Motorsport Formel 1
Kevin Magnussens Netflix-inszenierter F1-Abschied: Ein letztes Mal "balls"
Kevin Magnussens mutmaßlich letzte Runde in der Formel 1 ist am Sonntag nochmal eine schnellste - ein bisschen wie bei Daniel Ricciardo im September in Singapur, verabschiedet sich der Haas-Pilot mit einer Bestzeit aus der Königsklasse, wenngleich es dafür auf Platz 16 im Großen Preis von Abu Dhabi am Ende keine Punkte gibt ...
"Es ist ja einfach, wenn du der einzige Fahrer mit frischen Reifen bist, mit wenig Sprit", will Magnussen anschließend keine große Nummer aus der Sache machen: "Ich denke, der Teil, den ich wirklich genossen habe, das war die erste Runde." Da ging es für Magnussen gleich um einige Positionen nach vorne.
Wenngleich sich das - nach verpatztem Boxenstopp und Kollision mit Valtteri Bottas - schlussendlich als brotlose Kunst herausstellte, mit seiner starken letzten Startrunde in der Königsklasse ist der Haas-Pilot dennoch zufrieden: "Ich wollte etwas Besonders machen, um das Qualifying wieder wettzumachen, und das habe ich - einfach 'balls to the wall!'", grinst er.
Mit den "balls" kennt sich Magnussen ja bekanntlich aus: Legendär der Zoff mit seinem heutigen Teamkollegen Nico Hülkenberg in Ungarn 2017, an den der Deutsche sich zum Abschied von Magnussen auch nochmal gerne erinnert - von "suck my balls" zu guten Freunden, sozusagen: "Was für eine Kehrtwende, aber so ist das Leben", lacht Hülkenberg in Abu Dhabi.
Hulk & K-Mag: Auch die Kinder sind befreundet
Der Emmericher erklärt: "Ich glaube, unsere Beziehung hat schon 2022 so richtig angefangen, als ich für Seb (Vettel) im Aston (Martin) eingesprungen bin. Und ab 2023 gab es dann nie wirklich irgendwelche Spannungen. Wir waren echt auf der gleichen Wellenlänge, an sehr ähnlichen Punkten im Leben, sowohl im Privatleben und mit unserer Sicht aufs Leben, als auch wie wir fürs Team und ein gemeinsames Interesse im Herzen arbeiten müssen."
So richtig unterstrichen werden Hülkenbergs Worte am Sonntag auch durch den Eindruck vor Ort, denn als die beiden Haas-Piloten nach dem Rennen bei den Interviews im TV-Pen stehen, warten davor jeweils schon die dazugehörigen Damen auf ihre Männer: Magnussens Frau Louise mit Tochter Laura, genauso wie daneben Hülkenbergs Frau Egle mit Tochter Noemi Sky, die sogar Papas Startnummer 27 in Glitzer auf dem Rücken trägt.
Wie Magnussen verrät, verstehen sich die Kids mittlerweile mindestens so gut wie die Eltern: "Ja, sie sind wirklich gute Freundinnen! Es ist unglaublich, wie sehr sich die Beziehung zwischen mir und Nico über die Jahre entwickelt hat. Es war fantastisch, dass wir beide unsere Familien hier hatten, denn zwischen den Familien gibt es eine echte Verbindung, das macht wirklich Spaß."
Gefundenes Fressen natürlich auch für die Netflix-Crew, die den Dänen am Wochenende auf Schritt und Tritt begleitet - etwa, als Magnussen nach den Interviews mit Louise an der linken und Laura an der rechten Hand am Yachthafen vorbei zurück in Richtung Haas-Hospitality läuft, unter dem Applaus der umherstehenden Menge: Ein wahrlich perfekt inszenierter Abschied für die nächste Staffel von "Drive to Survive".
Magnussen kennt das Gefühl schon: "Bin dankbar"
Bei Magnussen selbst sorgen indes mehr die Szenen vor dem Rennen für Emotionen: "Es war toll, diese Momente mit meiner Tochter und meiner Frau zu teilen, auch schon in der Startaufstellung. Wir saßen da, und meine Tochter wird sich nicht daran erinnern, wenn sie älter wird, aber ich werde es für den Rest meines Lebens. Sie war so aufgeregt und stolz dort zu sein, sie liebt es hier, und auch, ihren Vater zu unterstützen. Das bedeutet also viel."
Großen Abschiedsschmerz verspürt Magnussen aber trotzdem nicht: "Ich war ja schon mal in dieser Situation, das wird langsam alt mit den Emotionen", sagt er, und fügt an: "Ich bin da schon mal durch, deswegen fühlt es sich irgendwie nicht wie das letzte Mal an. Ich bin einfach dankbar und fühle mich gut." So gehe er im Frieden: "In die Formel 1 zurückzukehren, diese letzten drei Jahre, das war eine echte Herausforderung, aber auch ein Privileg."
Nach dem Finale der Königsklasse geht es für den 32-Jährigen jetzt erstmal auf die Malediven in den Familienurlaub - und dann 2025 zu BMW in die WEC. Nicht aber, ohne sich vorher noch ein letztes Lob von Kumpel Hülkenberg abzuholen:
"Es hat super viel Spaß gemacht. Ich weiß, von den Zahlen her mag es ein bisschen einseitig aussehen, aber für mich hat es sich nie so angefühlt", sagt der Deutsche über Magnussen: "Ich hatte immer das Gefühl, dass es nur Kleinigkeiten waren, die den Unterschied gemacht haben. Er hat mich sehr gepusht, und ich ihn. Das hat einfach sehr viel Freude gemacht und war sehr gut."