfst und was nicht, vor allem mit dem Teamkollegen. Er ist ein sehr guter Fahrer, er weiß, was er tut. Er muss da einfach nur eine Veränderung vornehmen."
Sonst nimmt diese Veränderung vielleicht bald die Führungsetage von Alpine vor ...