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Motorsport Formel 1

Marko: An Verstappen wurde in Mexiko "ein Exempel" statuiert

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© Motorsport Images

Jetzt sind die Samthandschuhe endgültig ausgezogen im WM-Duell zwischen Max Verstappen und Lando Norris: "Dieser Typ ist gefährlich", funkt der McLaren-Pilot nachdem ihn der Weltmeister in Runde zehn des Großen Preises von Mexiko gleich zweimal von der Strecke drängt, und dafür von den Stewards zwei 10-Sekunden-Strafen aufgebrummt bekommt.

"Ich glaube, dass die Strafe sehr hart ausgefallen ist. Ich glaube ja, dass das eine Reaktion ist auf all die Vorfälle, die in Austin stattgefunden haben", erklärt Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko nach dem Rennen im ORF, wenngleich er einräumt: "Strafe bis zu einem gewissen Grad wahrscheinlich berechtigt, aber zweimal zehn Sekunden war sicher das Maximum, oder mehr als Maximum, was notwendig war."

Ex-Formel-1-Pilot und TV-Experte Alex Wurz empfindet die zweite Verstappen-Aktion als zu hart, sieht die Strafe dafür als gerechtfertigt an, für die erste Aktion in Kurve vier hätten es laut Wurz aber auch fünf Sekunden getan: "Bin voll deiner Meinung", pflichtet Marko der Analyse seines Landsmannes bei, und erklärt: "15 Sekunden hätten gereicht."

Den Stewards offenbar nicht. Ob die Regelhüter aber durch die viele Kritik an ihren Entscheidungen in Austin, vor allem durch die britische Presse, die naturgemäß Norris nähersteht, beeinflusst waren, soweit will Marko nicht gehen: "Ich würde es nicht auf die britische Presse (schieben), sondern auf die ganzen Kommentare und Diskussionen, die es da gegeben hat. Der Max hat das Image, oder er ist ein harter Fahrer, und ich glaube da wollte man auch ein gewisses Exempel statuieren."

Brown: "Es wird ein bisschen lächerlich"

Gut so, findet indes McLaren-Boss Zak Brown. Der Amerikaner ist nach dem Rennen in Mexiko einmal mehr nicht um eine klare Meinung verlegen: "Ich meine, es wird ein bisschen lächerlich, also Applaus für die FIA-Kommissars, genug ist genug", sagt er mit Blick auf die Verstappen-Aktionen bei Sky, und äußert für den Saisonendspurt einen frommen Wunsch: "Wir sollten von nun an einfach gutes, sauberes Racing haben."

Weiteres Einmischen in die Causa durch McLaren erachtet Brown zum aktuellen Zeitpunkt aber nicht für nötig: "Die Stewards sind dran, ich denke, das wird durch die ausgesprochenen Strafen klar. Ich denke nicht, dass wir da noch etwas tun müssen, man sollte sie einfach ihren Job machen lassen", sagt der McLaren-Boss, und lobt: "Dieses Wochenende haben sie einen guten Job gemacht."

Dieser Meinung pflichtet auch Ex-Formel-1-Pilot und Sky-Experte Martin Brundle bei, denn mit Verstappens Vorstellung am Sonntag kann er nicht viel anfangen. Der Niederländer habe in Kurve sieben "einfach Rot gesehen, eigentlich ein ziemlich alberner Moment", findet Brundle: "Er hat sie beide von der Strecke gefahren, und hatte Glück, dass er keine Durchfahrtsstrafe oder so etwas bekommen hat."

Brundle kritisiert Verstappen: "Er ist besser als das"

Obwohl sich Brundle ein höheres Strafmaß hätte vorstellen können, stellt er klar: "Ich habe so viel Ehrfurcht vor Max, und ich hasse es, wenn er solche Sachen macht. Er ist besser als das. Er ist zu gut." Eine Kritik, die sitzen dürfte beim Weltmeister, dessen Image auf der Insel spätestens seit seiner rauen Gangart im WM-Duell 2021 mit Lewis Hamilton ohnehin nicht das Beste ist.

Aktuell käme laut Brundle jedoch noch ein neues Element hinzu: "Ich denke, er ist frustriert, weil er im Moment nur das drittbeste Auto hat. Wir wissen, dass er temperamentvoll ist, und aggressiv - und das will man auch, da sind wir uns ja einig - aber es gibt ein Limit. Und dieser zweite Vorfall, der war über dem Limit", so Brundle, der warnt: "Wenn er weiterhin Strafen kassiert, wird er es zügeln müssen."

Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner betont nach dem Zieleinlauf in Mexiko: "Man muss sich immer an die Regeln halten, und wir werden uns das Rennen anschauen, und daraus lernen." Immerhin verliert Verstappen im Vergleich zu Norris am Sonntag durch die Strafen zehn wertvolle WM-Punkte, die für den Niederländer im WM-Kampf am Ende noch teuer werden könnten ...

Horner: "An welchem Punkt ist eine Divebomb noch okay?"

Allein: Mit Blick auf das Duell auf der Strecke, sieht Horner die Sache in Mexiko naturgemäß nicht ganz so eindeutig wie etwa Brown oder Brundle: "Max hat die Strecke in Kurve vier nicht verlassen. Und in Kurve sieben hat Lando sehr spät die Tür aufgemacht, da sind dann beide rausgehfahren", sagt der Brite, der daher eher eine Grundsatzdiskussion ortet.

"Das Problem ist, ich glaube wir kommen damit in sehr gefährliches Gebiet: An welchem Punkt ist eine Divebomb noch okay?", fragt der Red-Bull-Teamchef, und schlägt vor: "Also ich denke, die FIA und die Fahrer müssen sich wirklich hinsetzen und entscheiden, was ist akzeptabel und was nicht."

Geht es jedoch nach McLaren-Pendant Andrea Stella, hat die FIA das längst, und mit ihrem Urteil in Mexiko die entsprechenden Taten folgen lassen: "Für mich sahen diese Strafen korrekt aus. Die Stewards haben diese Rennsituation richtig interpretiert und haben die Strafen angewendet", kommentiert der Italiener bei Sky.

"Es gibt eine Sicherheit, wenn man weiß, dass man hart fahren kann, aber es bestraft wird, wenn es über die Grenzen geht. Uns gibt es eine Sicherheit", so Stella: "Allen Fahrern und Mitbewerbern wird gezeigt, dass es Grenzen und Limits gibt, die respektiert werden müssen. Das macht das Rennen einfacher und ist ein wichtiger Punkt heute gewesen."

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