Motorsport Formel 1
Mansell überzeugt: "Kurzsichtiges" Ferrari wird Newey noch nachweinen
Es war der Wunsch vieler Formel-1-Fans: Der höchstdekorierteste Designer der F1-Geschichte, gepaart mit der legendärsten Marke der Königsklasse, und noch dazu dem erfolgreichsten Fahrer in der Historie. Doch mittlerweile ist klar: Zur Traumehe zwischen Adrian Newey, Ferrari, und Lewis Hamilton wird es nicht kommen.
Stattdessen hat Lawrence Stroll zugeschlagen, den Briten mit seinem dicken Scheckbuch und einer neuen Megafabrik zu Aston Martin gelotst. Bei der Vorstellung der prominenten Neuverpflichtung von Red Bull strahlte Stroll Sr. jedenfalls schon mal mit Sohn Lance und Altmeister Fernando Alonso um die Wette - aus gutem Grund, wie Ex-Weltmeister Nigel Mansell findet.
"Ich denke, Aston Martin ist damit etwas sehr Spezielles gelungen, sich seine Dienste zu sichern", erklärt der Champion von 1992 in Bezug auf Newey. Und auch dem Design-Guru gratuliert Mansell zu seiner Entscheidung: "Ich glaube, für ihn ist es eine fabelhafte Gelegenheit. Und ich denke, dass es sehr weise ist, dass er zu Aston Martin gegangen ist, weil er nicht von der Politik und dem Hype eingeholt wird, der (bei Ferrari) damit einhergeht."
Mansell weiß, wovon er spricht: "Il Leone", wie die Tifosi ihn tauften, bestritt 1989 und 1990 31 Grand Prix für Ferrari - und hatte damals mit dem legendären John Barnard ebenfalls einen britischen Entwicklungschef bei den Roten. Kurios: Weil Barnard sich weigerte, von Italien aus zu arbeiten, richtete ihm Ferrari auf der Insel extra ein eigenes Entwicklungszentrum ein - ein Vorgang, den man für Barnards zweite Amtszeit, nach einem Intermezzo bei Benetton, Mitte der Neunziger sogar nochmals wiederholte.
"Wunden lecken": Verpasst Ferrari einmalige Gelegenheit?
Auch bei Newey soll der Ort des Arbeitsplatzes in den von Ex-Teamchef Eddie Jordan geführten Verhandlungen eine gewichtige Rolle gespielt haben: Neben seiner britischen Heimat, verbringt der 65-Jährige schließlich auch seit Jahren gerne viel Zeit in seinem südafrikanischen Wahldomizil. Geht es nach Mansell, hätte Ferrari dem Star-Designer mal lieber jeden Wunsch erfüllt, denn sein Ex-Team aus Maranello sieht er eindeutig als großen Verlierer des Pokers:
"Ferrari sollte ein bisschen seine Wunden lecken, denn sie hätten ihn kriegen sollen, aber volle Anerkennung für Aston Martin. Ich glaube, was er bei Aston Martin schaffen kann, könnte sogar seine größte Errungenschaft werden, die erst noch kommt, denn ich traue ihm zu, dass er das Team sehr schnell rumdreht", sagt Mansell im Interview mit topoffshoresportsbooks.
"Ich denke, nächstes Jahr werden sie wettbewerbsfähiger sein als dieses Jahr. Und bei Red Bull hat sich schon gezeigt, dass sie ohne ihn ihre Dominanz verloren haben", so der 71-Jährige, für den der Grund dafür feststeht: "Was ist die eine Sache, die sie verloren haben? Adrian Newey." Außerdem gibt er zu bedenken: "Die Leute unterschätzten auch, dass Adrian meiner Meinung nach die letzten Jahre bei Red Bull nicht mehr ganz zufrieden war."
Trotzdem habe der Design-Guru "einen fantastischen Job gemacht", so Mansell, der mit Blick nach vorne prophezeit: "Jetzt in Großbritannien, zusammen mit Aston Martin, da wird Adrian wieder ein bisschen mehr Energie und etwas mehr Richtung finden. Und wenn er sich wohlfühlt, wovon ich bei Aston Martin überzeugt bin, dann aufgepasst. Ich denke, er könnte da etwas sehr Spezielles machen."
Mansell sicher: Newey das Geld wert, Knausern ein Fehler
Hat Mansell dennoch überrascht, dass sich Newey mit dem Nein zu Ferrari auch gegen eine Zusammenarbeit mit Lewis Hamilton entschieden hat? "Nein, nicht wirklich. Sobald ich gehört habe, dass Ferrari sich gegen die möglicherweise hohen Gehaltsforderungen gesträubt hat, die Adrian gestellt hat ... Ich denke, das war kurzsichtig von ihnen", glaubt der Ex-Weltmeister an einen Fehler der Scuderia-Verantwortlichen.
Begründung: "Sie haben eine Gelegenheit verpasst, denn wer auch immer Adrian Newey kriegt, dem ist es nahezu garantiert, dass er ein paar fantastische Jahre hat." Auch hier spricht Mansell aus Erfahrung: Mit Newey arbeitete er einst selbst äußerst erfolgreich bei WiIlliams zusammen ...
Dabei verband die beiden Briten zunächst eine kuriose Anekdote: Schließlich war es Mansell, der den jungen Newey um seinen ersten Sieg in der Formel 1 brachte, weil er beim Großen Preis von Kanada 1991 in der Zielrunde zu früh jubelte, und sein Auto in Führung liegend abwürgte - etwas, das Newey Mansell heute noch spaßeshalber vorhält. Ein Jahr später holte Mansell dann aber in Neweys FW14 in dominanter Manier den ersten WM-Titel für beide.