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Motorsport Formel 1

Lando Norris: 2025 gibt's für McLaren "keine Entschuldigungen mehr"

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© Getty Images

Bei den Buchmachern ist die Tendenz klar: Lando Norris geht als Topfavorit auf den WM-Titel in die Saison 2025, wer sein Geld auf den Briten setzt, bekommt nur etwa das Dreifache vom Einsatz zurück. Auch Teamkollege Oscar Piastri hat es bei den Wettquoten unter die Top-5 geschafft.

Ausschlaggebend dafür ist natürlich McLarens Status als amtierender Konstrukteurs-Champion, der Papaya-Renner wird vor allem nach der starken zweiten Saisonhälfte 2024 als Messlatte und das Auto angesehen, das es zu schlagen gilt - das betonte am Rande der großen F1-Präsentation in London am Dienstag stellvertretend für die Konkurrenz etwa auch noch mal Mercedes-Star George Russell.

Doch mit der neuen Favoritenrolle kommt auch ein erheblicher Leistungsdruck einher, darüber macht sich Vizeweltmeister Norris keine Illusionen: "Nach letztem Jahr haben wir, denke ich, keine Entschuldigungen mehr", nimmt der Brite die neue Rollenverteilung an. Im Vorjahr habe die Sache noch anders ausgesehen: "Da hatten wir ein gerechtes Maß an fairen und ehrlichen Entschuldigungen." Schließlich war es für ihn und das aktuelle McLaren-Team der erste WM-Kampf.

Doch mit den Ausreden sei es spätestens jetzt vorbei: "Wir haben schlichtweg keine, wir haben nichts mehr, wohinter wir uns verstecken können", sagt Norris im Wissen um McLarens starkes Paket: "Wir haben letztes Jahr bewiesen, dass wir alles haben, was wir brauchen und um mit der Spitze zu kämpfen, um die Besten zu sein. Wenn wir es am Saisonbeginn nicht sind, dann sind wir einfach nicht gut genug", erhöht er den Druck auf seine Mannen und sich selbst.

Piastri: "Bereiten uns beide auf WM-Kampf vor"

"Das ist sicher nicht wie wir denken, das ist nicht unsere Mentalität", will er sich nicht damit zufriedengeben, dass es für den Fahrertitel eben nicht gereicht hat. Mit Saisonende habe in den Köpfen quasi direkt die neue Saison begonnen. Sowohl er selbst, als auch Stallkollege Piastri, hätten vergangenes Jahr ihr Können unter Beweis gestellt, dieses gelte es nun aber konsequenter umzusetzen:

"Wenn wir ein Auto haben, das um Siege und den Titel kämpfen kann, dann können wir das Maximum rausholen", glaubt Norris: "Ich denke, wir werden wahrscheinlich beide sagen, dass wir bereit sind und aufgeregt über die Herausforderung. Aber wir haben auch unser ganzes Team hinter uns - und sie wissen, dass sie ein schnelles Auto bauen können." Dieser Beweis ist - anders als in der Frage nach der WM-Fähigkeit der Fahrer - dank des Team-Titels bereits erbracht.

In der Vergangenheit habe McLaren vor dem Saisonstart manchmal auch zu hohe Erwartungen geschürt, doch für 2025 ist Norris optimistisch: "Wir sind recht zuversichtlich, dass wir die Saison auf bestmögliche Weise starten können, viel besser als es uns in den letzten sechs, sieben Jahren gelungen ist."

Da stimmt auch Teamkollege Piastri zu: "Ich denke, Lando hat es gut zusammengefasst. Ich bin mir sicher, wir beide bereiten uns auf einen WM-Kampf vor. Es wäre naiv mit weniger Erwartungen in die Saison zu gehen", zeigt sich der Australier vor seinem dritten Jahr in der Königsklasse selbstbewusst. Natürlich hänge aber auch viel davon ab, was die anderen Gegner machen: "Das diktiert in gewisser Weise deine Performance für die Saison", so Piastri.

In den letzten 18 Monaten habe McLaren demonstriert, dass man das Ruder nach schwierigen Jahren rumreißen und das mittlerweile "stärkste Auto im Feld" bauen konnte, meint der Australier: "Deshalb haben wir viel Zuversicht, dass wir dieses Momentum aufrechterhalten können. Aber es hängt natürlich ein bisschen davon ab, was alle anderen mit an den Tisch bringen, ob wir um eine WM kämpfen oder nicht."

McLaren-Boss Brown: "Wissen, wie schnell es gehen kann"

McLaren-Boss Zak Brown macht sich jedenfalls auf stärkere Konkurrenz gefasst: "Wir wissen, wie schnell es gehen kann. Wir sehen, wie viel Pace wir in einem Jahr gefunden haben, also ist uns bewusst, dass andere das definitiv auch können. Deswegen behalten wir den Kopf unten, bleiben voll fokussiert und nehmen nichts für gegeben hin", erklärt der Amerikaner die Devise beim Papaya-Team.

Man fühle "in positivem Sinne" den Druck des Gejagten in der Konstrukteurs-WM, doch die Stimmung in der Fabrik sei "ziemlich großartig". "Wir arbeiten hart, aber gut zusammen, pushen uns gegenseitig", so Brown zu Autosport, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport-Network: "Es gibt viel Innovation an den Rennautos, wir sind also nicht stillgestanden, denn wir wissen, dass neun andere Teams das auch nicht tun."

Interessant: Trotz der neuen Hackordnung an der Spitze glaubt Norris: "Ich gehe davon aus, dass wir uns immer noch wie die Underdogs fühlen wollen. Wir haben viel zu kämpfen, zu versuchen, dass wir uns jede Minute an jedem Tag verbessern. Und natürlich wird es mehr Druck geben - auf das ganze Team." Für den Briten ist klar, dass jetzt alle Augen auf McLaren gerichtet sind: "Aber das wissen wir auch alle, wir haben das alle akzeptiert und anerkannt."

Norris braucht den Druck: "Oft die besten Leistungen"

Dieser Umstand gelte auch für ihn selbst: "Für viele Leute bin ich vor dieser Saison der Favorit und so weiter. Und als Team sind wir der Favorit", sagt Norris, dem das jedoch laut eigener Aussage nichts ausmacht: "Viele Leute denken, dass Druck etwas Schlechtes ist. Aber für mich ist es das Gegenteil: Es ist etwas Gutes. Ich habe mich unter Druck immer besser geschlagen. Ich kann unter Druck besser denken, mich besser fokussieren."

Das habe auch nichts damit zu tun, dass er - wie schon oft von Norris selbst verraten - nach wie vor Nervosität in gewissen Momenten verspüre: "Jeder hat seine eigene Art, damit umzugehen", erklärt der Brite: "Ich fühle Druck und weiß er ist da. Aber meine besten Leistungen kamen oft, wenn er da war."

Dabei sei ihm bewusst, wo er sich nach einem "guten Jahr" 2024 für den nächsten Schritt steigern muss: "Es war klar, dass ich mich in vielen Bereichen verbessern musste, vor allem in meinen Zweikämpfen gegen Max. Aber ich werde diese Saison nicht nur gegen Max kämpfen", richtet Norris den Blick nach vorne - und auf Teamkollege Piastri: "Ich werde gegen den Typen links neben mir kämpfen und gegen viele andere Fahrer. Aber ich fühle mich bereit dazu."

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