Motorsport Formel 1
"Dumme Idioten": Keine FIA-Untersuchung wegen Verstappen-Funk
Max Verstappen droht für seinen in der Wortwahl beleidigenden Funkspruch, mit dem er beim Saisonfinale 2024 in Abu Dhabi die FIA-Rennkommissare als "dumme Idioten" bezeichnet hat, kein Nachspiel. Das hat der Automobil-Weltverband nach Ende des offiziellen Testtags am Dienstag auf Anfrage von Motorsport-Total.com bestätigt.
Verstappen wird am Freitag bei der FIA-Gala in Ruanda erwartet, wo er als alter und neuer Weltmeister die WM-Trophäe in Empfang nehmen wird. Vor der Gala hat er allerdings noch einen "Motorsport-Sozialdienst" in Ruanda zu leisten, als Strafe dafür, dass ihm im Rahmen einer FIA-Pressekonferenz in Singapur das Wort "Fuck" gesagt hat.
Konkret hat die FIA vorgesehen, dass Verstappen ein paar Stunden mit afrikanischen Kindern und Jugendlichen arbeitet, die Interesse am Motorsport haben. Gefahren wird an dem Tag mit einem Buggy, den der Automobilclub von Ruanda auf Basis von FIA-Plänen für ein leistbares Motorsport-Fahrzeug zum Einstieg in den Offroad-Sport gebaut hat.
Damit ist die Strafe für Singapur abgesessen, und sein Boxenfunk in Abu Dhabi bleibt ohne Konsequenzen. Verstappen hatte für die Kollision mit Oscar Piastri in der ersten Kurve eine Zehnsekundenstrafe erhalten und beim Absitzen eben dieser getobt: "Können wir sie nicht um 20 Sekunden bitten? Dumme Idioten!"
Doch vor Ort in Abu Dhabi wurde die Aussage seitens der Rennkommissare nicht untersucht, und im Vorfeld der FIA-Gala in Kigali am Freitag hat ein Verbandssprecher auf Anfrage ausdrücklich bestätigt, dass die FIA die Angelegenheit als abgeschlossen betrachtet und Verstappen somit keine weiteren Sanktionen zu befürchten hat.
Wurz hatte eigentlich mit Sanktion gerechnet
Alexander Wurz, der Vorsitzende der Fahrergewerkschaft GPDA, hatte noch am Sonntagabend eigentlich damit gerechnet, "dass hier schon noch etwas kommen wird", aber gleichzeitig vorgeschlagen, dass man die Angelegenheit mit Verstappen vielleicht auch mit Augenmaß regeln könnte.
"Normalerweise würde ich mir erwarten, dass die Stewards oder vielleicht der FIA-Präsident einfach das Telefon nimmt und selbst mit Max spricht", so Wurz in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Denn auch wenn Verstappen manchmal aufbrausend erscheint: "Mit Max kann man wirklich gut sprechen."
Wurz hätte es für eine schlechte Idee gehalten, Verstappen in Abu Dhabi wegen des erneuten Fehlverhaltens offiziell zum Gegenstand einer Untersuchung zu machen und damit weiter zu eskalieren. Er findet: "Man muss ihn nur in Ruhe haben, man muss ihm die Zeit geben, und dann geht er auch auf eine Reise mit, wo man sagt: 'Hey, lass uns gemeinsam arbeiten hier, im Sinne der Öffentlichkeit.'"
Denn: "Einerseits wollen wir ja authentischen Sport sehen, auch die Fahrer kennenlernen. Sie sollen sich so geben, wie sie sind. Das ist cool. Das ist gut. Das wollen wir." Aber: "Natürlich haben wir auch eine soziale Verantwortung, weil Menschen, Kinder, zu Hause zuschauen. Da haben wir eine gewisse Vorbildwirkung."
"Aber wir dürfen uns auch nicht zu sehr verstecken hinter einem Klischee, sondern ein bisschen Rohheit ist schon gut. Und das ist dann immer irgendwie ein feiner Grat. Aber die Verantwortung, das zu bestimmen, liegt bei der FIA", unterstreicht Wurz.
Was für die Zukunft ein denkbarer Kompromiss wäre
Ein Kompromiss für die Zukunft könnte beispielsweise so aussehen, dass die Fahrer für unangemessene Sprache in Pressekonferenzen und Interviews weiterhin sanktioniert werden können, die Zeit, in der sie im Renncockpit sitzen, aber als geschützter Raum betrachtet und als Privatsphäre der Fahrer akzeptiert wird.
Den Boxenfunk nicht mehr im TV auszustrahlen, wie von manchen vorgeschlagen wurde, wäre nicht im Sinne der Fans, für die die Funksprüche einen echten Mehrwert in der Information darstellen. Viele ikonische Momente der Formel-1-Geschichte wurden auch dadurch erst besonders, dass der zugehörige Boxenfunk ausgestrahlt wurde.
Aber zu akzeptieren, dass Rennfahrer bei der Arbeit besonders emotionalisiert sind und ihnen daher Verfehlungen im Eifer des Gefechts durchgehen zu lassen, solange sie sich hinterher dafür entschuldigen, wäre ein sinnvoller Kompromiss, der zu einer De-Eskalation der angespannten Beziehungen zwischen Fahrern und FIA führen könnte.