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Motorsport Formel 1

Heiß umworben: Warum sich Adrian Newey für Aston Martin entschieden hat

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© Aston Martin
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Die Katze ist aus dem Sack. Adrian Newey wird sich im kommenden Jahr Aston Martin anschließen. Seit der Designer seinen Abgang von Red Bull angekündigt hatte, war er die begehrteste Person im Fahrerlager der Formel 1. Im Grunde wollte ihn fast jedes Team für sich gewinnen - wenn sie sich überhaupt Chancen bei ihm ausgerechnet haben.

"Ich war wirklich geschmeichelt von der Anzahl an Teams, die an mich herangetreten sind, und mit einigen von ihnen - nicht allen - habe ich Gespräche geführt", erzählt der 65-Jährige. Doch Ende fiel die Entscheidung auf Aston Martin, die für ihn "sehr eindeutig und natürlich" war.

Die treibende Kraft dahinter war natürlich Teameigner Lawrence Stroll, der es schaffte, Newey mit seiner Art für sich zu gewinnen. "Lawrence' Leidenschaft, sein Engagement und sein Enthusiasmus sind wirklich sehr liebenswert und sehr überzeugend", sagt Newey.

Zudem hebe sich der Kanadier von allen anderen Rennstallbesitzern ab. Denn: "Wenn wir 20 Jahre zurückgehen, dann sind die, die wir heute Teamchef nennen, eigentlich die Besitzer des Teams: Frank Williams, Ron Dennis, Eddie Jordan", sagt er. Mittlerweile sei Stroll aber der einzige Besitzer, der aktiv in die Tätigkeiten seines Rennstalls eingebunden ist.

"Und das ist einfach ein anderes Gefühl, wenn du jemanden wie Lawrence hast", sagt Newey. "Es ist zurück zum Oldschool-Modell, und die Chance zu haben, ein Shareholder und Partner zu sein, ist etwas, das mir noch nie zuvor angeboten wurde."

Neweys Devise: Nie zu einem Topteam gehen

Stroll selbst sagt, dass Newey "kein Investment" sei, sondern eben wirklich das, was er ausgedrückt hat: ein Shareholder und Partner. "Er ist der beste Partner, den ich in das Unternehmen bringen kann. Wir wollen eine sehr lange Zeit zusammen hier sein", so der Kanadier. "Von daher ist es relativ günstig für alles, was Adrian in diese Partnerschaft mitbringen wird."

Aus Sicht von Aston Martin ergibt die Verpflichtung natürlich auch Sinn. Andere wiederum fragen sich, warum sich Newey nicht für vermeintlich attraktivere Projekte wie etwa Ferrari entschieden hat, die auch großes Interesse an ihm gezeigt haben.

Doch Newey sagt, dass er in erster Linie bei einem Team sein möchte, wo er das Gefühl hat, den Unterschied machen zu können - so wie bei Aston Martin. "Eine meiner Leitlinien war immer: Gehe nie zu einem erfolgreichen Team", verrät er gegenüber dem Podcast High Performance.

Als Newey 1997 zu McLaren ging, war es nicht mehr das Topteam der 80er-Jahre, sondern wurde erst unter ihm wieder erfolgreich. Und als er 2006 zu Red Bull stieß, hatten diese gerade ein unterwältigendes erstes Formel-1-Jahr im Mittelfeld absolviert - der Rest ist Geschichte.

"Muss nicht arbeiten, um zu leben"

"Das ist das Erste: Nicht zu einem Team gehen, das auf seinem Höhepunkt ist", betont er. Stattdessen möchte er eben zu einem Team, wo er den Unterschied macht, wo er gerne mit den Leuten arbeitet und wo er gemeinsam mit ihnen auf eine Reise gehen kann.

"Ich hatte in meiner Karriere immer nur ein Interesse, nämlich Performance an einen Rennwagen zu bringen", sagt er weiter. "Und ich habe versucht, mich daran zu halten. Ich habe klargestellt: Holt mich nicht als Manager von Leuten oder so, denn das bin nicht ich."

Und mit seinen 65 Jahren und seinen Empfehlungen weiß Newey ganz genau, was er verlangen kann und dass er sich diesbezüglich in einer privilegierten Position befindet. "Ich muss nicht arbeiten, um zu leben", sagt er. "Es ist eher leben, um zu arbeiten. Wobei das ein bisschen zu extrem ist, denn ich lebe nicht, um zu arbeiten, aber mir macht es Spaß."

Beeindruckende Anlagen bei Aston Martin

Bei Aston Martin scheint der Brite nun genau diese Zutaten gefunden zu haben, die er haben will. Und er ist überzeugt davon, dass das Team die notwendigen Voraussetzungen hat, um in der Formel 1 ganz nach vorne zu kommen. Der Rennstall war erst im vergangenen Jahr in eine brandneue Fabrik gezogen und arbeitet weiter an einem hochmodernen Windkanal.

"Diese Anlagen sind beeindruckend", lobt Newey. "Es ist nicht einfach, eine brandneue Fabrik auf einer grünen Wiese zu bauen und ihr ein schönes, warmes, kreatives Gefühl zu verleihen, denn dafür sind wir hier: um zu versuchen, kreativ zu sein und gute Lösungen zu finden, vor allem mit guter Kommunikation unter allen, die hier arbeiten."

"Ich habe viele neue Gebäude gesehen, die das nicht erfüllen konnten, aber dieses hier hat ein großartiges Gefühl", betont er. "Die Proportionen stimmen, es hat alle Anlagen, und ich freue mich darauf, alle hier kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten."

Bei Red Bull wurde es "ein bisschen schal"

Für Newey wird es nach knapp 20 Jahren bei Red Bull Zeit für eine neue Herausforderung. Er hatte sich im April entschieden, seine Zelte bei den Bullen abzubrechen und etwas anderes zu machen.

Ob die Querelen rund um Teamchef Christian Horner dabei eine Rolle gespielt haben, das wird nur er wissen, doch offiziell habe er einfach eine neue Herausforderung gesucht, wie er sagt. "Das Team hatte ein gutes Level an Reife erreicht", sagt er. "In gewisser Weise habe ich meinen Teil getan."

"Ich hatte einfach das Gefühl, dass es ein bisschen schal wird. Und ich glaube, dass auch die Jungs vielleicht das Gefühl hatten, dass sie zeigen müssen, dass sie es auch alleine können", so Newey. "Das ist alles."

Keine Pläne nach Red-Bull-Abgang

Was er nach seinem Abgang bei Red Bull machen würde, das sei aber noch komplett offen gewesen. Vor allem mit seiner Frau Amanda habe er sich intensiv beraten, wie der nächste Schritt aussehen würde. "Hören wir auf und segeln um die Welt? Oder machen wir etwas anderes? America's Cup oder so?"

"Ich hatte das Glück, das zu erreichen, wonach ich seit dem Alter von zehn oder zwölf gestrebt habe: einfach ein Designer im Motorsport zu sein. Ich glaube, das Wort Ingenieur kannte ich damals noch nicht", sagt er.

"Und ich kann sagen, dass alles andere ein Bonus war, nachdem ich das direkt aus der Uni heraus geschafft habe. Ich habe so etwas natürlich nie erwartet, aber man muss auch ehrlich zu sich selbst sein und frisch bleiben. Daher hatte ich das Gefühl, eine neue Herausforderung zu brauchen, und habe mir eine Auszeit genommen."

Newey möchte weiter Designer sein

Newey sagt, er hatte gehofft, dass er einfach unter der Dusche steht und ihn dabei die Eingebung trifft, wie es weitergeht. "Und Amanda war ein großer Teil der Diskussionen. Ich glaube, dass sie besorgt war, dass ich sie verrückt machen würde, wenn ich zu viel zuhause bin", lacht er.

"Und irgendwann Ende Juni hatte ich das Gefühl: Als Designer im Motorsport zu sein, war seit ich zehn war meine Ambition", so Newey. "Ich liebe immer noch, die Herausforderung, Performance an das Auto zu bringen. Das ist meine Motivation, und das treibt mich morgens aus dem Bett."

Es ist das direkte Feedback, das er durch seine Arbeit bekommt, was ihn erfüllt. "Was ist die Spitze von Mann und Maschine? Ganz klar die Formel 1. Ja, ich interessiere mich weiter für den America's Cup und viele andere Dinge, aber wenn ich Mann und Maschine mache, dann kann ich auch in der Spitze bleiben, solange die Leute mich wollen."