Motorsport Formel 1
Lando Norris: "Werde die Ellbogen ausfahren und Max nichts schenken"
Lando Norris hat angekündigt, dass er im Duell mit Max Verstappen 2025 noch stärker als bisher "die Ellbogen ausfahren" wird. Der McLaren-Pilot war 2024 Verstappens härtester Herausforderer, verlor die Fahrer-WM aber nach einigen hart ausgetragenen Zweikämpfen letztendlich mit 374:437 Punkten.
Am Donnerstag absolvierte Norris bei typisch englischem Wetter die ersten Kilometer mit dem neuen McLaren MCL39, der ihn 2025 im besten Fall zum WM-Titel tragen soll. Am Rande des im Vorfeld von McLaren nicht groß angekündigten Launch-Events äußerte sich Norris auch zum Duell mit Verstappen, von dem viele erwarten, dass es 2025 zur größten sportlichen Rivalität im Feld werden könnte.
Norris kündigt an: "Ich will gegen Max kämpfen. Ich genieße diese Momente." Gleichzeitig findet er, dass in den Rad-an-Rad-Kämpfen gegen Verstappen 2024 "nicht alles perfekt" für ihn gelaufen sei: "Ich war oft schneller, hatte in vielen Rennen das bessere Auto. Aber es gab Situationen, in denen ich einfach nicht gut genug war."
"Wenn man gegen einen der härtesten Fahrer im Zweikampf antritt, ist das eine extreme Herausforderung. Max ist unglaublich aggressiv, was es schwierig macht, gegen ihn zu gewinnen - besonders, wenn du einen Punkterückstand hast. Letztes Jahr war es fast unmöglich, ihn noch einzuholen. Er wusste genau, dass ich in einer schlechteren Position war, und nutzte das aus."
Mexiko & Austin: Da wäre die Freundschaft beinahe eskaliert!
Der 25-Jährige verweist in diesem Zusammenhang auf den letzten Abschnitt der Saison 2024, in der das Duell der beiden Freunde phasenweise fast eskaliert wäre. Nach Verstappens sensationeller Aufholjagd im Regen in Brasilien etwa, als die WM für Norris praktisch gelaufen war und er über die Leistung seines Rivalen nur sagte: "Das ist nicht Talent, oder ... Das ist einfach Glück."
Eine Spitze gegen Verstappen, für die sich Norris später im Rahmen der FIA-Jahresabschlussgala auf der Bühne entschuldigte: "Ich ziehe diese Aussage von damals, als ich gesagt habe, dass es nur Glück war und kein Talent, zurück. Man weiß ja, wie die Medien die Dinge verzerren. Aber ich möchte Max herzlich gratulieren."
Dem vorangegangen waren knallharte Auseinandersetzungen zuerst in Mexiko und dann in Austin. In Mexiko, sagt Norris heute noch, "nahm Max lieber eine Kollision in Kauf als mir Punkte zu überlassen. Und wenn ein Fahrer so denkt - sei es Max oder jemand anderes - dann ist es unglaublich schwierig, dagegen anzukommen."
Im Oktober 2024, nach dem Mexiko-Grand-Prix, hatte Norris beanstandet, dass Verstappen "eindeutig zu weit" gegangen sei, und: "Ich bin sicher, er weiß selbst, dass heute wahrscheinlich über dem Limit war." Der Red-Bull-Fahrer musste damals für seine Aktion übrigens mit 20 Sekunden Zeitstrafe bezahlen.
Beim nächsten Grand Prix in Austin kam es dann zum nächsten Duell, als Norris den Start gegen Verstappen verlor, der vor Kurve 1 innen ziemlich ambitioniert bremste und Norris außen verhungern ließ. Im Nachhinein betrachtet räumt Norris ein: "Texas, Turn 1, war einfach mein Fehler. Aber ich lerne aus solchen Momenten und wiederhole sie nicht.
Was sich Norris für 2025 vorgenommen hat
2025 hat sich Norris vorgenommen, von Saisonbeginn an "vorne dabei zu sein. Denn wenn ich in der Position bin, die Max letztes Jahr hatte, dann verändert sich alles. Ich habe definitiv dazugelernt. Ich weiß, wo ich mich verbessern muss. Ich habe Leute, die mich beraten, und nutze deren Feedback. Es geht darum, das richtige Fundament zu legen. Wenn du von Anfang an vorn bist, ändert das die ganze Dynamik - auch in den Kämpfen gegen Max."
Eine weitere Schlüsselsituation der Saison 2024 war der Grand Prix von Österreich. In Spielberg zog Norris im Duell gegen Verstappen den Kürzeren. Hinterher musste sich der McLaren-Pilot von Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko auch noch anhören, es sei "jämmerlich" gewesen, wie er am Boxenfunk reagiert habe.
Ein Stachel, der tief saß - und Norris jetzt wohl mit einem höheren Maß an Aggressivität bewaffnet: "Ich werde definitiv die Ellbogen ausfahren und Max keine Positionen schenken." Dabei will er das Augenmaß aber ganz nicht verlieren: "Gleichzeitig muss ich klug fahren. Gegen Max muss man taktisch vorgehen."
"Letztes Jahr hat gezeigt, dass er unglaublich aggressiv ist. Ich liebe diese Kämpfe - die schnellen Entscheidungen, die man in Sekundenbruchteilen treffen muss. Aber es ist immer leichter, von außen zu urteilen. Wenn ich mir manche meiner Manöver im Nachhinein anschaue, denke ich oft: 'Was zum Teufel habe ich da gemacht?' Aber ich muss mich nicht künstlich beweisen."
"Ich werde keine unnötigen Risiken eingehen. Es geht nicht darum, Max mit Gewalt zu schlagen. Der einfachste Weg, ihn zu besiegen, ist, schneller zu sein als er. Das ist die Realität. Wenn ich konstant vorne bin, brauche ich keine riskanten Manöver. Ich muss einfach clever sein, mein Auto gut positionieren und das große Ganze im Blick behalten", sagt Norris.