Motorsport Formel 1
Endlich Klarheit bei Audi: CEO Döllner bekennt sich zum Formel-1-Einstieg!
Was sich schon vor einer Woche angedeutet hat, ist jetzt Gewissheit: Audi steigt wie geplant zur Saison 2026 in die Formel 1 ein. Dazu bekennt sich jetzt zumindest, nach monatelangen Spekulationen während seiner Schweigeperiode, der neue Marken-CEO Gernot Döllner.
"Es gibt eine klare Entscheidung vom Vorstand, von den Aufsichtsräten von Audi und Volkswagen, dass Audi 2026 in die Formel 1 einsteigt. Der Plan steht", bestätigt Döllner, seit 1. September Vorstandsvorsitzender von Audi, in seinem ersten großen Interview seit Amtsantritt mit dem Handelsblatt.
Zuletzt war monatelang spekuliert worden, dass Audi womöglich einen Rückzieher und doch nicht in die Formel 1 einsteigen könnte. Denn der Einstieg wurde, bei einem in der Frage gespaltenen Vorstand, letztendlich von Döllner-Vorgänger Markus Duesmann durchgedrückt. Als der Ende Juni weg war, kamen plötzlich Fragen auf.
Und die konnten zunächst nicht beantwortet werden. Denn Döllner unterwarf sich der Konzernrichtlinie, dass ein neuer CEO in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit keine öffentlichen Äußerungen macht, sodass Spekulationen, wonach Audi einen Rückzieher machen könnte, unwidersprochen im Raum standen.
Warum die 100 Tage für Sauber-Audi ein Problem waren
Lanciert wurden diese übrigens, das sei der Vollständigkeit halber erwähnt, nicht in erster Linie von fantasievollen Medienvertretern. Sondern es waren Quellen aus dem Volkswagen- und Audi-Umfeld, die Stimmung gegen einen Einstieg in die Formel 1 machten. Mutmaßlich aus jenem Lager, das schon zu Duesmann-Zeiten gegen die Formel 1 war und jetzt die Chance sah, den Einstieg doch noch zu verhindern.
So entstand ein Informationsvakuum, der für das Audi-Formel-1-Projekt letztendlich kontraproduktiv war. Denn aufgrund der im Raum stehenden Fragezeichen war es für Andreas Seidl nahezu unmöglich, qualifiziertes Personal davon zu überzeugen, in die Schweiz oder nach Deutschland zu kommen. Einige hatten Angst, bei einem Audi-Werksteam zu unterschreiben und dann letztendlich in einem chronisch unterfinanzierten Sauber-Privatteam zu landen.
So entging dem Projekt auch die Chance, einen der beiden Ferrari-Fahrer, Charles Leclerc oder Carlos Sainz, abzuwerben. Beide liebäugelten im Sommer mit dem Gedanken, Ferrari zu verlassen, und Audi wäre womöglich eine Alternative für sie gewesen. Doch seither hat sich Ferrari gesteigert, über Audi hing monatelang ein Fragezeichen, und ein möglicher Wechsel ist kein Thema mehr.
Am 9. Dezember endete das Döllner-Embargo, also am vergangenen Samstag. Somit rechneten Branchenkenner schon damit, dass sich Döllner diese Woche zur Zukunft des Formel-1-Programms äußern wurde, nachdem positive Berichte über Managementmeetings schon vergangene Woche via ersten Medienberichten durchgestochen worden waren.
Formel 1 passt perfekt zu Döllners neuer Strategie
Dass Audi weiterhin Schwierigkeiten hat, Autos zu verkaufen (insbesondere solche mit Elektroantrieb), ist kein Geheimnis. Döllner plant jedoch einen Strategiewechsel, der auch damit einhergeht, dass der nordamerikanische Markt stärker ins Visier genommen werden soll als bisher. Also jener Markt, auf dem die Formel 1 gerade boomt wie nie zuvor.
"Deutlich mehr [Autos] als jetzt" sollen in den USA & Co. in Zukunft verkauft werden, gibt Döllner als Zielsetzung vor: "Aktuell setzen wir dort etwa 230.000 Fahrzeuge ab. In China sind es rund 700.000, und große Wachstumsschübe sehen wir dort nicht. Wir wollen daher Nordamerika neben Europa und China als drittes Standbein stärken."
Zum Formel-1-Programm passt auch, dass sich Audi weiterhin über den Slogan "Vorsprung durch Technik" definieren will. Döllner sagt dazu: "Wir haben sehr intensiv im Vorstand über das Markenbild gesprochen und daran gearbeitet. Im Kern der Marke bleibt Vorsprung durch Technik bestehen, allerdings in einem breiteren Verständnis."
Denjenigen in Hinwil und Neuburg, die jetzt schon damit befasst sind, das Formel-1-Projekt zu entwickeln, dürfte angesichts des Döllner-Interviews ein Stein vom Herzen fallen. Themen wie Personalakquise sollten jetzt, wo keine Fragezeichen mehr bestehen, ob Audi wirklich kommt oder nicht, deutlich einfacher werden.