Motorsport Formel 1
Drittes Standbein: Sauber plant neues Technikzentrum in Großbritannien
Sauber möchte vor dem Formel-1-Einstieg von Audi eine neue Basis in Großbritannien errichten, die noch in diesem Sommer eröffnet werden soll. Bislang operiert der Rennstall vom Schweizer Ort Hinwil aus und wird dort auch bleiben. Allerdings möchte man neben Hinwil und der Audi-Motorenfabrik in Neuburg noch einen dritten Standort.
Damit möchte man die Chancen erhöhen, talentierte Ingenieure anzuziehen und Mitarbeiter von Konkurrenzteams abwerben zu können, schließlich sind sieben der zehn Formel-1-Teams in Großbritannien beheimatet, sechs davon im groben Umfeld von Silverstone, wo auch Sauber dann eine Basis haben soll.
Neue Mitarbeiter könnten dann in Großbritannien bleiben und müssten nicht erst in die Schweiz oder nach Deutschland ziehen, was für das Team, das 2025 mit Nico Hülkenberg und Formel-2-Meister Gabriel Bortoleto antritt, bislang durchaus ein Wettbewerbsnachteil ist.
Wo das neue Zentrum im sogenannten "Motorsport Valley" entstehen soll, ist aber noch nicht entschieden. Als Optionen gelten laut Team aber unter anderem Silverstone, Milton Keynes und Bicester.
"Wir freuen uns, unser technisches Zentrum in Großbritannien einzurichten, um unsere Hauptstandorte in Hinwil und Neuburg zu ergänzen, die weiterhin unsere wichtigsten technischen Aktivitäten leiten und das größte Teamwachstum erfahren werden", sagt COO Mattia Binotto.
"Die Expansion nach Großbritannien ermöglicht es uns, nahe an einem der dynamischsten Motorsport-Ökosysteme der Welt zu bleiben", begründet der Italiener. "Unsere Vision ist es, ein starkes, kollaboratives Netzwerk zwischen Hinwil, Neuburg und Großbritannien zu schaffen, das Innovation und Leistung fördert."
Das britische Entwicklungszentrum wird nicht in den von der FIA für 2026 vorgeschlagenen Budgetgrenzenausgleich einbezogen, der vorsieht, dass das in der Schweiz ansässige Team aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten in der Schweiz von einem höheren Kostendeckel profitiert.
Sauber argumentiert seit langem, dass seine Personalkosten im Vergleich zu den konkurrierenden Teams in Großbritannien und Italien höher sind.
"Es ist unsere Verantwortung, fair zu sein", sagte FIA-Formelsport-Leiter Nikolas Tombazis beim Großen Preis der USA in Austin in der vergangenen Saison. "Es wurde uns klar, dass die Gehälter in bestimmten Ländern deutlich höher sind und die Lebenshaltungskosten in bestimmten Ländern viel höher sind."
"Ich sehe es selbst, ich lebe in Genf. Jedes Mal, wenn ich in den Supermarkt gehe, fällt es mir auf. Und wir waren der Meinung, dass ein Team, das in einem Land mit hohen Arbeitskosten wie der Schweiz ansässig ist, am Ende etwa 30 oder sogar 40 Prozent weniger Leute am Auto arbeiten lassen würde, was wir als grundlegend ungerecht empfanden."
"Wir haben beschlossen, dass dies entweder dazu führen könnte, dass wir versuchen, einige Schutzmaßnahmen aus regulatorischer Sicht zu ergreifen, oder es würde letztendlich bedeuten, dass Teams nicht arbeiten könnten und ein Team wie Sauber im Grunde schließen und in ein anderes Land umziehen müsste, was unserer Meinung nach nicht der richtige Weg für eine Weltmeisterschaft ist."