Motorsport Formel 1
Helmut Marko: Verstappen-Weggang könnte "guter Grund" für Rücktritt sein
Es war einer der wahrscheinlich stärksten Momente in einem Interview, das seit seiner Veröffentlichung auf verschiedenen Kanälen mehr als 100.000 Menschen gesehen haben und von Medien auf der ganzen Welt zitiert wurde. Ein Moment mit einer Vorgeschichte, die am 11. März 2025 am Salzburger Hangar-7 beginnt.
Am Hangar-7 wird jeden Montag die Sendung Sport und Talk des Privatsenders ServusTV aufgezeichnet. Und eine Woche vor dem Beginn der Formel-1-Saison 2025 sind der ehemalige Grand-Prix-Pilot Christian Klien und Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko als Gäste eingeladen.
Am Ende der Sendung führt Moderator Christian Nehiba noch so etwas wie eine Schnellfragerunde durch. Er beginnt Sätze und bittet seine Gäste darum, diese zu vervollständigen. Ein solcher Satz ist: "Ein Leben ohne Formel 1 kann ich mir ..." Und wahrscheinlich hätten die meisten Zuschauer erwartet, dass Marko das mit "kann ich mir kaum vorstellen" oder ähnlich ergänzen würde.
Stattdessen sagt der 81-Jährige: "... kann ich mir vorstellen." Und er fügt an: "Nicht gut vorstellen, aber ich habe breit gestreute Interessen. Ich denke nicht ununterbrochen an die Formel 1. Wenn ich dort bin, dann ist das der Fokus. Aber das Leben bietet einem so viel anderes." Wenn er sich in seinem Leben noch einen Traum erfüllen wolle, dann am ehesten den, "mehr Zeit zu haben", so Marko.
Daraus eine große Rücktritts-Story zu stricken, wäre journalistisch weit hergeholt. Die Behauptung aufzustellen, dass Marko sich ein Leben ohne Formel 1 besser vorstellen kann als noch vor ein paar Jahren, erscheint von außen betrachtet aber zulässig.
In dem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, aufgezeichnet am Morgen des 28. März 2025, lautet die letzte Frage: "Hört Dr. Marko auch auf mit der Formel 1, wenn Max Verstappen irgendwann nicht mehr für Red Bull fährt?" Marko denkt kurz nach, blickt für einen Moment neben die Kameralinse der Webcam, die auf dem Schreibtisch in seinem Büro steht, und antwortet dann: "Das könnte ein guter Grund sein, ja."
Was das konkret für seine persönliche Zukunftsplanung bedeutet, weiß wahrscheinlich nur Marko selbst. Aber seit dem Tod seiner engen Freunde Niki Lauda im Mai 2019 und Dietrich Mateschitz im Oktober 2022 und den internen Reibereien mit Christian Horner, die Marko in Interviews immer relativiert hat, liegt die Annahme nahe, dass es vor allem das enge Verhältnis zu Max Verstappen ist, das ihn mit 81 noch in der Formel 1 hält.
Sollte sich Verstappen entscheiden, Red Bull zu verlassen (was zumindest von Außenstehenden wie McLaren-CEO Zak Brown oder Sky-Experte Ralf Schumacher zuletzt als realistische Möglichkeit skizziert wurde), würde sich wahrscheinlich auch Marko überlegen, das als natürlichen Endpunkt für seine Tätigkeit auf höchster Ebene in der Formel 1 zu sehen. Auch wenn in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen ist, dass er selbst hofft, Verstappen noch lange erfolgreich in Red-Bull-Autos zu begleiten.
Marko hatte seine Funktion als Berater für das globale Motorsportprogramm von Red Bull mit Mateschitz jahrelang auf Handschlagbasis wahrgenommen. Nach Mateschitz' Tod wurde dafür erstmals ein Vertrag aufgesetzt. Dieser lief ursprünglich bis Ende 2024 - und wurde erst im vergangenen Jahr bis Ende 2026 verlängert.
Im Zuge dieser Verlängerung wurde in den Red-Bull-internen Verträgen auch eine lange Zeit geheim gehaltene Zusatzvereinbarung geregelt, die Verstappen ursprünglich das Recht eingeräumt hatte, aus seinem bis 2028 laufenden Vertrag mit Red Bull vorzeitig auszusteigen, sollte Marko dort nicht mehr Motorsportberater sein. Indem sich Marko verbindlich dazu bekannte, Red Bull zumindest nicht vor Ende 2026 zu verlassen.
Die Annahme, dass Helmut Markos verdienstreiche Laufbahn in der Formel 1 an dem Tag endet, an dem Max Verstappen Red Bull verlässt, erscheint demnach recht plausibel. Zumindest Stand heute, am Beginn der Formel-1-Saison 2025.