Formel 1
Formel 1 - Verstappen macht Absturz erträglich, Piastri meisterlich: Gewinner & Verlierer aus Baku
- Veröffentlicht: 15.09.2024
- 16:52 Uhr
- Andreas Reiners
Max Verstappen in der Krise trotzdem ein Gewinner? Ja, auch Lando Norris kann nach der Quali-Pleite überzeugen. Wie auch sein Teamkollege. Und: Ein Duo rast in letzter Sekunde auf unsere Liste der Gewinner und Verlierer des Aserbaidschan-GP.
Die Jagd nach dem Titel in der Formel 1 bleibt ein Schneckenrennen.
Red Bull und Max Verstappen schwächeln weiter auch die Endphase der Saison, doch die Konkurrenz kann nicht so recht Kapital daraus schlagen. Verstappen bleibt für Red Bull der wichtigste Trumpf, denn Besserung scheint bei den Weltmeistern erst einmal nicht in Sicht.
Was vor allem in der Konstrukteurswertung schmerzt. So ist Verstappen zwar ein Verlierer des Rennwochenendes in Baku, aber auch ein Gewinner. Wie auch sein Verfolger Lando Norris, auch wenn der Brite nach seinem desaströsen Qualifying fraglos Punkte verschenkt hat.
Und zwei Stars sind quasi in letzter Minute in unsere Liste gerast. Beziehungsweise gecrasht.
Wir haben die Gewinner und Verlierer des Aserbaidschan-GP:
Das Wichtigste in Kürze
Gewinner: Oscar Piastri
Seine starke Form dürfte ein wenig zu spät kommen. Doch der Australier ist der Mann der Stunde. In Baku feierte er den zweiten Sieg in den vergangenen fünf Rennen, dazu kommen zwei zweite und ein vierter Platz.
Das Manöver, mit dem er Charles Leclerc im Ferrari die Führung abluchste, war ein kleines Meisterwerk, die Verteidigung des ersten Platzes große Fahrkunst. "Das war definitiv eines der besten Rennen meiner Karriere", sagte Piastri völlig zurecht.
Die 91 Punkte, die er hinter Verstappen liegt, dürften zu viel sein für einen Titelcoup. Er zeigt aber, dass spätestens 2025 mit ihm zu rechnen ist.
Externer Inhalt
Gewinner: Lando Norris
Es ist immer bitter, wenn man sieht, was möglich gewesen wäre, weil der Teamkollege gewinnt. Deshalb dürfte es Norris unter dem Strich wurmen, dass er das Qualifying so in den Sand gesetzt hat. "Das war schon etwas peinlich, aber auch unglücklich und unfair", sagte er.
Doch die rasante Fahrt bis auf Platz vier zeigt nicht nur, was der McLaren kann, sondern auch, was Norris drauf hat. Gleichzeitig landete er auch noch vor seinem Titelrivalen Max Verstappen, schnellste Runde inklusive. Wodurch er den Rückstand um drei weitere Punkte verkürzte. "Das war eine gute Strategie, eine gute Pace, ein gutes Rennen", sagte Norris.
Das Bittere: Insgesamt sind es noch 59 Zähler, bei noch sieben ausstehenden Rennen ist aber immer klarer, dass die Möglichkeiten, Verstappen noch einzuholen, endlich sind. Norris: "Als Team zeigen wir die beste Leistung. Es ist weiter möglich, ich bleibe cool und konzentriert."
Gewinner: George Russell
Wenn zwei sich streiten, freut sich Russell. Dem Briten fiel der dritte Platz in den Schoß, weil Carlos Sainz und Sergio Perez kurz vor dem Ende in die Mauer flogen. Der Brite konnte so immerhin einige Punkte gutmachen auf seinen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton, der nur zwei Punkte sammeln konnte.
Für Russell ist das ein wichtiger Nebenaspekt, denn aktuell liegt er in der Gesamtwertung hinter Hamilton. Um seinen Status als künftige Nummer eins zu unterstreichen, kann Russell gute Ergebnisse und einen Hamilton hinter sich gut gebrauchen.
Gewinner: Franco Colapinto und Oliver Bearman
Das Stadtrennen in Baku ist immer für Überraschungen gut, für ungewöhnliche Ergebnisse. Deshalb mag es auf den ersten Blick gar nicht so überraschend sein, dass die beiden Rookies Franco Colapinto und Oliver Bearman in die Punkte gefahren sind.
Formel 1: Das sind die Fahrer der Saison 2024
Doch Colapinto im Williams und Bearman im Haas profitierten gar nicht so sehr von Chaos oder Ausfällen, sondern punkteten als Achter und Zehnter auch schlicht und ergreifend aufgrund ihrer starken Auftritte.
Bearman hat sein Cockpit für 2025 schon sicher, Colapinto unterstrich so auf eindrucksvolle Art und Weise, dass er in der Formel 1 bleiben möchte.
Gewinner: Max Verstappen
Platz fünf als Sieg? Ja, irgendwie schon, denn Verstappen mag sich inmitten der Red-Bull-Krise unwohl fühlen, er ist aber derjenige, auf den am Ende immer Verlass ist. Er holt das aus dem Auto heraus, was der angeschlagene Bolide hergibt, oft auch ein bisschen mehr.
Und Platz fünf ist mal wieder Schadensbegrenzung im Kampf um den Fahrertitel. Der Vorsprung schmilzt zwar – im Moment sind es noch 59 Punkte auf Norris – doch wenn jemand die Konkurrenz in einem schwächeren Auto irgendwie in Schach halten kann, dann der Titelverteidiger.
Verlierer: Max Verstappen
Doch wenn man Verstappen zu den Gewinnern zählt, gehört der Niederländer auch zu den Verlierern. Denn es ist weiterhin alarmierend, dass Red Bull nicht mehr zu alter Stärke findet. Bei Verstappen sei an Problemen "alles zusammengekommen", meinte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. "Aber sagen wir so: Die Richtung stimmt. Aber vor Austin fürchte ich, wird es nicht gelingen, dass wir da einen Schritt vorwärts machen. Also müssen wir noch Singapur überstehen", betont er.
Dass der dreimalige Champion die Schwäche durch seine eigene unbestrittene Stärke zu einem Teil ausgleichen kann, ist im Moment noch ein Trumpf des Rennstalls.
Man sollte sich aber nicht komplett darauf verlassen. Außerdem kann auch der Niederländer nicht zaubern: In Baku hat Red Bull die Führung in der Konstrukteurswertung an McLaren verloren. Der Schritt in Austin sollte also ein größerer sein.
Verlierer: Sergio Perez
Endlich hätte er mal wichtige Punkte für Red Bull holen können. Er war besser unterwegs als sein sonst im internen Teamduell so dominierender Kollege Verstappen, hatte Platz drei im Blick. Doch dann kam kurz vor Schluss diese seltsame Kollision mit Sainz.
Formel 1: Luxus-Schlitten von Legende wird abgeschleppt
Auch wenn die Schuld nicht oder nur zu einem Teil bei ihm liegen mag, steht der Unfall stellvertretend für seine Situation bei Red Bull. Hat er endlich mal den besseren Gesamtauftritt, kommt so etwas dazwischen.
Verlierer: Carlos Sainz
Er agiert weiter im Schatten seines Teamkollegen, der Crash in Baku sah vermeidbar aus, war maximal unglücklich und passt ähnlich wie bei Perez zu seiner Ferrari-Zeit. Sainz war nach dem Rennen immer noch verblüfft, was da überhaupt passiert war. "Ich bin meine normale Rennlinie gefahren, ich habe kein seltsames Manöver oder so gemacht. Und aus irgendeinem Grund, den ich immer noch nicht verstehe, kollidierten wir", sagte Sainz.
Perez habe viel Platz auf der linken Seite gehabt, meinte der Spanier: „Ich habe keine seltsame Bewegung gemacht, aber so ist das im Rennsport. Charles vor mir zieht auch nach links. Ich folge natürlich nur seinem Windschatten."
Was bleibt ist ein Nuller, der vor allem Ferrari schmerzt, denn die Roten liegen in der Konstrukteurs-WM 31 Punkte hinter Red Bull. Und Platz zwei lohnt sich vor allem finanziell.
Verlierer: Lewis Hamilton
Der Ex-Champion fuhr aus der Boxengasse in die Punkte, aber Platz neun ist natürlich nicht der Anspruch des siebenmaligen Weltmeisters. Er ist jetzt zwar der zweite Fahrer nach Fernando Alonso, der die Marke von 100.000 Kilometern geknackt hat.
Hamilton dürfte aber wichtiger sein, sich Russell vom Leib zu halten. Mit der Baku-Ausbeute wird das auf Dauer schwierig.
Verlierer: Nico Hülkenberg
Er war auf einem guten Weg, erstmals seit Anfang Juli endlich mal wieder Punkte zu holen. Doch am Ende machten ihm Trümmerteile auf der Strecke einen ebenso dicken wie auch bitteren Strich durch die Rechnung.
Dementsprechend bedient war der Deutsche am Ende, vor allem auch, weil der Teamkollege Bearman einen Zähler einstreichen konnte. Und weil Hülkenberg unmittelbar dahinter als Elfter auf unglückliche Art und Weise leer ausging.
"Da ist alles falsch gelaufen, was falschlaufen kann. Das ist sehr enttäuschend und frustrierend. Das müssen wir so hinnehmen", sagte Hülkenberg.