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Motorsport Formel 1

Marko zu Grund für Newey-Abschied: "So eine Art Burnout"

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© Motorsport Images
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Adrian Neweys Abgang bei Red Bull ist weiterhin das Thema am Grand-Prix-Wochenende in Miami. Während sich der Design-Guru selbst nicht zu seiner Kündigung äußern will, gibt man sich bei Red Bull betont entspannt ob der Trennung vom Star-Designer.

"Es kam überraschend", räumt Motorsportbearter Helmut Marko bei Sky zwar ein: "Aber wenn die Motivation draußen ist, und das ist so eine Art Burnout bei ihm gewesen, dann muss man das akzeptieren", äußert Marko Zweifel an Neweys aktueller Lust auf die Formel 1.

Dass sich der Brite ganz in den Ruhestand verabschiedet, davon geht der Österreicher allerdings nicht aus: "Ich fürchte, dass er nach einer gewissen Nachdenkphase wieder diesen Rennspirit, den Rennhunger haben wird und der dann halt einem anderen Team und nicht uns zur Verfügung steht", erklärt Red Bulls Motorsportbearter.

Newey bei der Konkurrenz, dieser Gedanke bereitet Marko vor allem mit Blick auf die neuen Regeln ab 2026 Unbehagen, denn der richtige Riecher bei Reglementsänderungen sei Neweys "größte Stärke". Trotzdem gibt sich Marko mit Blick auf 2026 zuversichtlich, "dass unser jetziges Team auch die nötige Erfahrung und das Wissen einbringt, dass wir auch da wettbewerbsfähig bleiben".

Dass der Abgang "psychologisch eine Schwächung" sei, will Marko dabei gar nicht in Abrede stellen, das Ende von Red-Bulls Erfolgsära sieht er deshalb aber nicht zwingend gekommen: "Der Abgang von Newey ist natürlich ein schmerzlicher. Er ist der beste Designer der Formel 1. Er war als Person, als Mensch sehr geachtet, war immer für alle Probleme oder Anfragen da", lobt Marko Newey als "sehr intelligenten, wertvollen Mitarbeiter".

"Newey zu haben, gegenüber einem anderen Team, das war schon ein Vorteil. Es war ein Vorteil, wenn man junge Ingenieure anheuert, weil die wollten alle mit Adrian arbeiten", ist sich Marko der Strahlkraft seines scheidenden Star-Designers bewusst. "Aber auf der anderen Seite haben wir ein derartig breit aufgestelltes Technikteam, das jetzt unter der Führung von Pierre Wache steht, auch mit jungen Talenten, dass ich also in der Performance kein Problem sehe, dass wir hier abfallen", so Marko.

Marko: "Wir sind gewohnt zu kämpfen"

An der Motivation innerhalb des Teams werde Neweys Abgang jedenfalls nichts ändern, ist der Österreicher überzeugt: "Das oberste Ziel ist die WM 24, auch die WM 25. Da wird alles daran arbeiten", glaubt Marko, der sein Team in Bezug auf der personellen Abgang "einfach mit einer Tatsachenentscheidung konfrontiert" sieht, aus der man nun das Beste machen müsse.

Für Marko ist klar: "Wenn wir jetzt sagen: 'Ohje, jetzt haben wir überhaupt keine Chance mehr', dann werden wir das nicht erreichen. Es ist die Grundstimmung, die ist positiv. Dass es ein Verlust ist, das weiß jeder. Aber wir sind gewohnt zu kämpfen und das ist jetzt das Motto für die nächsten Jahre."

Gekämpft hat Red Bull zunächst auch erstmal mal noch um Newey, wenngleich der Brite diesmal nicht mehr umzustimmen war, wie Marko im ORF verrät: "Es hat Gespräche vom Herrn Mintzlaff in diese Richtung gegeben, aber die Entscheidung von Newey ist festgestanden und wenn jemand nicht mehr den Richtigen Animo, den Geist für diesen Rennsport hat, dann hilft das nichts."

Marko will diesbezüglich vernünftig bleiben: "Wir müssen das hinnehmen, wenn er persönlich sagt, es ist bei ihm sozusagen die Luft raus und er braucht eine Phase für die Regeneration, das muss man akzeptieren." Steine habe Red Bull seinem Design-Guru deshalb auch keine in den Weg gelegt, "aufgrund seiner unglaublichen Verdienste, die er hier mit Red Bull Racing hatte", wie Marko verrät, "hat man auch eine für beide Seiten akzeptable Lösung für die Auflösung des Vertrages gefunden".

Horner mit warmen Worten zum Newey-Abschied

Teamchef Horner schlägt in die gleiche Kerbe und spricht Newey in erster Linie seinen Dank aus: "Adrian hatte eine wunderbare Karriere. Er hat die letzten 30 Jahre hart gearbeitet. Er war sieben Jahre bei Williams, sieben Jahre bei McLaren und dann fast 20 Jahre bei uns. Das Team ist großartig aufgestellt, und er hat das Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, einen Schritt zurück zu machen und eine Auszeit zu nehmen", sagt Horner.

Auf persönlicher Ebene werde Newey, allen medialen Unkenrufen über ein zuletzt deutlich abgekühltes Verhältnis der beiden Briten zum Trotz, ihm fehlen, so Horner: "Wir sind in diesen 18 Jahren durch dick und dünn gegangen. Er saß in dieser Zeit neben mir an der Boxenmauer. Wir haben 117 Siege und ein paar Weltmeisterschaften gewonnen. Es gab auch ein paar Tiefpunkte. Aber die Kameradschaft werde ich sicher vermissen."

Das Red Bull wegen des prominenten Abgangs auseinander bricht, das kann sich aber auch Horner nicht vorstellen: "Unsere wichtigsten Säulen für die Zukunft stehen. Das technische Team ist durch langfristige Verträge abgesichert." Neweys Abgang habe sich indes "schon ein bisschen abgezeichnet", die Struktur des Teams sei aber "gut eingespielt" und bereit, "den Staffelstab jetzt zu übernehmen und weiterhin fantastische Autos zu produzieren".

Mit Blick auf Neweys nähere Zukunft ist Horner überzeugt: "Er wird erstmal eine Auszeit nehmen. Er ist 65. Er hat es sich verdient, jetzt mal ein bisschen Zeit mit seiner Frau und seiner Familie zu verbringen. Das steht für ihn jetzt im Vordergrund. Wenn er dann entscheidet, es nochmal in der Formel 1 zu probieren ... Wer weiß?"

Dass die unruhigen letzten Wochen bei Red Bull - und speziell die Affäre um seine Person - etwas mit Newey Ausscheiden aus dem Unternehmen zu tun haben, glaubt Horner nicht: "Es hat schon vor zwölf Monaten Gespräche darüber gegeben, ob Adrian nicht einen Schritt zurück macht. Ich weiß, dass er darüber schon eine Weile nachdenkt, und wir haben damit geplant." Dass Newey gehe, während Red Bull an der Spitze ist, wertet Horner sogar als perfektes Timing: "Es ist traurig, ihn gehen zu sehen, aber die Show geht weiter."

Schumacher glaubt der Horner-Version nicht

Für Sky-Experte Ralf Schumacher hingegen hat Horner sehr wohl einen großen Anteil an Neweys Abgang: "Er hat die Situation so hervorgerufen, da gab es auch zwischenmenschliche Probleme zwischen den beiden, dass Adrian Newey diese Entscheidung getroffen hat", glaubt der Deutsche. Auch, dass Newey schon länger aufhören wollte, sei ihm "ganz neu", so Schumacher: "Zumal er den Vertrag erst verlängert hat."

Insgesamt habe sich das Machtgefüge bei Red Bull zuletzt stark verändert, zugunsten Horners, wie Schumacher glaubt: "Da weht ein neuer Wind", ist der Deutsche überzeugt, dass sich der Teamchef mit Rückendeckung der thailändischen Besitzer "mittlerweile durchsetzen" könne. Schumacher glaubt in Bezug auf Horner aber trotz des augenscheinlich gewonnenen Machtkampfes: "Ab 26 wird er ein Riesenproblem haben."

Denn immer wieder wird im Zuge der Veränderungen bei Red Bull, deren prominentestes Opfer nun Newey ist, auch an der Zukunft von Weltmeister Max Verstappen im Team gezweifelt - und der Niederländer mit einem Wechsel zu Mercedes in Verbindung gebracht. Horner kann über diese Szenarien nur schmunzeln: "Ihr redet jede Woche darüber, aber er ist noch da! Max ist sehr glücklich im Team. Er hat ein tolles Ingenieursteam um sich, er sitzt im besten Auto des Feldes und fährt in der Form seines Lebens", weist der Teamchef die Gerüchte ins Reich der Fabel.

Mit Blick auf Verstappens Verbleib im Team glaubt er: "Es geht nicht um Verträge, sondern es geht um Zufriedenheit. Und die hat er, diese Dynamik ist da. Was wir sehen, ist ein Fahrer, der in diesem Umfeld über sich hinauswächst." Auch eine an Newey gekoppelte Klausel im Vertrag seines Superstars, wie sie etwa im Fall einer möglichen Trennung von Motorsportberater Helmut Marko publik wurde, gäbe es nicht.

"Max' Vertrag ist vertraulich", sagt Horner, "aber es gibt keine Klauseln, die in irgendeiner Form an Adrian geknüpft sind. Die beiden hatten eine gute Beziehung. Aber Max versteht, dass ein Planungsprozess dahintersteht und das nicht übers Knie gebrochen wird. Die Struktur ändert sich nicht, nur weil Adrian jetzt geht." Allein schon deswegen, weil Newey nicht im klassischen Sinne ersetzt werde: "Alles bleibt, wie es ist. Adrians Rolle war einzigartig. Er hat am Zeichenbrett gezeichnet, und er hatte eine außergewöhnliche Arbeitsweise."

Horner verrät: "Es hat auch niemand an ihn berichtet, sondern er war ein freier Geist innerhalb der Organisation. Die Organisation bleibt genau gleich. Wir haben da Stärke und Stabilität und sind dankbar für die Stärke und Stabilität, mit der er das technische Team hinterlässt." Bleibt nur die Frage, wie viel die Lippenbekenntnisse aller Protagonisten noch wert sind, sollte bei Red Bull nach Neweys Abgang die Formkurve tatsächlich mal nach unten zeigen.


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