Motorsport Formel 1
Herberts Aussagen auf Casinoseiten: So reagiert Verstappen auf die Kritik
Max Verstappen hat im Vorfeld des Grand Prix von Brasilien in Sao Paulo klar zum Ausdruck gebracht, dass er mit der zuletzt an seiner Fahrweise geäußerten Kritik nicht einverstanden ist. Besonders die Aussagen des ehemaligen Formel-1-Piloten Johnny Herbert haben seiner Meinung nach ein Geschmäckle hinterlassen.
Herbert hatte nach Verstappens Zehnsekundenstrafen vor einer Woche in Mexiko öffentlich erklärt, dass Verstappens Fahrstil "zu hart" ist, und hatte betont: "Das ist für mich, für aktuelle Fahrer, für frühere Fahrer und für Kommissare ein absolutes No-Go."
Ein Zitat unter besonderen Umständen. Denn erstens war Herbert einer der vier Rennkommissare beim Grand Prix von Mexiko und gehörte somit jenem Schiedsrichtergremium an, das die Strafen gegen Verstappen verhängt hat. Ob die Kommissare öffentlich über ihre Fälle sprechen sollten, darüber kann man geteilter Meinung sein.
Beiträge auf dubiosen Casinoplattformen
Und zweitens tätigte Herbert seine Aussagen nicht etwa in einem Interview mit einer klassischen Medienplattform, sondern in einem Beitrag auf einer Plattform namens Action Network, auf der auch Sportwetten angeboten werden. Gut möglich, dass Herbert dort für seine Arbeit als Formel-1-Experte bezahlt wird.
"Ich würde sagen, das ist nicht normal, oder?", wundert sich Verstappen, von Journalisten auf Herberts öffentliche Aussagen angesprochen. Und er murmelt, leicht genervt: "Zumindest weiß man so, wie er tickt."
Verstappen erinnert in diesem Zusammenhang auch an die "Fuck-Affäre" in Singapur, zu der Herbert ebenfalls seinen Senf abgegeben hat: "Da hatte er starke Meinungen zu, etwa dass Fünfjährige das nicht hören dürfen. Nach der Pressekonferenz in Mexiko hat er aber nichts gesagt? Ich weiß nicht, vielleicht waren die Fünfjährigen da schon im Bett."
Eine zynische Anspielung auf die Zeitverschiebung zwischen Mexiko und Europa, wegen der die Pressekonferenzen in Europa zu nachtschlafender Zeit stattfanden - und vor allem auf Charles Leclerc, der vor einer Woche ebenfalls das Wort "Fuck" in einer FIA-Pressekonferenz verwendet hat, dafür aber bis heute nicht sanktioniert wurde.
Herbert hatte nach der "Fuck-Strafe" gegen Verstappen (ein Tag Motorsport-Sozialarbeit) auf einer anderen Casino-Website, Casino Hawks, gesagt, dass er nicht wolle, "dass mein fünfjähriger Enkel so eine Sprache hört".
Verstappen beteuert jetzt, dass er vor den Rennwochenenden nie nachprüft, welche Kommissare im Einsatz sind. In Mexiko sind das übrigens Gerd Ennser aus Deutschland, Andrew Mallalieu aus Barbados, Luciano Burti aus Brasilien - und Verstappens Spezialfreund Johnny Herbert.
"Ich habe das nicht absichtlich gemacht"
Es sei darüber geredet worden, er habe es mit seinen Manövern absichtlich drauf ankommen lassen, Gegner abzuräumen, sagt ein Journalist zu Verstappen. Worauf der kontert: "Aber ich habe das nicht absichtlich gemacht."
Das habe aber auch einer der Kommissare gemeint, wird nachgebohrt. Wogegen sich Verstappen wehrt: "Die können doch nicht in meinen Kopf schauen. Das ist eine ziemlich extreme Anschuldigung."
"Ich weiß ja, wie die meisten Menschen sind. Das ist nichts Neues", sagt er. "Unsere letzte Saison war perfekt. Das tut wohl einigen weh, die nichts Negatives sagen konnten. Jetzt sprudelt das alles raus. So ist das halt. [...] Jetzt kriechen sie alle aus den Bäumen hervor. Wahrscheinlich habe ich einfach den falschen Pass."
Eine weitere Anspielung von Verstappen, nämlich dass er als Niederländer womöglich von der überwiegend englischsprachig dominierten Formel 1 anders behandelt werde als britische Fahrer. Eine Anschuldigung, die in der Vergangenheit übrigens auch schon Fernando Alonso (Spanien) erhoben hat.
"Ich bin happy mit meinem Pass", winkt Verstappen ab. "Aber in diesem Paddock scheint es der falsche zu sein. Es ist, wie es ist."
Wie Verstappen gegen Herbert stichelt
Und er kann sich eine weitere Anspielung gegen britische Experten nicht verkneifen, die analysiert hatten, er positioniere sein Auto am Scheitelpunkt bewusst so, dass ein Überholender gar keine Chance habe. Verstappen sagt mit zynischem Unterton: "Wenn die das alle schon während ihrer eigenen Karriere gewusst hätten, dann hätten sie auch Weltmeister werden können!"
Denn Johnny Herbert hat zwar drei Grands Prix gewonnen, zwei davon als Teamkollege von Michael Schumacher bei Benetton - aber seine beste Platzierung in einer Fahrer-WM war Rang 4 in der Saison 1995 ...