vor letztem grand prix des jahres
Formel 1 - Max Verstappen vs. George Russell: Der Weltmeister überschreitet eine Grenze
- Aktualisiert: 07.12.2024
- 10:30 Uhr
- Tobias Wiltschek
Max Verstappen lässt im Disput mit George Russell sämtliche Souveränität vermissen und überschreitet mit seinen Tiraden eine Grenze. Ein Weltmeister sollte sich anders verhalten. Ein Kommentar.
Um eins gleich mal vorwegzunehmen.
Welche Worte wirklich bei dieser ominösen Zusammenkunft von Max Verstappen und George Russell mit den Stewards am vergangenen Wochenende in Katar gefallen sind, werden nur die Beteiligten selbst wissen.
Alles, was danach gesagt, verneint, bestätigt oder dementiert wurde, gehört zu einem wesentlichen Teil auch zur Show und Inszenierung des Milliarden-Geschäfts Formel 1.
Und dennoch hinterlässt die Art und Weise, wie sich Verstappen – seit kurzem immerhin viermaliger Weltmeister – in diesem Privatscharmützel mit Russell verhält, ein ungutes Gefühl.
Man fragt sich, ob es eines wahren Champions würdig ist, vor dem letzten, nur mäßig bedeutenden, Rennen der Saison die kleingeistige Auseinandersetzung mit einem Rivalen immer wieder neu zu entfachen, und kann nur zu einem Ergebnis kommen: Nein, dieses Verhalten ist eines Weltmeisters nicht würdig!
Wenn man sich die Tiraden des Red-Bull-Piloten gegen seinen Mercedes-Widersacher genau anhört, fällt eines auf. Die schweren Vorwürfe, die Russell gegen ihn erhebt, kann oder will er nicht ernsthaft entkräften.
Das Wichtigste zur Formel 1 in Kürze
Nur zur Erinnerung: Es geht um die Strafversetzung um einen Platz für das Rennen in Katar, weil Verstappen nach Meinung der Rennkommissare im Qualifying Russell durch zu langsames Fahren behindert hatte.
Seitdem beschuldigt Verstappen seinen Konkurrenten, die Stewards geradezu gedrängt zu haben, ihm diese Strafe aufzudrücken. In dem Zusammenhang fiel dann Russels Vorwurf, der Niederländer hätte gesagt, er würde alles daran setzen, ihn zu rammen und seinen Kopf gegen die Wand zu drängen.
Verstappen verspottet Russell
Mit dieser Drohung hätte der 27-Jährige eine Grenze überschritten, sollte er sie denn tatsächlich so formuliert haben. Dass er diesem Vorwurf nicht energisch genug entgegentritt und stattdessen Russell auch noch als Weichei verspottet („Vielleicht bringe ich beim nächsten Mal Taschentücher mit“), ist Verstappens eigentliches Vergehen.
Es ist der Beweis dafür, dass er sich eben immer noch nicht der Verantwortung und der Vorbildfunktion bewusst ist, die der Titel eines Weltmeistes – egal in welcher Sportart – nun einmal mit sich bringt.
Vielleicht hilft ihm ja in der Beziehung das private Glück auf die Sprünge. Am Freitag hat er bekanntgegeben, dass er bald zum ersten Mal Vater wird. Er wäre nicht der Erste, der erst durch die Geburt eines Kindes endlich erwachsen wird.