Motorsport Formel 1
Lewis Hamilton schreibt 2025 ab: "Wird für den Rest des Jahres so bleiben"
"Ich habe keine Antwort", antwortet Lewis Hamilton fast schon resignierend auf die Frage, warum für ihn seit seinem Sprint-Sieg in China fast gar nichts mehr funktioniere? Das Rennen am vergangenen Sonntag in Saudi-Arabien beendete er auf Platz sieben, gut eine halbe Minute hinter seinem Teamkollegen Charles Leclerc.
Während der Monegasse Ferrari das erste Podium in diesem Jahr bescherte, ist Hamiltons bislang bestes Grand-Prix-Ergebnis ein fünfter Platz in Bahrain. Dazu kommen zwei siebte Plätze in Dschidda und Suzuka, ein zehnter Platz in Melbourne und eine Disqualifikation in Shanghai.
Der Sprint-Sieg an gleicher Stelle fällt also komplett aus dem Rahmen, und Hamilton selbst erklärt, dass er keine Ahnung habe, wie sich seine Ergebnisse in Zukunft verbessern sollen. Denn ein spezielles Problem mit dem Ferrari gebe es eigentlich nicht.
"In den Daten sieht [der Unterschied] nicht massiv anders aus", sagt Hamilton, als er um einen Vergleich zu seinem Teamkollegen gebeten wird. Er sei einfach nur langsamer in den Kurven, grübelt Hamilton und ergänzt, dass es "leicht unterschiedliche Set-ups" bei ihm und Leclerc gebe.
Doch sorgt nur das wirklich für den teilweise großen Unterschied? Im teaminternen Qualifyingduell steht es aus Hamiltons Sicht 1:4 gegen Leclerc. Lediglich in China hatte er die Nase hauchdünn vorne (0,094 Sekunden), seitdem sah er kein Land mehr gegen den Monegassen.
In Japan fehlten gut drei Zehntel auf Leclerc, in Bahrain und Saudi-Arabien war es sogar jeweils mehr als eine halbe Sekunde. Und an einem Sonntag landete der Ferrari-Neuzugang bislang noch gar nicht vor seinem Teamkollegen. In dieser Statistik liegt er aktuell mit 0:4 hinten.
"Er und seine Seite machen definitiv einen besseren Job als wir", gesteht Hamilton angesichts solcher Zahlen. Und der siebenmalige Champion hat offenbar auch keine übermäßig große Hoffnung, dass sich das schnell ändert.
Hamilton ratlos, aber Vasseur nicht besorgt
Im Rennen in Dschidda "habe ich wirklich alles versucht, aber das Auto wollte einfach nicht mit uns arbeiten", so Hamilton, der nicht wisse, wie lange er diese Probleme noch haben werde. Er betont: "Momentan gibt es keine Lösung. Es wird also für den Rest des Jahres so bleiben."
"Es wird schmerzhaft", lautet daher seine Prognose für die weitere Saison 2025 - die immerhin noch satte 19 Rennen umfasst. Teamchef Frederic Vasseur sieht die Lage daher auch weniger dramatisch und kündigt an: "Ich werde zu 2000 Prozent hinter ihm stehen."
Man werde gemeinsam nach Lösungen suchen, "aber ehrlich gesagt mache ich mir keine allzu großen Sorgen. Wenn man sich anschaut, was er in China oder beim Rennen in Bahrain letzte Woche [...] geleistet hat, dann ist das Potenzial auf jeden Fall vorhanden", so Vasseur.
Hamiltons eigentlich durchweg negative Aussagen führt er darauf zurück, dass das Rennen in Saudi-Arabien nicht wie erhofft verlaufen sei. "Sicherlich ist er niedergeschlagen", so Vasseur, "wenn man das Rennen auf Platz sieben beendet und der Teamkollege auf dem Podium steht."
Er nehme das aber "ehrlich gesagt als positiv auf, denn wenn er damit zufrieden wäre, wäre das nicht normal", betont der Ferrari-Teamchef, der in seiner Medienrunde nach dem Saudi-Arabien-Grand-Prix ziemlich dünnhäutig auf Kritik an Hamilton reagiert.
Vasseur genervt: "Das ist verdammter Bullshit"
Als Journalist Ian Parkes, der unter anderem für die New York Times schreibt, gleich mehrfach nach Hamiltons aktuell nicht guter Form fragt, wirft ihm Vasseur vor, dass er lediglich auf "große Schlagzeilen" aus sei. "Aber das ist verdammter Bullshit", ärgert sich der Teamchef.
Er stört sich vor allem daran, dass man Hamilton nach seinem Sprint-Sieg in China noch in den Himmel gelobt habe, während man jetzt so tue, als habe er das Autofahren verlernt. "Der Wettbewerb ist eng. Es gibt zehn Autos innerhalb von ein paar Zehnteln", erinnert Vasseur.
Schwankungen seien daher ganz normal, erklärt er und verweist auf Weltmeister Max Verstappen, der in Suzuka und Dschidda jeweils auf der Pole und auf dem Podium stand, beim Rennen dazwischen in Bahrain aber im Niemandsland war. "Wir müssen ruhig bleiben", stellt er daher klar.
Wie auch schon im Vorjahr werde es Ferrari "Schritt für Schritt" angehen, um seine Probleme in den Griff zu bekommen, so Vasseur. Allerdings stellen sich inzwischen einige Experten die Frage, ob Hamiltons Probleme wirklich nur mit dem Ferrari zusammenhängen?
Denn zwar gewann der Brite im vergangenen Jahr noch zwei Rennen für Mercedes. Allerdings macht auch er selbst kein Geheimnis daraus, dass er mit den aktuellen Ground-Effect-Autos, die in der Formel 1 seit 2022 zum Einsatz kommen, nie wirklich warm geworden ist.
2025 als Übergangsjahr, 2026 als letzte Chance?
Auf die Frage, ob diese Autos generell einfach nicht zu seinem Fahrstil passen, antwortet Hamilton fast schon ratlos: "Ich weiß es nicht." Fakt ist auf jeden Fall, dass Hamilton in seiner gesamten Formel-1-Karriere lediglich dreimal nach den ersten fünf Rennen einer Saison noch ohne Podium dastand.
Das erste Mal passierte ihm das 2009 bei McLaren, dann erst wieder 2024 bei Mercedes und jetzt 2025 bei Ferrari gleich noch einmal. Es ist daher auffällig, dass das in Hamiltons ersten 17 Formel-1-Jahren lediglich ein einziges Mal vorkam - und jetzt gleich zweimal nacheinander.
Und weil Hamilton selbst 2025 wohl bereits abgeschrieben hat, spekulieren einige darüber, dass die aktuelle Saison für ihn lediglich ein Übergangsjahr zur Eingewöhnung bei Ferrari sein könnte, bevor er 2026 mit einem neuen Reglement, das ihm womöglich mehr entgegenkommen könnte, noch einmal angreifen wird.
Teamchef Vasseur streitet das ab, während Hamilton selbst dazu sagt: "Ich weiß nichts über das Auto des nächsten Jahres, also verbringe ich auch keine Zeit damit, darüber nachzudenken." Allerdings betont er, dass der Bodeneffekt dann keine so große Rolle mehr spielen soll.
"Hoffen wir mal, dass sich die Dinge dadurch ein bisschen verschieben", so Hamilton. Experte Ralf Schumacher kann sich übrigens vorstellen, dass der Brite gar nicht mehr so lange warten und vorher den Stecker ziehen wird, weil er bis dahin den "Spaß" an der Formel 1 komplett verloren haben könnte.
Er sehe daher "wirklich die Gefahr, dass er irgendwann sagt: 'Passt auf, ich will das nicht mehr. Ich will jetzt mein Leben leben. Ich bin 40, ich bin so reich, ich tue mir das nicht mehr an'", so der sechsmalige Grand-Prix-Sieger im Podcast Backstage Boxengasse von Sky.